hoch | häuser

am 12. dezember 2019 fand im münchner maximilianeum eine podiumsdiskussion über die hochhäuser in der stadt statt. am podium befanden sich der pionier moderner denkmalpflege dieter wieland, sowie die gleichgesinnten städteplaner robert brannekämper und udo bünnagel. (rechts im bild).

hochhäuserpodium. foto: ms

für mich als schon-lange-nicht-mehr-müchner war interessant, was sich da baumäßig in den letzten jahrzehnten getan hat, vor allem, wie es zunehmend investoren sind, die ohne interesse am stadtbild und der lebensqualität in der stadt mit hochhäusern profit machen wollen.

dabei scheint es akzeptiertes wissen zu sein, dass sich hochhäuser über 60 m nicht rechnen. im prinzip wollen alle, ob mieter oder eigentümer, ob privatleute oder firmen, hoch hinaus. je höher das gebäude, desto uninteressanter werden aber die unteren stockwerke. zudem ist der sicherheits-, klima-, heizungaufwand bei einem gebäude von 100 m höhe unverhältnismäßig groß, bei 300 m geradezu absurd. auf der veranstaltung angesprochen wurde auch das thema, wie man jemanden aus einer altengerechten wohnung im 31. stock bei feueralarm übers treppenhaus in sicherheit bringen möchte.

aktueller planungsvorschlag für mehr hochhäuser

die grafik oben (bitte drauf klicken, dann wird sie viel größer; das original liegt bei → muenchen.de) basiert auf aktuellen überlegungen für zukünftige hochhausprojekte. je dunkler und weniger gelb die farbe, umso höher darf gebaut werden; in den lila gebieten quasi beliebig hoch.

links im bild sind piktogramme zu sehen, die die dominanz von hochhäusern über ihre umgebung quantifizieren. beispiel: die kategorie 2 heißt hier “Akzent”, denn der neubau überragt die nachbarschaft (“traufhöhe“) nur bis zu 35%. bei einer häuserzeile von 30 m höhe wäre das ein gebäude mit maximal 40 m höhe. als “Stadtteilzeichen” wird ein gebäude bis 80 m höhe bezeichnet, als “Stadtzeichen” alles darüber.

rundum kritisiert wurde ein am ende der nürnberger autobahn am mittleren ring im jahr 2004 entstandener komplex mit zwei türmen von über 110 metern. diese → highlight towers der commerzbank wurden ohne bürgerdiskussion erstellt und wurden von den architekten als begrüßung der autofahrer von der A9 beworben; jedoch hatte niemand zuvor die perspektive vom stadtzentrum auf die türme visualisiert.

rundum gelobt wurde der vierzylinderturm von BMW.

eine wichtige rolle spielte die verdichtung der bevölkerung auf kleinem gebiet, wozu hochhäuser selbstverständlich wesentlich beitragen. neue hochhäuser ziehen menschen in stadtnahe wälder, die bisher der direkten nachbarschaft vorbehalten waren. angeblich leidet z. b. der truderinger forst genau darunter.

wer in ein hochhaus einzieht, möchte auf die infrastruktur nicht verzichten, wenn er unten aus dem gebäude herauskommt: kindergarten, altenheim, fitnes-center, supermarkt, kleiner bäcker und metzger – alles soll fußläufig erreichbar sein, und natürlich das auto auch direkt am oder unterm hochhaus geparkt.

die süddeutsche zeitung war aus dem stadtzentrum in ein (nicht besonders hohes) hochhaus gezogen. es stellte sich schnell heraus, dass sich die kollegInnen der verschiedenen redaktionen kaum mehr sahen – weil der weg durch den flur durch aufzüge ersetzt wurde. jetzt plant der verlag einen flachen neubau und wird sein hochhaus verkaufen.

eine deprimierende veranstaltung also, mit wenig hoffnung auf die zukünftige gestaltung der stadt. und noch deprimierender, weil wir beim anstehen bei der security unten im besuchereingang des maximilianeums nach einer weile merkten, dass die bei weitem meisten personen nicht für die hochhausdebatte hier her gekommen waren, sondern für die weihnachtsfeier der AfD. 300 leute.