zuspielungen | 1996

abgesegnete zuspiel-CD

sendungen von freien mitarbeiterInnen des bayerischen rundfunks mussten von tontechnikerInnen vor der ausstrahlung „abgenommen“ werden. das diente dazu, technische defekte rechtzeitig zu erkennen. bis ende der 1990er jahre waren so genannte „zuspielbänder“ üblich; das waren mit 38 cm/s laufende tonbänder, deren elemente durch einfügen von gelben bändern getrennt wurden. wir moderatorInnen gaben den technikerinnen hinter der scheibe handzeichen, um den nächsten take abzuspielen. der endete bei ankunft des nächsten gelbbands; die technikerin (meist waren das frauen) stoppte das band und startete es nach dem nächsten handzeichen.

zuspiel-tonband von 1987

die vorbereitung dieser zuspielbänder geschah zusammen mit tontechnikerinnen in so genannten schneideräumen. typisches beispiel: ich hatte ein interview auf DAT aufgenommen, mir die stellen auf dem DAT-band notiert. sie wanderten übers mischpult auf studioband, wurden dort mit einer schere und kleber gesäubert und durch gelbband getrennt. eine technische abnahme war nicht mehr erforderlich, weil ja bei diesem vorgang das expertenohr der technikerin dabei war.

zuspiel-CD für das Radiotop XX

ich habe für das → zündfunk radiotop 1993 einen digitalen weg eingeschlagen und für meine sendung die tonband-zuspielungen abgeschafft. das war eine technische revolution und wurde von den kollegInnen der technik mit großem interesse wahrgenommen; die redaktion wusste nichts davon. die technikerInnen mussten nun meine zu hause am computer erstellte audio-CD mit meinem zuspiel-takes abnehmen. ein beispiel davon ist ganz oben zu sehen. die krümmung des aufklebers kommt daher, dass er für die wickelkerne (bobbies) der tonbänder gedacht war. mir als moderator gab die zuspielung von einzelnen takes auf der CD viele freiheiten. ich konnte, ohne diskussion und ohne band-umspulung, schnell die reihenfolge ändern. es war zwar noch eine technikerin hinter der scheibe, aber sie hatte während meiner sendung nichts zu tun.

es gab auch tonträger, die zwischen PC und CD lagen. im foto oben ist eine DAT-cassette zu sehen, die eine offizielle „PR“-nummer des BR trägt, also mit einem 38 cm/s-tonband gleichgestellt war.

hülle der selbstgebrannten zuspiel-CD (1995)

wegen der makellosen soundqualität meiner CDs kam es nach der anfangsphase nur noch selten zu abnahmen im BR. das foto oben ist ein solches beispiel. es war das radiotop XXXIV. paar monate später endete die reihe mit dem radiotop 42. ich wohnte längst in köln. die diskettenlaufwerke in der abteilung → forschung aktuell im deutschlandfunk schlösser angebracht, um dem einschleusen von viren vorzubeugen. ich hatte ende 1997 eine neue suchmaschine entdeckt, fand sie überragend gut. ich war abends nach der sendung allein in der redaktion und stellte still und heimlich die suchmaschinen aller PCs auf google um.

technisch war der übergang von tonband zu CD durch das → harddisk recording möglich geworden. damals nur auf dem apple macinsosh mit teurer soundkarte und schnittsoftware, später natürlich auf windows, linux etc. anfang der 2000er jahre starb die tonbandtechnik in den funkhäusern aus. heute wird alles von USB-stick oder festplatte zugespielt.

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