wellness | deppen

nicht nur auf mallorca im niedrigpreissegment, sondern auch im hochpreissegment der wellness-“oasen” reservieren die gäste gern ihr plätzchen mit kleinen duftmarken, typischer weise dem handtuch. schon am morgen sieht man die reservierungshaie den sauna- oder ruhebereich durchstreifen, um sich ihre lieblingsplätzchen für den ganzen tag zu krallen. im wellness-bereich gehört zu den wichtigsten duftmarken die wärmedecke, manchmal auch eins der überall herumliegenden werbemagazine für bädereinrichtungen ab 2500 € (pro duschkopf).

der veranstalter nimmt klagen von leer ausgegangenen platzsuchern entgegen und druckt deswegen ab und zu etwas von der art “bitte reservieren Sie mit rücksicht auf andere gäste Ihre liegen nicht…” in dem täglichen viergängemenü-sodoku-wetter-lebensweisheit-blatt ab. natürlich erhört niemand die bitten, und so bleibt, wie auf malle schon seit der wirtschaftswunderzeit, alles beim alten. der gastgeber versucht, den ball flach zu halten. er will auch die goldkettchenrussen nicht vergraulen, die tags im pool hemmungslos freisprechend telefonieren und nachts in den tief beruhigten zimmern radau machen und lautstark den kleinbus mit callgirls anfordern.

aber das führt vom thema ab: das platzreservierungsthema. es lässt sich ganz einfach lösen, indem man sich die grundsätzliche frage stellt: warum möchte ausgerechnet hier keiner seinen platz verlieren, wo im nachbarraum alles leer ist?

auf den auf diesem foto sichtbaren 10 liegen jedenfalls saß und ruhte zwei stunden lang keine seele. aber andere seelen huschten vorbei und suchten – selbstverständlich vergeblich – einen bescheidenen platz.

wellnessPlatzhirsche

idiotische platzreservierung im wellness-center. foto: ms/dpa

einmal sah ich eine person, die ihren krempel komplett zusammenpackte, die liege damit freigab, um eine halbe stunde später mit hochrotem saunakopf zurückzukehren – um natürlich nur leere, reservierte liegen vorzufinden.

klar wissen die wohlhabenden selbst genau, dass sie keine besseren menschen sind, nur weil sie sechsmal im jahr für fünf tage zu zweit 2000 oder 6000 € zahlen können, ohne dass es weh tut, ja ohne dass es auffällt. kann sein, dass sie etwas eloquenter reagieren, wenn man sie fragt, ob sie vielleicht so gnädig wären, ihre liege für ein bescheidenes stündchen zu ent-reservieren. der tourist auf mallorca (oder gran canaria), insbesondere wenn es ein brite (männlich oder weiblich) ist, wird für ein solches ansinnen worte wie “wanker” im anschlag haben und zeigt eine beeindruckende drohgebärde beim zu nahe an die liege treten.

der wellness-patient dagegen schwächelt tendenziell, er hat die teure ruhe ja “verdient” (andere nicht), und wenn man ihn oder sie mit einem solchen ansinnen ansinnt, kommt dann eher etwas → migräniges heraus. wer ein solch migräniges → jammern vernimmt, dreht sofort verstört ab und flüchtet in eins der liegeparadise eine etage höher, ohne schöne aussicht auf den → sole-pool und ohne schönes lagerfeuer, dafür mit dem herrn p., der so derb vor sich herschnarcht, wie man das nie gedacht hätte: denn …

goldPudel

goldene iWatch mit pumps und pudel. foto: apple. illustration: ms

… am vormittag im foyer wirkte er so → distingiert, wie er sein goldenes iPhone mit der goldenen iWatch (sorry, das ist eine appleWatch, keine iWatch) synchronisierte und sich durchs pomadierte schwarze haar strich, während seine klaudia (mit k, ja!) sich auf 15 cm stiletto-pumps mit ihrem (sorry für das klischee, aber es ist wahr:) → pudel richtung sektbegrüßung begab. “hamm’s noch einen, aber bitte ein bisserl einen feineren!” [und zum herrn p., dem gockel:] “gehst schon mal runter, hasi, eine schöne liege reserviern!”