in einer glosse hat der leser nichts zu suchen

für glossen gibt es viele regeln, von denen man die meisten missachten kann. aber es gibt eine regel, die man nirgends liest: der hörer oder leser hat in der glosse nichts zu suchen. beispiel: die glosse am beginn der aktuellen computerzeitschrift c’t beginnt mit dem satz

  • Wie ist das eigentlich bei Ihnen mit Urlaubsanträgen?

solch ein satz ist tabu. ähnlich wie sätze dieser art:

  • Hand aufs Herz, das mochten Sie auch nie …
  • Wollten Sie nicht auch schon mal …

wenn der leser oder hörer so direkt angesprochen wird, heißt das: der autor biedert sich ihm an, er hält ihn für minder bemittelt und meint, ihn durch direkte ansprache auf etwas aufmerksam machen zu müssen, worauf er durch den eigentlichen inhalt der glosse gar nicht gekommen wäre. leser sind sensibel für solches sich anbiedern, das kennen wir gut, denn wir sind ja selbst leser.

es gibt viele no-gos für glossen, auch das vermeintlich konspirative beiseiteziehen des lesers:

  • Um ehrlich zu sein: Ich glaube nicht an…

wozu sagt die autorin dem leser, dass sie jetzt ehrlich ist? völlig überflüssig. und das in einem genre, wo jeder satzteil sitzen muss, denn eine glosse ist kurz, knapp und böse. und nicht ausschweifend, lieb und nett.

 

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