mix | pre 3

mix pre-3 rekorder

das ist ein ganz besonderes gerät für uns rundfunkreporter. ich nahm ein gespräch am runden tisch auf, zwei gäste und ich. jeder hatte eine sennheiser niere mit tischstativ vor sich. die drei XLR-stecker steckten in dem oben abgebildeten gerät. es hat genau drei eingänge, nicht mehr. bei einem runden tisch mit mehr teilnehmern müssten die sich die mikros teilen, oder man müsste zum größeren bruder des pre-3 greifen.

ich habe das equipment bei der produktionshilfe im deutschlandfunk kultur (berliner funkhaus) ausgeliehen. der kollege dort, frank schönsee, testete mit mir zusammen das uns weitgehend unbekannte interface aus. was uns sofort gefiel, waren die grünen LEDs, die an den drei eingangsreglern blinkten, je nach pegel, der gerade über die mikros hereinkam. sehr anwenderfreundliches optisches feedback.

test am vorabend der aufnahme in berlin

der rekorder nimmt auf SD-karte auf. als wir die testaufnahme in den DLF-rechner einlegten, zeigte sie eine ordentliche wav-datei mit 48 kHz, ließ sich aber nicht ins DIRA-system importieren.

ich fand erst später in meinem büro in köln heraus, woran das lag. wavelab, mein workhorse in sachen schnitt und mischung, las die datei gar nicht. die datei war mit 1 GB für 45 minuten gespräch am runden tisch seltsam groß. mein allround-abspieler winamp scheiterte auch, meldete aber, warum: weil es sich um eine 5-spurige wav-datei handelt.

wäre die datei tatsächlich defekt gewesen, hätte ich panik bekommen. ich hatte die aufnahme aber im pre-3 schon vorgehört, bevor ich das gerät an frank schönsee zurückgab, und startete mit gegebener gelassenheit mein kompositionsprogramm cubase. cubase fragte mich, was ich mit der 5-spurigen audiodatei machen möchte, vielleicht in fünf spuren untereinander anlegen? klardoch!

cubase liest fünf spuren ein.

fünf spuren können abschreckend wirken. in unserer branche sind sie hoch willkommen, weil sie enorme möglichkeiten beim schluss-mix eröffnen. man hört zum beispiel, weil immer alle drei mikros offen waren, die ruhigen atemzüge der personen, die gerade zuhörten und nicht sprachen.

die oberen zwei spuren in der cubase-darstellung sind der stereo-downmix, von dem ich eigentlich ausgegangen war. wenn ich sie links/rechts pegle habe ich das bruttoergebnis mit exzellentem sound, aber den atmern der anderen, und mit ziemlich viel raum, weil ja immer alle drei mikros zu hören sind, also person A auch, wenn auch leise, in mikro 2.

das geschenk, mit dem wir nicht gerechnet hatten, sind die drei unteren spuren. sie stehen für die drei mikrofone. wenn ich eine dieser drei solo abhöre, ist kaum raumhall zu vernehmen, dafür eine sehr präsente stimme der/des sprechenden. und wegen des kashmir-vorverstärkers praktisch kein rauschen.

zum mix pre-3 gibt es eine app, die so grottenschlecht programmiert ist, dass man sie vergessen kann. vielleicht kann man über den USB-port die spuren einzeln herausholen (hab ich nicht probiert), während sie auf der SD-karte nur zusammen gespeichert werden. kann auch sein – und die bedienungsanleitung hält sich dazu bedeckt – gibt es auch einen modus für einen reinen stereo-downmix.

das gerät kostet rund 700 €.