luxemburgischer einlasskönig | ins steuerparadies

Price_Water_House_Cooper_Attn._Marius_Kohl_2010_Luxembourg-Leaksluxemburg-leaks: “bitte, lieber herr kohl, Ihr stempel…”

ein bild gibt es von ihm, nicht, aber laut wall street journal müsste er jetzt 61 sein, er trägt bart und einen pferdeschwanz: marius kohl, genannt monsieur ruling. weil er in den teilweise schon seit 2012 bekannt gewordenen zulassungspapieren drinsteht, war jetzt ein wikipedia-artikel über ihn fällig. hier ist er, der → marius kohl. typischer fall von man weiß wenig. in einer klassischen enzyklopädie hätte man paar jahrzehnte gewartet, bis wissenschaftliche sekundärliteratur zu den luxemburg-leaks erscheint. auch der artikel über die luxemburg-leaks selbst ist im grunde streitbar. ich sehe diese problematik, bin aber der meinung, dass die wikipedia inzwischen auch aktuell informieren sollte, sobald sich einige kernfakten “gesetzt” haben. die quellen dürfen dann meinetwegen der guardian & co. sein, nicht aber spiegel online oder bild.de. spiegel online ist die, mit verlaub, edelnutte unter den deutschen zeitschriften/zeitschriften-online-portalen, und bild ist eh jwd.

zurück zu marius kohl. ein typisches dokument habe ich von den leaks herauskopiert (siehe oben). da wird er direkt von price waterhouse cooper angeschrieben. die britische beraterfirma hat brav ihr briefkastenbüro in luxemburg errichtet und möchte in dem schreiben einen vorher mündlich angebahnten deal perfekt machen, andere ins boot zu holen, die eigentlich in großbritannien steuern zahlen müssten, aber viel lieber hier in luxemburg steuern zahlen wollen. alle dokumente zu dem thema stammen von price waterhouse cooper, meines wissens sind sie alle an marius kohl gerichtet.

kohl dürfte im moment bisschen pressescheu sein. er ist seit paar monaten in rente. nicht nur in der luxemburgischen finanzwelt, auch bei kleineren bürgern, gilt er als nationalheld, denn durch seine tausenden von positiven stempeln spülte er steuermilliaren ins land, ganz im sinne seiner chefs, den finanzministern, und seines langjährigen chefchefs jean-claude juncker – die das natürlich nicht an die große glocke hingen. marius kohl tat vermutlich nichts unrechtes, aber als jemand, der über 20 jahre lang diese art von steueroasendeals abnickte und der sich im staats-, finanz- und EUrecht auskennt, wusste er natürlich, was da läuft, und gehört damit in die kategorie der manager von sagen wir mal JP morgan chase, die auch wussten, was sie taten.

wenn nur ein hauch von dem stimmt, was die luxemburg-leaks nahelegen, haben juncker, seine finanzminister und der sicherlich liebe nette herr kohl millionen von europäern, wie man hausbacken sagt, über den tisch gezogen. naiv zu denken, das würde nicht laufend passieren. würden solche infamen geldschiebereien nicht laufend passieren (auch rüstungsexport und risikoanlagen gehören dazu), würden wir steuern zahlen, und die welt würde grün werden, die straßen glatt, die radwege sicher, die kinder hätten ihre kitas usw.

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