london fascists | 1922

hitler did not invent fascism, it was part of the political zeitgeist all over the western world in the early 20th century. in britain, fascism flourished for decades but never made it to parliamentary power. whereas in italy and germany the fascists took over parliament and threw all notions of democracy out. in germany that coup d’etat was totally legal due to flaws in the weimar constitution. one such flaw was that parties could be in parliament even if they openly opposed the democratic constitution.

the photo below shows a small group of british fans of italo-fascism showing off at westminster abbey in london in november 1922.

News UK archives, via Times archive an Rose Wild, Twitter

obviously, fascism became deeply unpopular in england when germany attacked the country by air in the early 1940s. however, certain deeply fascist thoughts like antisemitism had by then penetrated the political and military establishment in britain, so that jews who had fled from the nazis to the UK had a hard time there. a typical example is the jewish german judge → arnold buchthal (father of the now famous → dame stephanie shirley) who arrived in britain in 1940 and even as an anti-nazi refugee was considered an enemy alien and deported to a life threatening labour camp in australia.

catholics thank | hitler

this document is from the US foreign broadcast information service which, during WW2 monitored german nazi radio stations. not hot news, but still remarkable, is the notion that catholic bishops in the ukraine embrace the invasion by the nazi war machine and officially thank hitler. august 4, 1941.

remarkable also, further down, the terms “lies originating in London” and “cooked up stories”. they remind us of the language used in current US politics, especially on twitter.

foreign broadcast in german 1941

stupid | expression

dumm und krumm

auf der suche nach dem ersten auftreten des worts scrabble in der londoner times fand ich auf derselben seite vom 25. oktober 1862 einen artikel mit der überschrift “Horrible Murder Near Cirencester”. ein landwirt hatte seiner geliebten den hals “von ohr zu ohr” aufgeschlitzt, vermutlich um ihr erspartes mitzunehmen. stattdessen ging er nach dem mord zu seinem freund, dem schmied, der gleichzeitig der dorfpolizist war – der ihm zunächst nicht glaubte.

bemerkenswert die beschreibung (und vorverurteilung) des vermeintlichen mörders, denn der mord war erst gerade erst passiert:

“Er ist 26 oder 27 Jahre alt, groß, dünn, mit einem dummen Gesichtsausdruck, von plumper Erscheinung, und mit dem für Männer dieser Schicht typischen krummen Gang. Sein Vater und seine Mutter sind von annehmbarem Charakter.”

zwei monate später, am 17. dezember 1862, wurde william mealing von einem gericht in gloucester für nicht schuldig erklärt. das gericht sah in ihm einen geisteskranken.

motioncontrol für | wikipedia

aus spendengeldern an die wikimedia deutschland WMDE wurde dem kölner wikipedia lokal K eine fotoausrüstung finanziert, die bereits tausende fotos abwarf. siehe zum beispiel → dies und → das.

jetzt kam ein kameradolly hinzu, den ich gerade auf seine bedienung hin teste: der edelkrone dollyONE mit drehkopf, der sich headOne nennt. die kleine, schwere und präzise robotik dient dem aufnehmen von videos, um zum beispiel eine leiterplatte von allen seiten zu sehen, statt dass sich der betrachter des entsprechenden wikipedia-artikels durch mehrere fotos durchklicken muss.

so sah meine erste test-anordnung in meiner wohnung aus:

spiegelreflexkamera auf programmierbarem dolly

beeindruckend ist zweierlei: die mechanische präzision der hardware, und die durchdachte app. ich habe selten eine so elegant und stabil an eine anwendung gebundene app gesehen. am iPad sind zwei kreise zu sehen. mit dem linken drehe ich die kamera, denn sie sitzt auf einem drehbaren kopf. mit dem rechten bewege ich die kamera.

dollyONE von unten

die kamera lässt sich nicht beliebig herumfahren, denn sie hat unten nur zwei räder, die per app nur drei modi ermöglichen: vor und zurück, rechts-links und exakt kreisförmig, mit frei definierbarem radius. die modi lassen sich augenblicklich noch nicht mischen, wie in der grafik unten. man kann zwar “poses” festlegen, aber immer nur innerhalb eines modus.

bewegung in einzelschritten, nicht kombiniert möglich

wir werden im lokal k vorwiegend makrovideoaufnahmen damit programmieren. einige habe ich schon gemacht. bei → diesem video eines Diktiergeräts ist zu beachten, dass ihm zwei identische kamerafahrten zugrunde liegen. einmal habe die fahrt mit geschlossenem, einmal mit geöffnetem cassettenfach aufgenommen und später zusammengemischt.

die spiegelreflexkamera oben im bild ist meine eigene. das motioncontrol-system kann aber auch mit smartphone verwendet werden. siehe dazu dieses video von meinen ersten handys (RIM blackberry), aufgenommen mit meinen aktuellen handy (google pixel 2 XL). wenn man das smartphone in den tilt-kopf einspannt, muss man sich damit beschäftigt, die handy-kamera zu zentrieren. wenn sie außerhalb der mittelachse des dollys steht, wird die kreisbewegung unrund, und die objekte bewegen sich aus dem sichtfeld.

das equipment ist selbstverständlich für wikipedia-projekte ausleihbar. dazu bitte nachricht auf dieser → seite.

boxed sex | 1829

anglican church pamphlet against catholic confessional sex.

this ad in the london TIMES from feb. 21, 1829, indicates a peak of anti-catholic motion, briefly before the victorian age startet in england. the “Anecdotes of the Confessional Box; or, Catholic Priestcraft Unmasked; including an authentic Account of the Cruelties practised, under the Cloak of Religion, by the Jesuits of Holy Inquisition” by William Young, Esq., seemed to be only one of several variations of that theme, published in the mid 19th century under more or less the same title.

According to the historian Susan David Bernstein* the texts were more or less based on Peter Den’s „Theologica Moralis et Dogmatica“, published in the english edition in dublin, 1832. i doubt this.

apart from the fact that sexual advances in and around the confessional box, especially by priests against young people and women, were more or less common in the catholic church, this pamphlet transports a deeper message: “women, don’t attend the confessional to share your sexual emotions with a stranger, but confess to your dear husband!” in other words: the anglican church wanted to strengthen male domination and the patriarchate.

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*Confessional subjects : revelations of gender and power in Victorian literature and culture. University of North Carolina Press, Chapel Hill, 1997

web.de | ausverkauf

wenn ein webportal, welches als email-anbieter bekannt ist, sich so darstellt, dass 98 % werbefläche ist, stimmt etwas zutiefst nicht. 2 % für email-relevante inhalte, da muss man suchen.

web.de ist damit auf dem niveau von yahoo.de, t-online.de und gmx.de angekommen. arme seelen. so macht man eine an sich gute marke kaputt.

werbung pur

fenton | IPA

this is one if the best craft beers i tried. the swedish fenton session IPA. it tastes much richer than a standard session beer, very fruity and pleasantly bitter. just wonderful. and not pricey at all. you find it in the swedish systembolaget stores.

ausgetrunken, leider…

beichtstuhl-affäre | 1872

wikipedia-arbeit ist für mich zu 99% angenehm. sonst würde ich nicht seit 12 jahren regelmäßig und ohne einen cent daran zu verdienen darin schreiben. der reine leser der wikipedia wird sich wundern, wie viel arbeit und zusammenarbeit hinter den meisten artikeln steckt. der leser wird sich aber umso mehr wundern, wenn er/sie erfährt, wie viel auseinandersetzung hinter manchen artikeln steckt. dieses beispiel soll genau dieses eine unappetitliche prozent meiner wikipedia-arbeit an einem aktuellen fall festhalten.

beichtstuhl-missbrauch, kladderadatsch januar 1872

am 24. februar 2019 stöberte ich im grandiosen online-zeitungsarchiv der österreichischen nationalbibliothek und stieß auf einen kirchenskandal, der sich „beichtstuhl-affaire“ nannte:

es gab dazu hunderte von artikeln in vielen zeitungen, von augsburg über wien, berlin bis prag. ein pater war offensichtlich bei mehreren beichten einer „gut gebauten“ 24jährigen frau verbal und einmal auch handgreiflich sexuell zudringlich geworden, worauf die frau durchdrehte, ihren glauben verlor und ins linzer irrenhaus kam. ihre mutter wandte sich an die lokalpresse, die linzer tages-post, die den fall publizierte.

ein halbes jahr später kam es zu einem strafprozess, mit zwei besonderheiten:

  • es klagte nicht das missbrauchsopfer gegen den täter, sondern es klagte der täter gegen die zeitung.
  • und: es war einer der ersten größeren fälle, wo der staat in kirchliche belange eingriff.

1. ein harmloser artikel zu einem brisanten thema

der wikipedia-artikel, den ich in der nacht des 24. februar dazu schrieb, begann so:

start des wikipedia-artikels

2. qualitativ mangelhaft

der text entwickelte sich mithilfe anderer wikipedia-autorInnen, wie das ganz üblich ist, weiter, bis dann zwei tage später ein mir unbekannter kollege, den ich hier mal 88 nenne, einen so genannten qualitäts-sicherungs-baustein über den artikel setzte. (ich kommentiere hier nicht, dass es freundlichere wege gibt, einen neuen artikel qualitativ weiterzubringen.) die qualitätssicherung (QS) bedeutet administrativen aufwand. moniert hatte der kollege 88, dass dem artikel die sekundärliteratur fehlt.

3. muss man löschen!

als ich den artikel etwas weiter mit quellen (darunter einer etwas wackeligen sekundärliteratur) angefüttert hatte, nahm ich den QS-baustein wieder heraus, worauf er umgehend von 88 wieder eingesetzt wurde. kurz darauf, am 28. februar, schien ihn der artikel so zu wurmen, dass er einen so genannten löschantrag stellte:

ein löschantrag (LA) ist bei einem so solide recherchierten quellenreichen vorgang von 1871/72 höchst ungewöhnlich. vor allem aber ist er, weil es um das hoch brisante thema des missbrauchs in der kirche geht, delikat. ich war für paar tage in stockholm und las die löschdiskussion nur kurz an, ohne mich selbst daran zu beteiligen. ein anonymer autor schrieb darin:

Der Löschantragsteller ist als evangelischer Pfarrer natürlich parteiisch zugunsten der Kirche.

keine ahnung, ob das stimmt. die löschdiskussion zur beichtstuhl-affäre wuchs nach einigen tagen auf sechs eng bedruckte A4-seiten an. hier die verkleinerte version:

löschdiskussion (verkleinert)

was hinter diesen ungewöhnlich aggressiven verhalten steckte, weiß ich nicht. vordergründig ging es dem antragsteller 88 um die besagte fehlende sekundärliteratur. als die ein mitdiskutant dann freundlicherweise lieferte, zog 88 den sowieso mehrheitlich gescheiterten löschantrag mit großer wohltätigkeitsgeste zurück, nicht ohne seinen gegnern in dieser langen diskussion vorzuwerfen, dass sie nicht die „auf einem Silbertablett“ gelieferte literatur innerhalb von eineinhalb tagen gelesen und in den artikel eingebaut hatten:

Es ist leider bezeichnend, dass kein einziger von denen, die hier gegen den LA sülzen, auch nur den kleinsten Finger gekrümmt hat

(für die, die es nicht wissen: es gibt keinerlei pflichten bei dieser wohltätigkeitarbeit. niemand hat einem andern zu sagen, wann er was zu tun hat.)

wer nicht verlieren kann, muss nachtreten.

4. wer hier was ändert, ist vandale

jeder wikipedia-artikel hat eine so genannte diskussionsseite, die die allgemeinheit nicht liest, wo sich aber am thema interessierte austauschen können. für diese oft assoziativ geführte diskussion gibt es keine strengen regeln.

ein anonymer user setzte in die diskussionsseite zum artikel über die beichtstuhl-affäre den link zu einer ARTE-dokumentation über den missbrauch von frauen in der kirche. kaum zu glauben, aber unser QS- und LA-steller 88 löschte diesen querverweis zu ARTE, weil er angeblich nichts zum thema beitragen würde. ich merkte, dass hier noch viel dynamit im spiel ist und nahm mir die freiheit, diesen ARTE-kommentar wieder einzusetzen, worauf der streitbare kollege zu einem neuen register griff, nämlich zu einer „vandalismusmeldung“ gegen mich.

wir schüttelten bei köttbullar und session IPA in stockholm die köpfe und fragten uns, ob das nun das ende der eskalation war? schwedische wikipedianer fragten, ob diese bissigkeit in der deutschen wikipedia üblich sei? ich konnte nur gerüchtehalber sagen: angeblich bei politischen und kirchlichen themen schon. sonst eher seltenst.

mir war es wichtig, den ARTE-beitrag zu verteidigen und begründete nun auf der diskussionsseite länger, dass hier ganz offensichtlich parallelen zur beichtstuhl-affäre zu erkennen seien. das reichte 88 nicht nur nicht, es missfiel ihm.

5. … und bleibt vandale

dass dieser längere eintrag von mir nun auch vom kollegen 88 entfernt werden sollte, hätte ich nicht gedacht. er griff zu einer weiteren → vandalismusmeldung gegen mich. diese wurde, soweit ich weiß, abgelehnt. jetzt sind zwei wochen vergangen, die wellen haben sich geglättet.

weil ich das für außenstehende notiere: es ist ein ungewöhnlich aggressiver fall, also alles andere als üblich. häufig entstehen zwiste unter autorInnen, weil sie sich gegenseitig anmachen. das war hier nicht der fall, weil ich mich praktisch nicht einmischte, aber den artikel, den ich begonnen hatte, schützte. jetzt steht er im wesentlichen so da, wie am anfang, und so wird er wahrscheinlich sehr lange oder gar für immer bleiben.

achso, schlechte verlierer zeichnen sich auch dadurch aus, dass sie sich selbst hochhalten. kollege 88 schrieb woanders später:

Ich darf übrigens feststellen, dass der Artikel durch mein Engagement […] erheblich an Qualität gewonnen hat.