Maya 4 Sketches - 30 Tutorials in 3D - Addison Wesley - September 2001

Maya ist eine 3D Computeranimationssoftware, mit der heute Computerspiele, Internetanimationen, Industriedesign, Spezialeffekte und Filme von der Werbung bis zu Hollywoodschinken erstellt werden. "Final Fantasy" mit seinen zahlreichen virtuellen Schauspielern ist das letzte aktuelle Beispiel für einen solchen Schinken. Das Programm ist teuer, aber sein Geld wert, und es gibt es sehr günstig in einer Studentenversion. Eine Demoversion von Maya 3 befindet sich zudem auf der CD zu diesem Buch.
 

Lassen Sie sich auf den folgenden drei Seiten in das Buch entführen. Manche Abbildungen wie z.B. die hier rechts sind Hyperlink-sensibel: Wenn Sie auf sie klicken, vergrößert sich das Bild. Zunächst aber, wie es zu dem Titel kam -: Ein "Sketch" ist im Deutschen ein lustiger Dialog; im Englischen hat der Sketch dieselbe Bedeutung, "to sketch" heißt aber auch, etwas skizzieren; Sketch Pads zum Beispiel sind Zeichenblöcke zum Festhalten schneller Ideen. Sketches haben etwas Leichtes, sie sind nicht ganz vollständig, schnell vorbei und wirken nach. An einen Sketch erinnert man sich gern

Vielleicht kennen manche von Ihnen mein Buch "Maya 3 - Ästhetik und Technik von High-End 3D-Animationen", erschienen im September 2000 beim selben Verlag. Dieses Buch war sehr grundsätzlich angelegt und versuchte, auch Anfänger, die mit 3D-Animation nie etwas zu tun hatten, abzuholen und bei der Hand zu nehmen.Zwischen den großen (auch mit Version 4 noch gültigen) Kapiteln des 600-Seiten-Werks waren 12 Minitutorials - Sketches - quer und zusammenhanglos eingestreut, Entspannungsübungen zum Freiblasen des Kopfs, Inseln der Ruhe. Nach dem Schreiben umfangreicher Kapitel wie z.B. über Charakteranimation oder logische Verknüpfungen freute ich mich als Autor darauf, einfach einen Würfel in Brand zu setzen, den Mond aufgehen zu lassen oder ein Irrlicht zu animieren. Gerade diese Seiten haben sich bei vielen Lesern tief eingebohrt.

In diesem Buch nun gibt es gar keine Grundlagen, sondern nur noch glückliche Inseln. Es baut nicht unmittelbar auf dem letzten auf, aber um es zu nutzen und Ihren Spaß mit den 30 Sketches zu haben, sollten Sie sich mit dem Interface von Maya auskennen. Das Buch wäre weniger leicht und spielerisch geworden, wenn ich gängige Befehle wie das Erzeugen eines Lofts zwischen zwei Kurven oder wie man einen Keyframe setzt erklären müsste. Damit konnte die Setzerin, Angelika Obermayr, die "Maya 4 Sketches" auf 200 Seiten halten. Das Buch ist auf einem übersichtlichen, breiten Format und von vorn bis hinten vierfarbig gedruckt.

Jeder Sketch beruht auf einer Fragestellung, wie sie jedem von uns in den Sinn kommen könnte, etwa: Wie rolle ich eine Kugel über einen Berg? Wie bringe ich den Schatten einer Birke (mit all ihren zitternden Blättern und Ästchen) in mein trostloses 3D-Zimmer? Wie baue ich ein Knetmännchen? Wie bricht ein Vulkan aus? Wie lasse ich eine Figur ein Fahrrad lenken und mir zwischendurch zuwinken? Wie animiere ich chinesische Kalligraphie? Wie simuliere ich einen Crash-Test?
Die meisten Sketches sind nur vier Seiten lang und voll mit Bildern. Keiner der 30 Sketches dieses Buchs würde Sie mehr als eine Stunde beschäftigen – länger brauchen Sie nicht, um den Vulkan brennen und den Radfahrer winken sehen. Aber meine jüngste Erfahrung als Dozent zeigte mir, dass jeder Sketch bei den Studenten meiner Vorlesungen und Workshops Nebenschauplätze eröffnet und am Ende ganz andere, meist viel ausgefeiltere Dinge aus ihm entstehen.
Weil die Sketches nicht an Werkzeugen, also nicht an der Technik der Software festgemacht sind, sondern sich an aus dem Leben gegriffenen Fragen orientieren, werden Sie nach der Lektüre des Buchs feststellen, dass Sie immer wieder auf das Buch zurückgreifen werden. Etwa wenn Sie an einem ganz anderen Problem arbeiten und sich plötzlich an den Sketch mit der Klingel oder dem Knubbelmännchen erinnert fühlen. Oder Ihr Kunde ein Glühen entlang der Breitengrade eines Globus animiert haben möchte und Sie glücklicherweise den kleinen, aber feinen Trick auf Seite 160 tief in Ihrem Unterbewusstsein verankert haben (siehe Bild oben).