run, man | run

this image is fake. it took me about 20 minutes to create:

a man runs back to get his suitcase.

a well-made fake photograph needs a good caption. that’s why i called it “a man runs back to get his suitcase”. i could have written: “wrong train, hurry!” or: “platform 8, man, not 18!”

the running man is three dimensional object from a 3D library. his running motion is also from that library. this is what he looks like in my 3D animation software:

our running man is a synthetic 3d character.

as you might see, i lit him up with a background orange light source. i also added a pinch of motion blur, which is a typical effect when photographing fast moving objects.

below is the original photograph. it’s the only “real” thing in this experiment:

frankfurt main station. photo: ms/pictureAlliance

aesthetically the composite image is better, because it’s so well belanced. the original lacks a foreground, a key visual element. the train serves as a wall of reflected light, and the people on the platform are too far away. the man running towards us is filling this gap with an controversal motion.

wdr | eingeknickt

buhrow fühlt mit. (kölner stadtanzeiger, heute)

satire war schon immer ein delikates feld. den goebbels und erdogans gefielen die tucholskys und böhmermänner gar nicht. die satire, die ihnen gefiel, brachte aber niemanden zum lachen. von oben abgesegnete satire ist eh nie komisch. ich habe zusammen mit manfred kloiber vor so 20 jahren die glossen-rubrik “digitales logbuch” im deutschlandfunk erfunden. die reihe ist ein longrunner, sehr beliebt, und ab und zu bekommen wir durchaus post von hörerInnen, die den wahrheitsgehalt der glossen infrage stellen. leute, es sind glossen, also satire! die wahrheit steckt tiefer!

als am wochenende der WDR wegen seiner netten oma-ist-ne-umweltsau-kinderchornummer von rechtsgerichteten und rundfunkgebühren-ablehnenden menschen demomäßig kritisiert wurde, gab es zahlenmäßig haushoch überlegene gegendemos. siehe zum beispiel → hier. ausgelöst hatte die anti-WDR-stimmung, die dann auch in baden-baden in eine anti-SWR-stimmung überschlug, nicht die AfD, sondern der intendant des WDR. seine entschuldigung für die satire war wasser auf die mühlen der öff-rechtlichen-medienhasser. und sie fiel den hart arbeitenden und deutlich schlechter als ihr chef bezahlten redakteurInnen in den rücken. die hatten sich nunmal gedanken über den text gemacht.

oben ist ein ausschnitt aus dem kölner stadtanzeiger von heute zu sehen, in dem tom buhrow, der noch-intendant, nachlegt. abgesehen von der dreistigkeit, den kollegInnen im haus nochmal in den rücken zu fallen, ist bemerkenswert, was für ihn das schlagende argument ist: man will ältere hörerInnen nicht vergraulen. sie hätten sich verletzt gefühlt.

das ist ungefähr das erbärmlichste argument gegen eine satire. was würde tom buhrow wohl sagen, wenn in seinem haus die heute-show liefe, die laufend mit dem witz spielt, dass das fernsehpublikum halbtot ist? wer auf die idee kommt, satire müsse zielgruppen respektieren, lebt in einem anderen jahrhundert.

abgesehen davon, dass die vermeintliche kenntnis der hörerschaft ein trugschluss ist (aus hörerbriefen lässt sich keine statistik machen), wird sie gern als totschlagargument für handzahme programmgestaltung herangezogen. jeder schüler einer journalistenschule weiß, dass es “den hörer” nicht gibt, und dass es für öffentlich-rechtliche sender gift ist, den vermeintlichen hörer zu bedienen. das führt zu abstrusen ideen, für die ich selbst keinen cent rundfunkgebühren zahlen würde, etwa wenn helene fischer das programm prägt. unterhaltung ist im rundfunkstaatsvertrag eh nur ein unterpunkt. harte information über politik und kultur ist der auftrag, kein weichgekochtes zielgruppenanwanzen.

einige zeilen weiter zitieren die kollegen vom stadtanzeiger den chef von WDR 2, wo der kinderchor lief. auch rausch fällt seinen kollegInnen in der redaktion in den rücken, und auch sein argument gegen den hühnerstall-song ist unfassbar kurz gedacht:

WDR2 wellenchef feilt sprachlich. (stadtanzeiger)

“insbesondere einen Mangel an sprachlicher Feinheit in dem Liedtext” räumte jochen rausch ein. “insbesondere” bedeutet, da gäbe es noch weitere dinge zu kritisieren. dem liedtext, seinen autoren und den kindern, die ihn sangen, einen mangel an sprachlicher feinheit zu unterstellen, kann nicht sein ernst sein. vielleicht hilft dieses foto weiter: rechts rausch, im einklang mit seinem chef buhrow, fotografiert 2014 von meinem kollegen → superbass:

zwei satireexperten; buhrow und rausch. foto: superbass, wikimedia commons, cc-by-sa

sunday | concert

put the needle on the record. photo: ms

this is the funk! is an early “new funk” compilation from the mid 1980s, new york city. james white (aka james chance) stands out. the splat cats maxi single sounds like the ramones. dream death is thrash/death metal, mainly about, yes, death. and, two decades earlier, a second hand new york greenwich village purchase, one of my LP jewels: james brown, say it loud. acoustically horrible, but great cover. brown wrote the song in the aftermath of the killing of martin luther king in april 1968.

dom | platte

am samstag, den 4. januar 2020, demonstrierten gewerkschaften, jusos, grüne etc. gegen eine geplante kundgebung rechter gruppierungen, die den öffentlich-rechtlichen rundfunk abschaffen möchten. anlass war ein im WDR gesendetes kinderlied, welches ironisch inszeniert war, wofür sich → ein erbärmlich schwacher intendant entschuldigte, statt sich hinter seine redaktion zu stellen – was wiederum vertreter der AfD & co. auf den plan rief, um in diese wunde (die erst durch den intendanten eine geworden war) einzuschlagen.

die demo im zentrum kölns war dürftig. ab und zu scharmützel zwischen antifa-leuten und vereinzelten rechten und der polizei. das foto unten ist eigentlich ein panorama, aber mir gefällt es plattgedrückt besser. es zeigt, wie sich die aktionen schon zu beginn auf der domplatte spalteten. das foto ist im original 10.000 pixel breit, beim klicken darauf wird es immerhin 2.000 pixel breit.

wohin demonstrieren gehen? foto: ms/dpa

deutlich lauter wurden zeitgleich in baden-baden rechte, die oben im SWR-gelände die abschaffung des SWR forderten, und, gut mikrofoniert, drohten: “das ist nur der anfang. wir werden Sie aus Ihren redaktionsstuben vertreiben.”

der in köln mehrfach skandierte vorwurf, die rechten seien alle neonazis, passt oft nicht, hier aber schon. nazis sprachen, anders als linke, immer von menschen, die ihr existenzrecht verspielt hätten und folglich ohne große diskussion vertrieben werden sollten. mit “das ist nur der anfang” wird diese segregationsdrohung nur noch verstärkt.

die äußerung ist durchaus justiziabel. § 241 strafgesetzbuch besagt:

  • Wer einen Menschen mit der Begehung eines gegen ihn oder eine ihm nahestehende Person gerichteten Verbrechens bedroht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.

die abschaffung des öffentlich-rechtlichen rundfunks steht auf einem anderen blatt. alle autoritären parteien und regierungen steuern den rundfunk nach ihrem geschmack. die AfD kommt in der ausgewogenen berichterstattung der öffentlich-rechtlichen sender selbstverständlich nicht gut weg, denn der rundfunkauftrag beinhaltet die ausgewogenheit. also würde es der partei im ersten schritt gefallen, den rundfunk abzuschaffen, bevor sie dann, einmal an der regierung, ihren eigenen aufbaut.

in diesem kontext ist das einknicken von tom buhrow (WDR) doppelt brisant. es schadet nicht nur dem WDR, sondern es schwächt andere ARD-anstalten und stärkt die gegner des öffentlich-rechtlichen rundfunks.

viele auf der domplatte sahen keinen grund, für den WDR zu demonstrieren: weil buhrow sich für eine ganz normale satire entschuldigt hatte, macht er seine redaktion zum deppen; oder, eleganter ausgedrückt: er setzt ein zeichen, die eh angeschlagene solidarität innerhalb seiner anstalt deutlich weiter zu schwächen. in der politik wäre das ein grund, zurück zu treten.