[english below]
→ edward ward (1905-1993) war einer der bekanntesten stimmen im BBC rundfunk. sein text “Journeys with a microphone” im BBC Year Book von 1949 ist bemerkenswert. ward beschreibt seine kriegs- und nachkriegserlebnisse fast leichtherzig. vermutlich ein privileg englischer journalisten, die welt so zu begreifen. ich übersetze mal den beginn:
Ich schätze, die Jahre 1940 und 1941 waren intensiver als alles andere in meinem Leben. Es begann in Finnland, im Eis und Schnee des bittersten Winters seit Jahren. Kurzer Zwischenhalt in England. Die deutsche Invasion der Low Countries* kam, als ich gerade auf dem Weg nach Brüssel war. Dann fiel Frankreich, ich schlug mich vor den deutschen Truppen von Bordeaux aus durch, gerade noch rechtzeitig. Ein paar Monate später fuhr ich in einem Konvoi nach Gibraltar und wurde nach Ägypten abkommandiert. Um das zu schaffen, musste ich um das Kap herum fahren, dann von Durban nach Kairo fliegen, wo ich Anfang 1931 eintraf. Ich war bei → Wavells erstem Durchbruch nach Bengasi und weiter dabei; in Griechenland und auf Kreta; ich reiste durch Palestina und Syrien, hielt mich einen Monat in → Abessinien auf. Am 23. November 1941 “tüteten sie mich ein”, als Rommels Panzer praktisch die komplette 5. südafrikanische Brigade einkassierte.
Ich war immer ein unruhiger Mensch gewesen, und die mir aufgezwungene Inaktivität in den dreieinhalb Jahren der Kriegsgefangenschaft in zwei Lagern (eines in Italien, eines in Deutschland) passte meiner Vorstellung vom Leben ganz und gar nicht. Ich schwor mir, dass ich in der Zukunft nicht länger als nötig an einem Ort verbringen würde. Das scheint mir gelungen zu sein. Wenige Tage nach meiner Befreiung durch die 1. US Armee kam ich mit meinen Befreiern zurück nach Deutschland. Ich war bei ihnen, als Leipzig fiel, und beim Treffen mit der Roten Armee an der Elbe. Am VE-Day befand ich mich im deutschen Hauptquartier in Flensburg.
Nach dem Ende des Europäischen Kriegs wollte ich sehen, wie es im fernen Osten weiterging. Die Atombombe verschlug mich dahin. Ich erreichte Ceylon kurz nach der Kapitulation Japans. In China war sehr viel los, also kam ich nach Hongkong, um der Feier zur japanischen Kapitulation beizuwohnen. […]
Von Shanghai, einer Stadt, die komplett amerikanisch mit orientalischem Anstrich geworden war, fuhr ich nach Norden zu der wunderschönen alten Hauptstadt Peking, die sich seit meinem Besuch vor 10 Jahren kein bisschen verändert hatte – außer dass alles teuerer geworden war. Ich reiste weiter nach Norden, über die Große Mauer Chinas in die Mandschurei, um über den Krieg zwischen den chinesischen Nationalisten und Kommunisten zu berichten. Einige Tage kam ich in einem chinesischen Eisenbahnzug unter, der das Hauptquartier des nationalistischen Generals Tu Li-ming war. Dann flogen wir zu den kommunistischen Hauptquartieren in der inneren Mongolai. Wir gaben dem kommunistischen General eine Mitfluggelegenheit zurück nach Peking in unserem Flugzeug. Das führte zu dem peinlichen Moment, als wir auf Nationalistischem Gebiet zwischenlandeten und ein nationalistischer General zu unserem Flugzeug kam. Es ging noch einmal gut, weil die beiden zusammen zur Schule gegangen waren und sich gegenseitig in den Arm nahmen.
*Belgien, Luxemburg, Niederlande