gameboy | chef

gameboy 1

1992 habe ich zum zweiten mal minoru arakawa getroffen und interviewt. er war damals wegen des erfolgs der spielekonsole gameboy (mit tetris) amerika-chef von nintendo geworden. auch der erfolg in deutschland, so sagte er mir damals, habe zu der beförderung beigetragen. beim ersten interview, zwei jahre zuvor, hatte er mir den gameboy geschenkt; das gerät war damals gerade erst auf den markt gekommen. ich fragte ihn 1992, wie er in die firma in kyoto kam? über seinen schwiegervater hiroshi yamauchi, den präsidenten von nintendo. Sie haben also in die firma hineingeheiratet? – “ja”, antwortete minoru arakawa. hier noch ein ausschnitt aus dem sehr herzlichen gespräch (auch wenn es sich nicht so herzlich liest):

reisen Sie viel?

ja, ich verbringe meinen monat so: eine woche in japan, eine woche in europa, speziell in deutschland, und zwei wochen in den USA.

das ist nicht gut für Ihre gesundheit!

aber es macht spaß.

übernachten Sie meistens in hotels?

fast immer.

leiden Sie unter jetlag?

ja.

wie viel uhr ist es denn Ihrem gefühl nach im moment?

ich komme gerade aus seattle an der US-westküste. der zeitunterschied beträgt 10 stunden. ich werde mittags also müde und bin dafür um 3 uhr nachts hellwach.

was tun Sie denn dann nachts um 3?

ich versuche, wieder einzuschlafen. aber heute morgen ging es einfach nicht. ich habe angefangen zu lesen und anrufe in die USA und nach japan getätigt.

warum haben Sie stattdessen nicht gameboy gespielt?

das mache ich nur manchmal.

weil der bildschirm bei schlechten lichtverhältnissen unbrauchbar ist?

ja.

baader meinhof | ensslin

drei gefangene am 2. prozesstag 1975

die fotos finden sich im staatsarchiv ludwigsburg unter dieser signatur. wir sehen links andreas baader, damals anfang 30. in der mitte ulrike meinhof, damals 40 jahre alt. rechts gudrun ensslin, mitte 30. zusammen mit jan-carl raspe wurden sie am 5. juni 1975 in den eigens für sie gebauten gerichtssaal gefahren. die vier angeklagten waren auch am ersten prozesstag anwesend gewesen; im laufe des “stammheim-prozesses“, der sich lange hinzog, passierte das immer seltener.

baader, wie später auch ensslin, akzeptierten das gericht nicht. das wird an vielen stellen deutlich, etwa hier:

Angekl. B[aader]:

Wir hatten eigentlich nicht vor, auf die juristische Verpackung dieser Veranstaltung überhaupt einzugehen hier, sie ist sekundär. Und in der Entwicklung dieses Verfahrens, vermittelt es sich willkürlich selbst besser als jede Interpretation das könnte. Es ist auch, oder es war auch, wie sich gezeigt hat.

Vertr[eter] d[er] Bundesanwaltschaft:

Herr Vorsitzender, es ist nicht verständlich, was Herr Baader sagt.

Vors.:

Ich weiß nicht, ob dies an der Mikrophonanlage liegt, das bezweifle ich.

Angekl. B[aader]:

Also soll ich das nochmal wiederholen.

Vors.:

Vielleicht, Herr Baader, wenn Sie etwas größeren Abstand einhalten.

Angekl. B[aader]:

Also, wir hatten nicht vor, auf die juristische Verpackung dieser Veranstaltung hier überhaupt einzugehen …

ich bekam 30 jahre später den tipp von einem kollegen im SWR-archiv, dass jetzt tonbänder mit den mitschnitten mancher prozesstage aufgetaucht waren. mit diesen tönen, bei denen man die angeklagten erstmals in diesem kontext hörte, startete ich im SWR das → archivradio. daraus wurden dann eine sendung im WDR, ein hörbuch und mehrere podiumsdiskussionen.