stern und | trump


donald trump bei howard stern 1997

1987 war ich zum ersten mal in new york city und drehte an der damals noch analogen radioskala. zwei sender fielen mir auf, WFMU mit seinem damals schon radikalen musikprogramm (fast) rund um die uhr; und W-KROCK, da die frühmorgensendung mit howard stern. stern war ein meister des live-mediums, spontan und witzig. sein markenzeichen: zoten, intime fragen, macho-kommentare, und stets mit der FCC-regulierung im kopf, nach der bestimmte worte wie fuck nicht über den sender gehen durften. stern ließ sich stundenlang über penisse und penetrationsmethoden aus, vermied aber professionell die inkriminierten f-words. mich reizte an stern die frage, ob er das schauspielerte oder ob er wirklich so ein arschloch war, das frauen heruntermachte und bei jeder vernünftigen äußerung der studiogäste eine zote losließ. weil stern keine interviews gab (ich hatte mehrfach bei KROCK angefragt), nahm ich die veröffentlichung seines 1993 erschienen buchs “private parts” zum anlass für eine 90-minuten-sendung im zündfunk (BR).

howard stern ist gut bekannt mit donald trump, und oben ist das video zu sehen, als trump live auf die bühne einer öffentlichen veranstaltung von KROCK kam. er war damals frisch geschieden und neu liiert, seine zweite ehe. howard stern zitiert am schluss des gesprächs etwas, was trump ihm privat im zusammenhang mit der scheidung zuvor gesagt hatte, und trump dementiert nicht: Vagina is expensive.

vermutlich war trump öfter gast bei stern. hier sein auftritt im studio acht jahre später. er hatte gerade in seine dritte ehe angetreten, mit → melania. howard stern entwickelt im gespräch die vorstellung, melania wäre in einen autounfall geraten, ihr einer arm gelähmt, die eine gesichtshälfte entstellt – ob donald die verletzungen am arm und im gesicht nicht abtörnen würden? trump betont seine loyalität und fragt stern, wie ihm melanias brüste vorkämen? völlig okay, sagt stern. dann ist ja alles gut, darauf kommt es an, erwidert trump. alle lachen.

 


trump bei stern 2005

saudis vor | gericht

erst kam 9/11. dann ließen rumsfeld & co. bestimmten gefangenen die seele aus den leibern foltern, damit sie gestehen, der irak war dran schuld. taten sie nicht. der 9/11 report enthielt dann ein komplett geschwärztes kapitel, das nahelegt, das saudische königreich steckte dahinter. passte der bush-administration gar nicht. die wollte waffen an die saudis verkaufen und den irak angreifen. klappte beides.

inzwischen klagen einige tausend amerikaner gegen mehrere menschen des saudischen königshauses.

donald trump traf sich auf seiner jungfernreise dahin mit dem scheidenden könig, der dement ist und dem trump in seiner alleswissenden genügsamkeit extreme weisheit und großen weitblick antwitterte.

trump schloss einen waffenexportdeal mit den saudis ab, den er im inland als jobmaschine verkaufte; soweit reicht sein hirnschmalz.

den saudis ist der sich nun anbahnende prozess vor einem ordentlichen amerikanischen gericht hochnotpeinlich, weshalb sie ein duztend firmen beauftragt haben, das mit lobbyarbeit um jeden preis zu verhindern.

nachzulesen in andrew cockburns artikel im harper’s magazine, und cockburn im interview bei democracy now.

wikicon | leipzig

persönliche mitschrift von zwei vorträgen

 

dieser quasi-live-bericht im → deutschlandfunk handelt (im gespräch mit meinem kollegen manfred kloiber) von der arbeit des wikipedia-schiedsgerichts (aufarbeitung des falls “magister”), vom autorenschwund, der diskussionskultur auf der konferenz, problemen und freuden mit wikidata, den stolpersteinlisten, frauenthemen und einigem mehr. was aus zeitgründen nicht mehr zur sprache kam, war die 360°-fotografie: es steht hoch auf der agenda der wikipedia-programmierer, die rundumfotografie einzubinden.

diese initiative bezieht sich auf fehlende biografische artikel über frauen in der wikipedia.

süddeutsche = aldi

süddeutsche macht sich mit aldi gemein.

im journalismus (mal von dem in bestimmten ländern üblichen abgesehen) gilt die trennung von werbung und inhalt als anstand. wenn ich in einer fachzeitschrift über audiotechnik die rezension eines mikrofons lese und auf derselben seite eine werbung des mikrofonherstellers prangt, ist das ein zeichen, dass es der zeitschrift ganz ganz schlecht geht und sie ihre hehren vorsätze, inhalt von werbung zu trennen, nicht mehr einhalten kann.

die süddeutsche zeitung, die ich heutemorgen im café quer durchblätterte, zeigt mir kurz danach online im meist genutzten browser namens firefox keinen inhalt, der mit werbung garniert ist, sondern eine werbung, in der sich paar zeilen redaktionellen inhalts einschleichen. außerdem zerbrach die werbung beim aufrufen der seite. in der sprache der online-redaktionen heißt das: browserkompatiblität nicht überprüft. note 5, setzen!

wenn man die seite nach redaktionell (grün), symbolfoto (lila) und werbung (blau) aufteilt, nimmt die werbung 50%, das symbolfoto 40% und der redaktionelle inhalt 10% ein.

 

inhalt: grün, werbung: lila, foto: blau

es ist nicht das erste mal, dass gerade die (krass gewachsene) SZ online redaktion mist baut. zuletzt fiel mir die → inkompatibilität der typografie mit dem apple-browser safari und der iOS 11 public beta-version auf:

typografiesalat bei SZ und safari

andrew jackson gegen die | indianer

das ist der US-general andrew jackson, um 1814:

gen. andrew jackson, 1814

am 9. august 1814, also heute vor 203 jahren, beendete jackson den so genannten → creek-krieg. er beendete ihn hinterhältig. der krieg begann 1813 zwischen den “creek”-, besser → muscogee-indianern, die sich den weißen kolonialherren angepasst hatten (lower creeks), und den anderen, die das nicht taten (red sticks). der general nutzte den konflikt, der ihn gar nichts anging, um sich breit zu machen. als er mit seinen truppen ankam, standen die US-freundlichen muscogees aus dem süden alabamas natürlich auf seiner seite, und es war ein leichtes, die “primitiven” anderen im norden zu schlagen. anfang august war das erledigt – 3mal so viele tote indianer (1500) als weiße. statt sich aber bei den “angepassten” muscogees des südens zu bedanken, zitierte jackson die führer beider indianer-gruppen nach fort jackson im heutigen alabama und demütigte sie dazu, den friedensvertrag zu unterzeichnen. dem zu folge verloren sie alle, also auch die lower creek indians, ihre gebiete, und der weiße mann hatte sich bequem alabama geschnappt. die indianer wurden in reservate ins heutige florida vertrieben.

jackson und häuptling → roter adler. stich von john reuben chapin

andrew jackson führte wenig später auch erfolgreich → krieg gegen die briten in new orleans, aber das ist eine andere geschichte. genauso wie die, die jackson zum fünften US-präsidenten machte (1829 bis 1837).

hier ein tradionelles gewandt der muscogee indianer. hat ihnen nicht weiter geholfen, damals, vor 203 jahren.

 

fake news 1933 | hitler

während ich so die sitzungsprotokolle des deutschen reichstags um 1932 herum höre und lese, taucht zunehmend eine person in den reden auf, die gar nicht im reichstag sitzt, nämlich adolf hitler. hitler saß da vor allem deswegen nicht, weil er als österreicher gar nicht als abgeordneter nach berlin gewählt werden konnte. es passte ihm aber sicherlich auch in seine machtpläne, zu warten, bis sich die weimarer republik selbst an die wand fährt, und ließ so lange seine weggefährten frick und goebbels den reichstag mit ihren scharfmacherreden zu bestücken.

mit der 7. wahlperiode (januar 1933) kam er dann ganz legal an die macht. die NSDAP brauchte dazu nur einen kleinen koalitionspartner, nämlich die deutschnationalen. göring war schon im dezember mit ordentlicher mehrheit zum reichstagspräsidenten gewählt worden und präsentierte dem hohen haus nun nicht den österreicher hitler, sondern den reichskanzler hitler, und der kam nicht in zivil, sondern in seiner braunen uniform. es war der 23. märz 1933, und aus dieser sitzung kamen die nationalsozialisten, → mit aller macht der welt ausgestattet, heraus.

hier das sitzungsprotokoll, seite 25. der beginn von hitlers sanfter, aber bestimmter rede. er musste an dem tag noch diplomatisch auftreten, um die katze in den sack zu bekommen. weil die sozialdemokraten niemanden im parlament mehr hassten als die kommunisten, eckte hitler auch mehrheitlich nicht an, wenn er sich bereits im zweiten absatz die “marxisten” vornimmt. er wirft ihnen vor, fake news verbreitet zu haben, nämlich dass deutschland am 1. weltkrieg schuld gewesen wäre. er widerlegt diese behauptung mit den worten, sie sei “wissenschaftlich und sachlich falsch”.

 

endlich darf der österreicher im reichstag reden.

etwas später – da hat er das ermächtigungsgesetz schon in der tasche – tritt er nochmals ans rednerpult, um den SPD-abgeordneten und parteichef otto wels fertig zu machen. da wird die wortwahl schon deftiger:

„Deutschland soll frei werden, aber nicht durch Sie!“[8]

und joseph goebbels notierte tags darauf, als das gesetz in kraft trat, in seinem tagebuch:

„Man sah niemals, daß einer [Otto Wels] so zu Boden geworfen und erledigt wurde wie hier. Der Führer spricht ganz frei und ist groß in Form. Das Haus rauscht vor Beifall, Gelächter, Begeisterung und Applaus. Es wird ein Erfolg ohnegleichen.“

in den tagen danach war die ausländische presse mehr oder weniger sprachlos über diesen völlig legalen staatsstreich. einige medien zitierten wels, breitscheid und andere SPD- und KPD-abgeordnete, worauf die nazis im doppelstreich die ausländische presse als korrupt und die deutsche linke als verräter hinstellten.

der vergleich mit dem aktuellen interimspräsidenten der USA wäre aus der luft gegriffen und sowieso völlig daneben. aber seine kleingeistige strategie funktioniert genau so:

  • a) einfach was behaupten, mit der begründung, es stimme eben so,
  • b) alle, die es ablehnen, also lügner hinzustellen,
  • c) den medien, die ihn kritisieren, hetzjagd-instinkt anzuheften und
  • d) denen, die den bösen medien informationen in die hand spielen, den teufel an den hals zu wünschen.

trumps vorwurfs- | ausdauer

selbst nach einem halben jahr tritt er in die lügenwolken. enorme ausdauer. und das so früh am morgen, also vorhin. crooked = betrügerische crimes = verbrechen von hillary clinton. sowas nennt man in einem normal funktionierenden rechtssystem “verunglimpfung”:

präsidialtweet mit schmutzwäsche

wenig später, wahrscheinlich nach dem zähneputzen (oder -bleaching), dann das aus der gut gelaunten schmuddelkiste. sleazy = schmieriger, totally biased = völlig voreingenommener kongressmann adam schiff:

sleazy nach dem zähneputzen

 

reichstagssitzung 23.2. | 1932

kurt schumacher im reichstag 1932

dieser kurze ausschnitt aus schumachers rede vom 23. februar 1932 fand gegen ende eines turbulenten tags im berliner reichstag statt. die turbulenz kam durch eine rede des nationalsozialisten joseph goebbels zustande, der die SPD die partei der deserteure nannte. gemeint war die verweigerungshandlung der sozialdemokraten gegen kriegsende.

Wenn wir irgend etwas beim Nationalsozialismus anerkennen, dann ist es die Tatsache, daß ihm zum erstenmal in der deutschen Politik die restlose Mobilisierung der menschlichen Dummheit gelungen ist.

zwei sätze später nennt er übrigens drei NSDAP-mitglieder, die ihm unterstellt hätten, sich im 1. weltkrieg selbst verwundet zu haben, “untermenschen” – ein begriff, den die nazis später bekanntlich für alles nicht-“arische” verwendeten.

peter könig und autonome | autos

peter könig. foto: ms/dpa

ich traf → peter könig letzte woche in seinem büro an der universität von osnabrück. er hatte zusammen mit kollegen am institut für kognitionswissenschaft eine studie angefertigt, die eine einfache frage beantwortet: entscheiden autofahrer in superkritischen situationen einheitlich oder beliebig? beispiel: wenn die straße in der mitte gesperrt ist, man das zu spät sieht, also nicht mehr bremsen kann, und rechts stehen zwei kinder, links acht rentner – welche der beiden gruppen fährt man um? mal die, mal die andere? oder immer die rentner? diese frage hat einen direkten zusammenhang mit der art und weise, wie autonome automobile programmiert werden. die vom verkehrsministerium dafür eingesetzte ethikkommission sagt, die maschine dürfe keine unterscheidung machen. soll sie also würfeln?

im deutschlandfunk lief gestern in der sendung aus kultur und sozialwissenschaften mein → bericht über das, was die presseabteilung der uni osnabrück falsch mit “maschinen können bald moralisches verhalten von menschen imitieren” verbreitet hat. → hier die wissenschaftliche studie im detail.

weil das ganze interview interessant und relevant für die nahe zukunft ist und auch zum beispiel das thema anspricht, ob der code von autonomen robotern überhaupt nachvollziehbar ist, denn es handelt sich ja um selbst lernende systeme – aus diesem grund stelle ich es hier ungeschnitten zu informationszwecken zur verfügung. es darf ohne rücksprache nicht weiterverwendet werden.


peter könig, interview 13. juli 2017

anhaltende unruhe im | reichstag

stenografieprotokoll reichstag 18. oktober 1931

ich höre (fürs → archivradio) original-o-töne aus der fünften wahlperiode des deutschen reichstags. (ganz unten ist ein ausschnitt abspielbar!) dank der digitalisierung von stenografieunterlagen sind alle sitzungen online nachlesbar. der obige ausschnitt aus einer sitzung vom sonntag, den 18. oktober 1931, zeigt, dass die stimmung im parlament der auf den straßen ähnelt. auf den straßen nahmen damals die schlägereien zwischen rechten und linken gruppen zu, wobei sich besonders die SA wegen ihrer brutalität hervorhob. der oben angesprochene → rudolf breitscheid war ein scharfzüngiger redner und abgeordneter der SPD, der hier angeblich einen NSDAP-abgeordneten ein “schwein” genannt hatte. nachdem ich breitscheid lange und in zahlreichen reichstagsreden gehört hatte, möchte ich das bezweifeln. kurz zuvor hatte er einen abgeordneten “lügner” genannt – das ist verbrieft.

alfred breitscheid (r.) mit dem SPD-politiker otto braun. foto: bundesarchiv

der abgeordnete → alfred rosenberg, mit dem er sich hier angelegt hatte, war einer der führenden rassenideologen des hitlerfaschismus. von ihm stammen bücher mit titeln wie Die Spur des Juden im Wandel der Zeiten (1919), Das Verbrechen der Freimaurerei. Judentum, Jesuitismus, Deutsches Christentum (1921), Börse und Marxismus oder der Herr und der Knecht (1922). rosenberg machte unter hitler eine steile karriere und wurde nach dem krieg hingerichtet.

alfred rosenberg (2. von links) als judenvernichtungs”experte”1939. foto: bundesarchiv

in den wikipedia-artikel über breitscheid schrieb ich zwei typische statements vom februar 1932 hinein, von denen das erste besonders bemerkenswert ist, weil es klar die nahe zukunft beschreibt. breitscheid floh nach der machtübernahme der nationalsozialisten ins ausland, wurde aber in frankreich festgenommen und kam dann im KZ buchenwald um. ein ausnahmepolitiker.

In den letzten Jahren der Weimarer Republik wurde er als prominenter, außenpolitisch verantwortlicher Sozialdemokrat zum Schmähobjekt für die rechtsradikale Presse. Er sah mit Klarheit die Folgen einer Hitlerdiktatur voraus:

„Wir haben die Frage auszuwerfen: was würde der Sieg des Hitlertums bei der Reichspräsidentenwahl bedeuten? Die erste Antwort — ich glaube, Sie sind darin mit mir einverstanden — heißt Sturz der Weimarer Verfassung. Gewiß, ich gebe zu, daß der Boden der Demokratie jetzt eingeengt ist durch das System der Notverordnungen, das herbeizuführen wir wahrhaftig nicht den Anlaß gegeben haben. Aber das Terrain ist noch da, das Terrain der Verfassung besteht, dieses Terrain, dieser Boden kann wieder bereinigt werden, die Stacheldrähte der Notverordnungen können beseitigt werden. Kommt das Hitlertum zur Herrschaft, dann ist das Fundament beseitigt, auf dem wir das Haus unserer Zukunft und das Haus unserer Kinder aufbauen können.“[3]

In derselben Rede grenzt sich Breitscheid von den Kommunisten ab:

„Sie beantragen, daß alle privaten Schuldverpflichtungen an das kapitalistische Ausland annulliert werden. Die Kapitalisten, Großbanken und Großunternehmer, werden bereit sein, Ihnen eine Dankadresse zu überreichen. Sie stellen sich schützend vor die kapitalistischen Schuldner, die leichtsinnig, leichtfertig Geld aufgenommen haben, das sie nicht zurückzahlen möchten. Die Kommunistische Partei kommt und streicht mit einem Federstrich die Schulden der Kapitalisten. Ich muß schon sagen: eine größere Selbstaufopferung haben wir auch bei der Kommunistischen Partei noch nicht erlebt.“[4]


rudolf breitscheid über hitler und goebbels 1932

der obige aussschnitt aus der parlamentssitzung vom 24. februar 1932 wurde auf schallplatte mitgeschnitten und liegt heute digitalisiert beim → deutschen rundfunkarchiv. er ist in gewisser weise untypisch für damalige verhältnisse, weil immer, wenn die nationalsozialisten im parlament (und nicht ausgeschlossen oder unter protest ausgetreten) waren, große unruhe herrschte. breitscheid legt in dem ausschnitt seinen finger in eine wunde: hitler, so sagt er, verabscheue die parlamentarische demokratie. warum, so breitscheid, hält goebbels dann laufend reden im parlament?

hitler war damals noch österreichischer staatsbürger, also weit davon entfernt, als abgeordneter in den reichstag gewählt zu werden. goebbels dagegen war ordentlicher abgeordneter. am ende des ausschnitts bemerkt breitscheid, dass goebbels in seiner rede vpor kurzem im sportpalast hitler bereits als reichspräsidenten bezeichnet hat.

richard nixon | 1952

[one-half-first]richard nixon was known as an unpolite press-hating boor. i’m doing some research about how his behaviour compares to the current US president and found this article from sept., 5, 1952 in the new york times, when nixon was republican candidate for vice-president. he does use “bad” words against the competing candidates like “cynical swindles”, but he surprises with an almost intelligent musical metaphore. this certainly puts mr. trump into the last row of presidential boors. (no worries, we had some boors recently in european politics as well, berlusconi was one of them.)[/one-half-first]
[one-half]richard nixon gilt als großer rüpel unter den US-präsidenten. ich guckte heute mal nach, ob er mit trump gleichzog und stieß auf diesen artikel in der new york times vom 5. september 1952:[/one-half]

[one-half-first]↨[/one-half-first]
[one-half]

nixon, der damals vizepräsidentschaftskandidat der republikaner war, griff seine konkurrenten bei den demokraten mit dem satz an, sie hätten die “zynischsten schwindel” am laufen. ich habe meine zweifel, ob donald trump das wortpaar cynical swindle überhaupt kenne. nixon meinte damals damit die unterschiedlichen ansichten zweier demokraten über bürgerrechte.

weiter unten führt der damals junge nixon allerdings dinge aus, zu denen trump auch in seinem hohen alter nie und nimmer fähig wäre, nämlich:

“sie möchten gern, dass sie glauben, ihre süße musik bedeutet harmonie in dieser komplexen, schwierigen, fundamentalen sache”.

[/one-half]

[one-half-first]off-topic: nixon, of course, knew something about music and in → this 1961 talkshow performs quite well. even more interesting about this clip is his statement just before he moves over to the steinway piano. he says the white house will have a piano playing president soon. that was actually quite funny. mr. trump has never made jokes, or did i miss something?[/one-half-first]
[one-half]klar, nixon hat hier einen standortvorteil, weil ihn seine eltern zum klavierunterricht geschickt hatten. interessanter aber ist in dem → clip von 1961, dass er humor beweist und sagt, demnächst wird im weißen haus ein klavierspieler hausen. von herrn trump ist mir kein einziger unpeinlicher witz bekannt.[/one-half]

nixon playing his own composition, 1961

[one-half-first]two weeks later, sept. 20, 1952, nixon starts to tweet (sorry, to shout in brief snippets):

“ever since i have done that work, the communists, the left-wingers, have been fighting me with every smear that they have been able to do. bad.” (“bad” was edited in by the editor)

further reading, with the following and several other delicious quotes:

“The press is the enemy. Write that on the blackboard 100 times and never forget it.”

[/one-half-first]
[one-half]↓[/one-half]

schlacht von gettysburg | 1863

alexander gardner, gettysburg 1863

heute vor 154 jahren war tag 2 der schlacht von gettysburg. landnahmemäßig ging es dabei um nichts, es war ländliches gebiet. die kämpfe begannen am 1. juli mit erfolgen der südstaaten (konföderation) am zweiten tag. am dritten tag war die schlacht für die konföderierten verloren. es kamen mehr soldaten um als bei den anderen schlachten des unabhängigkeitskriegs, nämlich etwa 6.000. die armeen waren in etwa gleich stark (je 80.000 mann). in gettysburg wurde davon jeder vierte verletzt. die opferzahlen waren auf beiden seiten ähnlich.

die schlacht war psychologisch entscheidend und stellte einen wendepunkt dar. die unionisten einer vereinigten USA hatten gesiegt, der krieg war zwei jahre später vorbei.

der krieg war der erste, von dem es reichlich fotografien gibt. das glasnegativ oben hat, natürlich mit stativ, → alexander gardner (1821-1882) aufgenommen. er war damals 42 jahre alt und damit ein alter hase. paar monate später nahm er das bekannteste portrait seines präsidenten auf, abraham lincoln. übrigens republikaner.

abraham lincoln. foto: gardner 1963

wahl-“terror” | 1688

das wort “terror” taucht in den mitschriften des englischen unterhauses erstmals am 19. februar 1688 auf. und zwar im zusammenhang mit einer wahl, an der baron john dormer teilnahm. soldaten hatten den befehl verweigert und waren nach wallingford marschiert, um die dortige wahl zu “schützen”, genau genommen, um dormer ins parlament wählen zu lassen. dabei drohten sie dem bürgermeister damit, seine ohren abzuschneiden und sein haus niederzubrennen, falls er dormer nicht gewinnen lässt. dormer verlor die wahl gegen baron william jennens. in der parlamentarischen mitschrift werden diese drohungen als “terror” bezeichnet.

house of commons, 19.2.1688 → proQuest

 

mogadischu funkverkehr | 1977

der “deutsche herbst” jährt sich jetzt zum 40. mal. wir haben soeben im → SWR 2 archivradio einen mehrstündigen, sich dauernd wiederholenden stream dazu aufgestellt, der jetzt zu hören ist.

entführungsroute. grafik: Devilm25, wiki commons

im “deutschen herbst” 1977 ging die ära der → RAF zu ende. die ereignisse überstürzten sich in der nacht vom 17. auf den 18. oktober. am morgen des 18. oktober lagen (hingen) die kerngrößen der RAF tot in ihren zellen in stammheim. wenige stunden zuvor hatte eine deutsche spezialtruppe mitten in afrika ein lufthansa-flugzeug gestürmt.

ich fand vor zehn jahren, als wir das → archivradio starteten, im “wortarchiv” des WDR zwei bänder, die den mitschnitt des funkverkehrs zwischen dem entführer in dem flugzeug und dem tower von mogadischu enthielten – nicht komplett, aber immerhin 100 minuten lang. dieses dokument ist nicht nur für den deutschen herbst interessant und historisch relevant, es zeigt auch frühe, durchaus ausgeklügelte strategien, mit entführern umzugehen. in dem mitschnitt setzen die vertreter der deutschen regierung sehr gezielt den entführer in zugzwang, sein ultimatum zu verlängern. sie begründen das stets mit höherer gewalt oder fehlender technik. der meister der verhandlungen war → michael libal, der quasi-botschafter der BRD in somalia. er spricht in fast akzentfreiem englisch mit dem entführer mahmud shadid.

im WDR-archiv war die herkunft der beiden bänder, die wir haben fürs archivradio digitalisieren lassen, nicht verzeichnet. die archivarin ging davon aus, dass sie aus dem studio bonn des WDR kamen, welches in der damaligen bundeshauptstadt gute kontakte zu regierungskreisen hatte. sicher waren die mitschnitte nicht im original auf studiotonband gemacht worden, sondern wahrscheinlicher auf compact cassetten.

ein freund und kollege wies mich gerade auf erich wiedemanns buch → unser mann in timbuktu: die sieben leben eines spiegel-reporters hin. wiedmann beschreibt darin, wie er eine woche nach der befreiung der gekaperten maschine gegen geld tonbandcassetten mit dem funkverkehr entgegennahm:

erich wiedemann, textauszug

im archivradio streamen wir das meiste material. dieses tondokument aber lässt sich herunterladen. dazu habe ich einen sehr ausführlichen begleittext angefertigt, der ein rohes transkript der 100 minuten darstellt. → hier ist er zu finden. der aktuelle stream zum deutschen herbst ist über dieselbe seite oben rechts abrufbar.