recherche vor ort – das ist das eigentlich das übliche für ein seriöses medium wie einen öffentlich-rechtlichen rundfunksender. früher flog ich für halbstundenfeatures zur siggraph-konferenz nach los angeles, immer mit billigflügen und übernachtungen in motels, aber eben vor ort. heute ist das selten geworden, weil viele sender und redaktionen a) an der falschen stelle (eben an der vor ort recherche) sparen und/oder b) nur noch lokalinteresse bedienen, weil „der hörer“ das „am liebsten“ hört.
diesen zweitägigen kurztrip mit billigflieger und billighotel finanzierte mir die redaktion forschung aktuell im deutschlandfunk. ich berichte dafür zweimal im programm. im SWR und WDR geht das nur noch für große sendungen, beim BR schon lange nicht mehr, und vom rest schweigen wir lieber. stattdessen läuft in diesen programmen (aber eben nicht im DLF, der auch kräftig einspart) immer mehr von der ware, die am billigsten ist: musik. das wiederum setzt die moderatoren in zweifacher weise unter stress: sie müssen a) peinliche brückenmoderationen schreiben („und nach der übernächsten musik hören Sie dann endlich unseren bericht über…“) und b) selbst immer mehr interviews machen, ohne dass sich dafür ihr tageshonorar erhöht.
arbeitsverdichtung ohne aufpreis, hörte ich auf der infosec in london immer wieder, ist in der IT-sicherheitsbranche ein no go. die angestellten fordern hohes gehalt, großzügige arbeitsbedingungen, reichlich urlaub und: eine perspektive. mir ist kein freier rundfunkautor oder -moderator, dem/der in den letzten jahren eine verlockende perspektive von ihren funkhäusern aufgemacht wurde.
damit kickt sich der öffentlich-rechtliche rundfunk sein standbein weg. er wurde laut rundfunkstaatsvertrag dafür gegründet, inhalt zu präsentieren (das hieß früher „belehrung“), und nur sekundär zu unterhalten. ARD sportfernsehen, krimis und schmonzetten, und die rundfunkwellen WDR 1(live), 2 und 4 sind reine unterhaltungskanäle.
siehe auch dieses posting.