telefónica | zahlt wikipedia

marken und geld. enzyklopädischer horror.

es gibt in der wikipedia, diesem meisterwerk an enzyklopädie, geschrieben von vorwiegend ehrenamtlichen, hoch motivierten autorInnen, probleme. eines davon ist das sogenannte paid editing, das schreiben von artikeln gegen bezahlung. ich halte das für schädlich, schäbig, unlauter, auch wenn es vor knapp 10 jahren wikipedia-intern diskutiert und unter auflagen erlaubt wurde. die beiden hauptargumente damals:

pro: wenn ein autor von einer firma oder einer privatperson beauftragt wird, kommen evt. quellen und informationen in die wikipedia, an die man sonst nur schwer heran käme. eine mär, denn ein konzern wie siemens hat natürlich interesse daran, firmenbilanzen aus dem archiv zu holen, um das tolle wachstum nachzuweisen.

contra: bezahltes schreiben verletzt den grundsatz, dass autorInnen sich möglichst mit ihren privaten meinungen und interessen zurückhalten sollen. geht bei bezahltem schreiben natürlich nicht.

das bild oben ist ein, ja, bilderbuchbeispiel für bezahltes schreiben. es geht um den artikel über den telefonkonzern → telefónica, in der letzten zeit weitgehend geschrieben von einem → hamburger wikipedianer, der dafür geld bekommt – und das auch offen zugibt. abgebildet ist nur ein kleiner teil des umfangreichen artikels.

hervorgehoben habe ich in blau die zahlen; es sind schöne zahlen, die zeigen, wieviele anteile der konzern an anderen hat, wie viele milliarden er für mobilfunkfrequenzen bezahlen kann, den börsengang usw.

in rot sind die firmen- und markennamen markiert. mit dem gelben henkel die mit “telefónica” im namen.

bezahltes schreiben führt zu einem flyer für aktionäre.

statistik:

  • bei den 37 sätzen dieser beiden abschnitte finden wir 17 durchweg lobende finanzdaten, also durchschnittlich in jedem zweiten satz einmal.
  • 40 mal werden firmen und marken erwähnt, also pro satz mehr als einmal.
  • 9 mal kommt telefónica vor, also in jedem vierten satz.

jetzt kann man argumentieren: es geht nunmal um eine firmengeschichte, in der kapital, “merger” und aktien eine zentrale rolle spielen. schon, aber braucht das in dieser detailliertheit eine enzyklopädie? nimmt man nur ein paar der üppig angegebenen quellen (handelsblatt etc.), bekommt man diese zahlen, marken und infos so detailreich man möchte.

menschen kommen in dem abschnitt zur geschichte des unternehmens nicht vor. es ist zwar von töchtern und müttern die rede, aber nur im kontext von tochterfirmen und mutterkonzernen. schon der erste satz, das unternehmen gehe aus dem 1995 gegründeten mobilfunkunternehmen VIAG hervor, zeigt die richtung: es gibt keine menschlichen player, niemand hat die strippen gezogen, die zu telefónica führten. es sind reine wirtschafts- und geld-infos für anleger.

ich bin der meinung, dass ein so von kommerz strotzender wikipedia-artikel auf ein minimum reduziert gehört. das stößt selbstverständlich auf widerstand der telefónica und ihres bezahlten schreibers.


es ist grundsätzlich ungut, einen wikipedia-artikel mit einem anderen zu vergleichen, um zu sagen: schau mal, da ist es so, warum kann es dann dort nicht auch so sein?! trotzdem ist es im oben genannten zusammenhang gut, ab und an in andere firmengeschichts-artikel reinzugucken, etwa in die von → siemens. da stehen personen und patente im mittelpunkt, bevor markenbildung und anteilseigner hinzukommen. auch der wikipedia-artikel über die → deutsche telekom beginnt mit gesetzen, regulierung, menschen, machtkämpfen. bei telefónica dagegen haben wir es mit einem artikel über die geschichte eines unternehmens in der wikipedia zu tun, der nur von geld, übernahmen und börsengängen handelt. offenbar steckt hinter telefónica wirklich keine menschliche und patentrechtliche leistung. oder unser hamburger bezahl-autor hat es verschlafen.

wikicon | leipzig

persönliche mitschrift von zwei vorträgen

 

dieser quasi-live-bericht im → deutschlandfunk handelt (im gespräch mit meinem kollegen manfred kloiber) von der arbeit des wikipedia-schiedsgerichts (aufarbeitung des falls “magister”), vom autorenschwund, der diskussionskultur auf der konferenz, problemen und freuden mit wikidata, den stolpersteinlisten, frauenthemen und einigem mehr. was aus zeitgründen nicht mehr zur sprache kam, war die 360°-fotografie: es steht hoch auf der agenda der wikipedia-programmierer, die rundumfotografie einzubinden.

diese initiative bezieht sich auf fehlende biografische artikel über frauen in der wikipedia.

drone video for | wikipedia

drone timelapse video for wikipedia

[three-fifths-first]i shot the video above for wikipedia and wanted to inspire drone pilots to use this way of distribution for their stills and videos. i’ll show you which technical steps i followed to get the video from the drone into the realm of the → creative commons.

firstly, i edited the video by speeding it up, adding some contrast and slightly adjusting the white balance. this is not needed. the first crucial step is to convert the video to a free format. you cannot upload videos with a propriatory format such as apple’s mov or microsoft’s avi. the best, cost-free and politically correct way to do the conversion is by using an open source piece of software like → VLC. download the app for your platform, windows and mac in my case, and run it.

[/three-fifths-first]
[two-fifths]ich habe das video oben für die → wikipedia aufgenommen und möchte drohnenpiloten anregen, auch diesen verbreitungsweg für ihre fotos oder filme zu nutzen. hier zeige ich die wesentlichen schritte, um das video aus der drohne in einen wikipedia-artikel zu bringen, in diesem fall in den über die autobahn A4.

ich habe zunächst das video beschleunigt, etwas im farbton und in der sättigung verändert; aber das tut nichts zur sache. der erste wesentliche schritt ist, den film von seinem proprietären in ein freies format umzuwandeln, denn formate wie mov oder mp4 or avi werden von der wikipedia nicht akzeptiert. ich rate zur umrechnung zu dem politisch korrekten videoplayer → VLC. das programm kostet nichts und erledigt den job prima.[/two-fifths]

conversion dialog in VLC

[three-fifths-first]the screenshot above is from the german version of VLC. use the first menu or the keyboard shortcut ctrl-R. it will open the dialog on thr right. in the top you enter the location of your original video. then you click “convert” – which does not directly start the conversion process.

[/three-fifths-first]
[two-fifths]zunächst ruft man im ersten menü oder mit ctrl-R den konvertierungs-dialog auf. dann füttert man das obere fenster mit dem zu konvertierenden film, in diesem fall meine mov-datei. wenn man dann auf “konvertieren” klickt, geht der prozess noch nicht los, aber fast.[/two-fifths]

choose video theora + vorbis ogg here!

[three-fifths-first]thats the crucial export dialogue: select video → theora + vorbis (ogg). then give the target file a name and start the conversion. VLC won’t brag about it, it will just show you a black window with a slowly moving dot in the time bar at the buttom. once it’s reached the right side of the screen, youre done. you’ll find that the converted file is of good quality and only a small percentage of the original. in my case it shrank from 3 GB to 70 MB!

[/three-fifths-first]
[two-fifths]es folgt der entscheidende dialog: wir wollen a) video, b) theora + vorbis, was zu c) ogg führt. jetzt noch einen namen für die zieldatei angeben, und los geht’s. VLC rechnet im stillen um, man sieht nur einen fortschrittsbalken unten langsam wandern. wenn er rechts angekommen ist, ist der film umgerechnet. in meinen fall schrumpfte er ohne großen qualitätsverlust auf einen bruchteil: von 3 GB auf 70 MB.[/two-fifths]

ogg is much smaller than the uncompressed original.

[three-fifths-first]now that you have your ogg file, you can go to → wiki commons. create an account for yourself. it’s wise to choose your real name because the standard license urges the users of your video to credit you. if they don’t, you can sue them. at the left side of the wiki commons page you find the upload option. i usually use the “upload wizard” which takes you through three steps: which file you want to upload, the confirmation that you are the author, and filling in descriptions in the languages of your choice, including keywords (“categories”).

[/three-fifths-first]
[two-fifths]mit dem ogg-film geht man nun zur webseite des medienpools der wikipedia, den → wiki commons. wer da noch kein konto hat, sollte eins erstellen, möglichst – aber nicht zweingend – mit dem realnamen, denn später muss der von jedem, der das video benutzt, genannt werden, sonst wird’s für den anderen teuer. auf der linken seite der wiki commons-seite ist der eintrag datei hochladen. darauf folgt ein dialog, wo ich am liebsten den upload wizard wähle, der mich in drei schritten durch den hochladeprozess leitet.[/two-fifths]

wiki commons upload process

[three-fifths-first]once that process is completed, you can leave it there, or you can use the links given to notify your friends and followers on social networks and, more delightful, insert the video into wikipedia articles related to your topic. the one about the autobahn #4.

[/three-fifths-first]
[two-fifths]so, und jetzt kann man mit den links, die der wizard am schluss präsentiert, das video in sozialen netzen verbreiten oder, und das ist natürlich das eleganteste, es in bestimmte wikipedia-artikel einzubauen, wo der film von relevanz sein könnte. meinen habe ich zum beispiel in den englischen und deutschen artikel über die → autobahn A4 eingebaut.[/two-fifths]

the video enriches a wikipedia article.

[three-fifths-first]of course there’s no reason to not load the video up to youtube. in the settings for the video you can select “creative commons” as opposed to “standard youtube license”.[/three-fifths-first]
[two-fifths]und klar kann man das video auch zu youtube hochladen. sogar ganz praktisch, wenn man schon die kleine ogg-datei vorliegen hat. in den einstellungen des videos sollte man dann “creative commons” anwählen, statt der standard youtube lizenz.[/two-fifths]

wikimedia will | geld

immer am ende des jahres will die wikimedia geld. gutmenschen mit einem chronisch schlechten gewissen spenden dann für die wikipedia. was die meisten nicht wissen, ist: die wikimedia, die die spendenaufrufe jahr zu jahr größer gestaltet und schaltet ist was ganz anderes als die wikipedia, die wir als freie enzyklopädie kennen. in diesem feinen unterschied liegt viel brisanz, und ich, als leidenschaftlicher wikipedia-autor, der noch nie einen cent dafür gesehen hat und auch keinen annehmen würde, sage dazu zweierlei, bevor ich den rat gebe, nicht zu spenden:

  1. die wikipedia braucht, um zu existieren, geld. zum beispiel für die rechenzentren, für die backup-programmierung und für rechtsanwälte bei rechtsstreits.
  2. die wikipedia braucht aber keinen wasserkopf wie die wikimedia in san francisco, berlin und anderen städten mit immer schöneren büros. besonders dreist ist an der vorweihnachtlichen werbung, dass dieser wasserkopf so tut, als sei er die schreibende zunft, die die wikipedia groß gemacht hat. viele wikipedianer sehen das als anmaßung an.

achim, ein urgestein der deutschen wikipedia, sprach mir letztes jahr aus dem herzen, als er sagte: “spendet, leute, spendet. aber für ärzte ohne grenzen oder amnesty, nicht aber für die wikimedia, die eh zuviel geld hat.”

es herrscht seit jahren ein streit zwischen der schreibenden community = der wikipedia und der wikimedia. der charme der wikipedia ist, dass eben keiner bezahlt wird.

was also kann jemand, der die wikipedia nutzt und schätzt , sonst tun? er/sie kann schreiben, also mitmachen!

im screenshot unten herausvergrößert: a) wir verzeihen die störung nicht, und b) es fehlen keine 2,9 mio €. es fehlt gar nichts.

wikimedia fordert spenden – nix fehlt.

schein | tot

pschoAktuell

psychologie aktuell hat nur eine facebook-seite

in der wikipedia machte um neujahr herum folgender fall → die runde: ein autor mit dem namen oder pseudonym andreas parker hatte sich durch bestimmte änderungen in artikeln über psychologie unbeliebt gemacht. insbesondere schrieb er eine nicht weiter bekannte organisation, die sich “psychologie aktuell” nennt und nur eine an BILD-zeitung erinnernde facebook-seite betreibt, mit vehemenz in die wikipedia hinein, nahm sigmund freud als quelle in bestimmten artikeln heraus, setzte dafür veröffentlichungen von psychologie aktuell-autoren hinein, welche in keinem für die wikipedia-quellenregeln relevanten verlag erschienen sind, sondern nur im selbstverlag.

außerdem erstellte andreas parker einen neuen artikel, der sich “goldenberg institut” nannte und vom selben personal betrieben wird wie psychologie aktuell, unter anderem von einem herrn rexroth (foto oben auf facebook).

dieses vorgehen und insbesondere die penetranz legt den verdacht nahe, dass andreas parker von den psycho-leuten bezahlt oder anderweitig motiviert wurde oder: selbst einer dieser leute ist – eben: pseudonym. er stieß in der wiki-community jedenfalls auf keine gegenliebe. ein autor drohte ihm – was ebenfalls gegen die regularien, nämlich die des persönlichen umgangs miteinander, verstößt – sogar mit “konsequenzen im RL”, wobei RL real life heißt.

angeblich hat andreas parker, der in der blüte seines lebens stand, frau und kinder hat, aufgrund des wikipedianischen “cybermobbings” am 29. dezember einen herzinfarkt erlitten und war anschließend im krankenhaus verstorben. vermutlich waren es die psycho-autoren, die daraufhin schmähartikel gegen die wikipedia-autoren in der huffington post platzierten, die dort aber umgehend wieder verschwanden. außerdem stand im internet eine todesanzeige.

bei solchen interessensgetriebenen autoren ist es meist der fall, dass sie unter pseudonym schreiben. denn das bewusstsein dafür, dass “paid editing” in der wikipedia ein tabu ist, hat sich herumgesprochen.

ich bat einen freund, mal zu gucken, welches verlagshaus sich hinter “psychologie aktuell” verbirgt. er fuhr nach darmstadt und nahm in der kleyserstraße 10 dieses foto auf. rechts das klingelschild, wo nichts von “psychologie aktuell” steht, wohl aber eine person, die im impressum der facebook-seite steht.

nichts von psychologie aktuell, aber ein kleines fitness-center

faule (?) | administratoren

heute ging es auf einer relativ prominenten wikipediaseite, nämlich dem kurier, heiß her. ein autor stellte eine arbeitsbilanz der von der community gewählten “administratoren” der deutschen wikipedia auf, die auf widerstand stieß, auch und vielleicht gerade bei administratoren. statt wie üblich wurde die statistik samt kommentar nicht offen diskutiert, sondern als pranger verstanden und gelöscht. hier nachzulesen, ohne weiteren kommentar:

Nutzt die Wiederwahlseiten inaktiver Admins

Die deutsche Wikipedia hat derzeit 250 Administratoren. Die prozentuale Verteilung der Adminaktionen ist jedoch natürlich nicht gleich. Schaut man sich mithilfe des Tools die Zahlen der Adminaktionen in den letzten 100 Tagen an, haben 53 Administratoren in dieser Zeit keine einzige Aktion durchgeführt, die die erweiterten Rechte benötigt, weitere 49 Administratoren haben weniger als zehn Aktionen durchgeführt. Heißt im Umkehrschluss: 147 von 250 Admins haben in den letzten 100 Tagen mehr als zehn Adminaktionen durchgeführt, also durchschnittlich eine Aktion alle zehn Tage. Auf die letzten 365 Tage betrachtet haben 14 Admins keine einzige Aktion durchgeführt, 68 Admins weniger als 30 Aktionen, heißt: Nur 167 Administratoren haben in den letzten 365 Tagen mehr als eine Adminaktion alle zehn Tage durchgeführt, mehr als 14 Admins sind so gut wie inaktiv, retten sich aber mit ein paar Edits jährlich vor der automatischen De-Administrierung. Wofür braucht die Wikipedia Administratoren, die im Jahr kaum aktiv sind und auf vielleicht gerade einmal zehn Edits pro Jahr und eine Handvoll Adminaktionen kommen (wenn überhaupt)? Es ist doch Augenwischerei, wenn es derzeit in der Wikipedia 250 Administratoren gibt, von denen jedoch im letzten Jahr 82 Admins ihre Rechte nicht oder fast nicht genutzt haben. In einem solchen Fall sollten die Wiederwahlseiten genutzt werden, um jene Administratoren zu einer Wiederwahl zu bewegen und bei Verstreichen der 30-Tages-Frist zu de-administrieren. Was nützen uns Administratoren, die zwar auf dem Papier hier Admin sind, aber de facto kaum etwas die letzten Jahre über getan haben? Aufgrund ihrer wenigen Administratoren-Entscheidungen machen sie sich auch nicht unbeliebt, sodass ihre Wiederwahlseite ziemlich leer bleibt, weshalb einige schon seit zehn Jahren ohne erzwungene oder freiwillige Wiederwahl ausgekommen sind. Auch in letzter Zeit werden die Rufe nach neuen Administratoren wieder lauter – obwohl wir ja von der Anzahl her eigentlich genug haben müssten. Nur verfälscht die Anzahl von 250 theoretischen Administratoren die tatsächliche Situation. In Wirklichkeit gibt es etwa 180 aktive oder halbwegs aktive Administratoren, die mit der Vielzahl an Aufgaben fertig werden müssen und so auch noch die Arbeit der restlichen 70 wenig oder nicht aktiven Admins mitübernehmen müssen. Wieso hat dann ein inaktiver Administrator noch ein Recht auf sein Amt? Administrator ist schließlich kein Amt auf Lebenszeit und Rechte verpflichten eben auch. Es ist nur vernünftig diesen inaktiven Admins Wiederwahlstimmen zu geben und sie zu de-administrieren. Denn wenn es zu einer Wahl kommen sollte, haben viele von ihnen nur geringe Chancen. Stattdessen sollte man vermehrt junge, aufstrebende Talente zum Administrator wählen.

Administratoren, die im Jahr 2015 bisher weniger als zehn Edits(!) zu verbuchen haben, sind (mit Link auf ihre Wiederwahlseite): Ahellwig, Cecil, Christian2003, Church of emacs, El Duende, Eynre, Firefox13, Hukukçu, Ixitixel, Magnummandel, Michail, Pischdi, Rdb, Redf0x, Scherben, Sir, Stechlin, Svens Welt sowie einige Weitere, die weniger als 30 Edits dieses Jahr zu verbuchen haben.

Jetzt wurden allerdings nur jene Administratoren gelistet, die seit neun Monaten beinahe inaktiv sind. Noch nicht genannt wurden die Admins, die hier in der Wikipedia zwar einigermaßen häufig editieren, aber nicht oder kaum ihre erweiterten Rechte gebrauchen, also jene oben genannten 82 Administratoren, die seit 365 Tagen weniger als 30 Adminaktionen durchgeführt haben (1 Aktion/10 Tage) bzw. 50 Admins mit weniger als zehn Adminaktionen in 365 Tagen. TM, 13.9.

WP:TF | und andere klugmeiereien

gestern in der wikipedia, bei einer “diskussion” über den artikel zum rollator. mit einer für mich nicht nachvollziehbaren beharrlichkeit schreiben manche etablierten und geschätzten wikipedia-autoren in kürzeln, die den adressaten vor allem diese reaktion nahelegen: wenn das so kompliziert ist, mach ich nicht mit. oder: mit solchen klugscheißern will ich nichts zu tun haben. kein wunder, der autorenschwund. ich kann daraus nur kunst machen; diese fingerzeigautoren sind, wie es in der psychologie heißt, beratungsresistent, umgangssprachlich im innendreh und einfach ausgedrückt: unbelehrbar.

wenn sich diese kollegen hier äußern dürften, → kämensie mit → lautergescheitenweblinks wie in ← diesem satz. und beleidigt wären sie zudem. es ist zum heulen.

WP.TFein autor belehrt einen anderen über regularien der wikipedia.

 

wikipedia vierteiler | SWR2 2012

wikipediagebälkunter der schönen oberfläche knarzt es im gebälk. grafik: ms

jemand sprach mich darauf an, dass mein vierteiler über die wikipedia, gesendet 2012 in SWR2 “impuls” nicht mehr online nachhör- und nachlesbar ist. stimmt. die öffentlich-rechtlichen sender wurden von der verlagslobby dazu verdonnert, ihren audio-content nach kurzer oder längerer zeit zu löschen, in diesem fall bereits ein halbes jahr nach ausstrahlung der sendung.

gut, ich hab mir die vier kurzen beiträge nochmal hergeholt und angehört. als einführung funktionieren sie auch heute noch, drei jahre später. einige dinge gab es damals noch nicht, aber die sind für das allgemeine nicht von belang. was ich in den letzten beitrag (teil 4) allerdings heute unbedingt reinbringen würde, ist der druck von lobbys und der industrie auf bestimmte artikel. das thema des “paid editing” wurde erst 2013 breit diskutiert. es kommen in den vier takes unter anderem vor: fecchi, carbidfischer und southpark.

hier also, nachzuhören:


teil 1: wie kann ich mitmachen?


teil 2: artikel know-how


teil 3: wikifrust


teil 4: kritik

unser tag | gelöscht

unserTagIstGelöscht

blöd gelaufen, unser tag wurde gelöscht.

an diesem beispiel sieht man, was für ein schwachsinn täglich dutzendfach auf die wikipedia einprasselt: “unser tag” ist irgend ein musiktitel irgendeiner schlagermieze, von deren neuem album, das in den schlagermiezencharts zwei tage auf platz 1 war. der artikel wurde nach einer woche gelöscht. es gibt natürlich einen ausführlichen artikel über helene fischer, die das singt, und auch einen über das album, und vier über vier titel des albums. “unser tag” war der versuch, einem weiteren schlager einen eigenen wikipediaartikel zu spenden.

wikiwissen für | die kleinen

klexikonMitDreiArtikelnganz rührender anfang: die kinder-wikipedia hat heute drei artikel.

ich weiß, nichts im radio nervt mehr als liliputzigkeiten. dass das jetzt neben der wikipedia entstehende kinderlexikon klexikon heißt – na ja. es wurde von dem ehrenwerten journalistenkollegen michael schulte initiiert und ist gerade in einer rührenden startphase. siehe screenshot. neben den drei artikeln über helgoland, die app und den zahn (alles kooperationen von im moment drei bis vier freiwilligen) gibt es eine ganze reihe von artikeln in der warteschleife. sie sind noch nicht ganz fertig, um in die freiheit entlassen zu werden. aber wegen der transparenz des wikiversums kann man sie selbstverständlich frei einsehen und mitmachen. → hier entlang.

“unsere wehrmacht” | wikipedia

ein anonymer autor hat heute den wikipedia-artikel über die bombardierung von rotterdam durch die nazis 1940 umgeschrieben, scheinbar harmlos: und zwar änderte er an unzähligen stellen das sachliche “der/die/das” in ein “unser”. beispiel: “die wehrmacht tat das und das” stand dann da: “unsere wehrmacht tat das und das.” in der wikipedia gibt es seit einigen jahren einen mechanismus, der es zwar nach wie vor jedem erlaubt, etwas zu editieren, aber bevor es für den rest der welt sichtbar wird, muss es jemand, der schon paar monate dabei ist, gesichtet wird. so auch in diesem fall. natürlich hat der sichtende kollege die änderungen nicht akzeptiert und zurückgesetzt.

hier der screenshot dieses vorgangs: links und rechts hervorgehoben die dinge, die sich ändern. das kann jeder selbst ausprobieren. einfach auf einen beliebigen artikel gehen, oben rechts “versionsgeschichte” anklicken und dann die punkte links nach belieben setzen und auf “vergleichen” klicken.

unsereWehrmacht-dieWehrmacht_wikipedia-spam

björn akstinat | löschung eines wikipedia-artikels

dies ist eine gekürzte fassung des blogeintrags vom 8. august 2014.

laut → wikipedia-statistik schlagen täglich um die 300–400 neue artikel in der online-enzyklopädie auf. die meisten bleiben, viele aber sind so daneben, dass sie sofort gelöscht werden, andere laufen in eine “löschdiskussion” hinein. das ist ein instrument, um in allgemeiner, freier, öffentlich geführter debatte einem artikel sein vertrauen auszusprechen oder zu entziehen. meist ist diese diskussion nach einigen tagen erschöpft, nach sieben tagen schaut dann ein administrator drüber und schließt den vorgang mit einer löschung oder einem behalten des artikels ab.

löschungVonBjörnAkstinatfrisch  gelöscht: der wikipedia-artikel über björn akstinat

dieser artikel wurde erst vor einer woche angelegt und gestern vormittag nach einer → ziemlich kurzen löschdiskussion gelöscht. die diskussion war kurz, denn der fall war  für die diskutanten eindeutig: um den artikel zu schreiben, meldeten sich mehrere neu-autoren fast gleichzeitig in der wikipedia an, um über björn akstinat zu schreiben und links zu seinen publikationen und webseiten anderswo einzutragen. in der wikipedia werden laufend neue konten angelegt und verschwinden wieder oder bleiben. aber in diesem fall diente offenbar eine handvoll neuer accounts nur dem einen zweck, nämlich diese person zu befördern.

ich wurde darauf aufmerksam, weil ich im wikipedia-artikel über → das hörspiel aktiv bin, jede änderung dort sehe und dann eben auch sah, dass sich ein mir unbekannter “björn akstinat” in die fußnoten geschlichen hatte. (nicht er als autor des eintrags, sondern aus autor eines buchs)

alles sprach für die löschdiskussionsteilnehmer dafür, dass hier ein und dieselbe person unter verschiedenen pseudonymen schrieb. man nennt das im wiki-jargon “sockenpuppen“, angelehnt an das bild einer hand, die mit den fingern viele rollen spielt:

Als Sockenpuppe (engl. “sock puppet”, auch “Fake-Account” oder “Multiaccount”, deutsch “Mehrfachkonto'”) bezeichnet man im Netzjargon ein weiteres Benutzerkonto, das aus verschiedenen Gründen angelegt ist: Es kann zum Schutz der Privatsphäre dienen, den Zweck haben, Meinungen innerhalb einer Online-Community mit mehreren „Stimmen“ zu vertreten, oder zum Unterlaufen von Netiquette der Community genutzt werden.

soweit die definition in der wikipedia.

sockenpuppen-accounts sind nicht verboten, und es gibt zahlreiche ehrenwerte wikipedia-autoren, die aus gutem grund für mehrere themenfelder mehrere accounts betreiben. nur wenn die fingerpuppen dann alle dasselbe und nur das eine tun, dann wird es unappetitlich. man spricht von “single purpose accounts”, also benutzerkonten, die nur einem zweck dienen. → einzweck-konto.

die schnell eingerichteten wikipedia-accounts trugen pseudonyme wie KarinWich ChatBurns JuleKann Bela456 TinaTrins CordJa ZeroGustav Zurtu Kiopok456 Geisbart Lostjelly Kurzul Julo5634 Husdas FranziHeseree TessaReit KarinHeese Palmy3000 Coradi12 Magazin Kichererbse123 Alsacien123 Herrslund Gult.H Max1105 Bowencha VolkerSteinHamburg JanaLufd GerhildKuns. sie alle wurden inzwischen wegen missbrauchs der wikipedia für werbende zwecke und wegen diskussionsunwilligkeit gelöscht.

akstinat-im-artikel-über-das-hörspielim wikipedia-artikel über das hörspiel wurde der verweis auf akstinats buch gelöscht.

björn akstinat betreibt eine angebliche nichtregierungsbehörde namens “internationale medienhilfe”. heute ist auf der seite zum beispiel oben als laufschrift zu lesen:

“Die IMH vertritt die Interessen von deutschsprachigen Auslandsmedien und vermittelt unter anderem Werbekunden.”

es gibt seit 2006 einen wikipedia-artikel über die “internationale medienhilfe”, der jetzt im zuge der löschung von “björn akstinat” ins visier geriet und nun auch eine löschdiskussion am hals hat. er liest sich wie ein pseudo-neutral gehaltener werbe-flyer.

der wikipedia-artikel über björn akstinat stieg in der einen woche seines bestehens bei google ganz nach oben. inklusive der löschdiskussion:

googleSuche_nach_Akstinatgoogle-suche nach björn akstinat am 30. juli: noch ist der artikel ganz oben.

unterm strich zeigt dieser noch nicht ausgestandene fall zwei dinge: einerseits sieht man an ihm den druck auf die wikipedia durch menschen, die ihre wie auch immer gestrickten privatinteressen in die enzyklopädie bringen wollen. andererseits ist er ein anschauungsbeispiel dafür, wie eine person durch penetrante promotion in der wikipedia beschädigt wird. ein einmal gelöschter artikel hat schlechte chancen, in nächster zeit neu aufgelegt zu werden.

angenommen, hinter all den sockenpuppen steckt nicht björn akstinat und niemand, der mit ihm persönlich zu tun hat. dann ist es bizarr, warum er, der er sich auf seinen privaten webseiten mediengewandt gibt, nicht mit klaren worten eingemischt hat: “hört mal, ich bin der protagonist des artikels, was ist denn hier los?” die sache wäre dann vielleicht nicht anders ausgegangen, aber die diskussion wäre appetitlicher gewesen. man spricht von transparenz. die fehlte hier völlig.


nachtrag: björn akstinat wurde über eine websuche nach der löschdiskussion auf diesen blogeintrag aufmerksam und rief mich zwei tage später an. in dem telefonat gab er sein unverständnis über die hitzig geführte löschdiskussion zum ausdruck, bat mich um hilfe, worauf ich ihn über die oben genannten empfindlichkeiten aufklärte und ihm zu mehr transparenz riet.

in einem weiteren telefonat ging es um den löschantrag zum artikel über die internationale medienhilfe. herr akstinat meinte sinngemäß, man habe ihm abgeraten, sich selbst in die löschdiskussion einzubringen. ich riet ihm, das dennoch zu tun. transparenz wiegesagt.

herr akstinat hat sich auch eine woche später nicht eingebracht.


am 9. August 2014 um 15:43 löschte nach zweiwöchiger offener diskussion von etwa 10 interessierten ein administrator (das ist kein großer entscheider, sondern eher ein geplagter verwalter) den wikipedia-artikel über die internationale medienhilfe. angesichts von dutzenden artikeln, die täglich, meist wegen fehlender relvanz, gelöscht werden, ist das eigentlich nicht der rede wert. aber ich schreibe hier eine chronik der ereignisse zu ende, die mit dem ebenfalls gelöschten artikel über einen autor namens björn akstinat begann. siehe oben.

wikipedia - internationale medienhilfe - gelöschtein wikipedia-artikel wurde nach langer diskussion gelöscht.

das war ein langer leidensweg für alle beteiligten, auch herrn akstinat, der die IMH leitet. letzten endes konnte niemand darlegen, warum diese vermutlich kleine organisation einen eintrag in der größten enzyklopädie aller zeiten verdient hat. sie ist, wie sich im laufe der löschdiskussion herausstellte, von außen sehr undurchsichtig. zum beispiel ist unklar, warum die ehemalige österreichische außenministerin → benita ferrero-waldner auf der webseite der IMH und im nun gelöschten wikipedia-artikel als “schirmherrin der IMH” dasteht. ein skeptischer wikipedia-autor schrieb frau waldner an und bekam von ihr die antwort, sie wisse nichts von dieser funktion und bitte um die löschung ihres namens aus dem artikel über die IMH.

in dem screenshot oben sieht man, dass man beim versuch, den artikel neu zu schreiben, gewarnt wird, dass es ihn schon einmal gab und dass es wenig sinn macht, ihn einfach neu aufzusetzen, ohne die löschdiskussion nachhaltig zu entkräften. in der regel ist es schwer, einen gelöschten artikel neu einzubringen, und diese hürde ist auch wichtig.

ps. kurz nachdem ich das geschrieben hatte, wurde auch ein anderer artikel, der damit zusammenhängt, gelöscht. er nannte sich “medienhilfe”. medienhilfe wurde in dem nun nicht mehr sichtbaren artikel als gut eingeführter begriff genannt, danach aber führten links zu einem interview mit besagtem björn akstinat und zu einer schweizer organisation, die einfach nur medienhilfe heißt. gründe für die löschung waren zweierlei: erstens las sich der artikel wie eine werbung für diese beiden medienhilfen, zweitens ist der begriff nicht etabliert. wenn man jemanden fragt, was “medienhilfe” sein könnte, wird er nicht darauf kommen: “klar, die helfen medien im ausland, in deutschland/österreich/schweiz bekannt zu werden”.

wilhelm gallhof | neu in der wikipedia

wilhelm-gallhof -nur die korallenkette -1917detail aus wilhelm gallhofs frauenakt “die korallenkette” (1917)

beim stöbern in einigen zeitschriften (digital und analog) aus dem ganz frühen 20. jahrhundert stolperte ich über zahlreiche frauenakte, manche davon auf den titelblättern von zeitschriften wie “jugend” und “der junggeselle”, einige davon von einem maler namens wilhelm gallhof.

beim nachlesen, was es mit ihm auf sich hat, fand ich nicht nur wenig, sondern sehr wenig. aber weil gallhof in den frühen 1910er jahren zahlreiche würdigungen bekam, die bei google books zu finden (aber leider nicht im volltext zu lesen) sind, widmete ich mich ihm nun auch und schrieb das spärliche in die wikipedia. es gab bisher einen nur aus wenigen worten bestehenden artikel in der italienischen wikipedia.

jaron lanier | interviewausschnitt von 2011

Jaron-Lanier---Bagpipingjaron lanier spielt eins seiner historischen blasinstrumente (2009, wiki commons)

im spätherbst 2011 habe ich jaron lanier interviewt; er war in einem studio in berkeley, ich in köln. anlass war die reihe “digitale masterminds” im deutschlandfunk, für die ich über die jahre 12 größen der IT vors mikro bat, unter anderem auch jaron. jaron ist autodidakt, er war ziegenhirte und kann ziegenkäse herstellen. er hat, erzählte er mir, eine schwäche für tintenfische. wir stritten kurz über seine vergangenheit in der KI-forschung; er gilt als mitbegründer (aber nicht erfinder!) des begriffs der “virtuellen realität” – diese großen und mit enormen steuergeldern gestützten versprechen der IT der 1980er und 1990er jahre kamen mir damals schon suspekt vor, heute gelten sie als gescheitert und treten – sehr bescheiden, sehr sympathisch – auf ganz kleinem niveau wieder in erscheinung.

heute gab der börsenverein des buchhandels bekannt, dass jaron lanier den friedenspreis des buchhandels 2014 bekommen wird. um zu hören, wie er klingt und tickt, ein nur halbminütiger ausschnitt aus meinem interview. jaron sagt im prinzip:

“Das Internet ist falsch aufgebaut, es setzt auf Daten, statt auf Menschen. Es konzentriert sich auf die Server und die Cloud, statt das Menschliche zu feiern. Die Betreiber der Server haben das große Geld – Facebook zum Beispiel. Wir können nicht weiterhin eine hinlänglich funktionierende Demokratie oder einen einigermaßen erträglichen Kapitalismus haben, wenn uns nichts einfällt, das Internet zu einem Ding der Menschen statt der großen Server zu machen.”


interviewausschnitt: jaron lanier über die unmenschlichkeit des internets. © m.s.

zu einem gespräch über lanier ludt mich die redaktion von “scala” (WDR 5) live ins studio ein. hier lässt sich das → ein paar monate lang nachhören. und unten: das ist ein foto, das er mir vor drei jahren für die sendung im deutschlandfunk zur verfügung stellte.

Jaron-Lanier---2011jaron lanier, 2011. foto: jonathan spraque

wikipedia-streit | zum guten

computer_iPad_statistik_weltweitdie blaue linie besagt, dass weltweit seit 2004 der begriff “computer” immer weniger nachgefragt wird.

ich hatte aufgrund dieser statistik (blau: der suchterm “computer”, rot der suchterm “iPad”; näheres → einen eintrag zuvor) im wikipediaartikel über den computer eine stelle gesucht, wo ich die information hineinsetzen konnte. es gibt in dem artikel tatsächlich einen abschnitt, nämlich den, der sich mit den zukunftsaussichten für den computer beschäftigt. ich schrieb also hinein:

„Die weltweite Websuche nach dem Begriff „Computer“ nimmt seit Beginn der Statistik 2004 stetig ab. In den 10 Jahren bis 2014 war diese Zugriffszahl auf ein Drittel gefallen.“

als quelle – in der wikipedia heutzutage bei allen nicht-trivialen behauptungen unverzichtbar – nannte ich diese für jeden zugängliche statistik. 41 minuten später löschte ein anderer wikipediaautor (pseudonym “gut informiert“) diesen satz mit der begründung “spekulation” und verwies auf die diskussionsseite zu dem artikel. dort hatte er nämlich einen neuen abschnitt eröffnet, der innerhalb weniger stunden kräftig anwuchs. → hier ist er.

im prinzip schrieb “gut informiert”, dass es an brauchbarer sekundärliteratur fehle (stimmt). ich war mir dessen bewusst und hing nicht besonders an dem satz, war also nicht sauer über die löschung.

das schöne aber war, dass “gut informiert” drei statistiken lieferte, um die wackeligkeit der google-statistik zu zeigen. er befragte nämlich google books, also die hunderttausenden (millionen?) gescannter und textuell verschlagworteter bücher aus aller welt, nach der häufigkeit der worte “computer”, “ordinateur”, “rechner” in mehreren sprachräumen. hier seine zeilen dazu:


 Um zu zeigen, wie beliebig die Daten sind, betrachte man bitte die folgenden Diagramme.

[1] Das erste zeigt die Häufigkeit der Verwendung des Wortes “Computer” im englischen Bücherkorpus von Google Books, angetragen auf einem Zeitstrahl.

[2] Das zweite zeigt die Häufigkeit der Verwendung des Wortes “Computer” im deutschen Bücherkorpus. Die Häufigkeit des Wortes “Rechner” habe ich aus Synonymgründen ebenfalls darstellen lassen.

[3] Um die Sache abzurunden, folgt abschließend eine Suche im französischsprachigen Bücherkorpus nach den Wörtern “ordinateur” und “computer”.

Das Wort “Computer” zeigt in den Bücherkorpora, die bis 2008 reichen, unterschiedliche Trends auf. Im Englischen nimmt die Häufigkeit ab. Im Deutschen zeigt der Trend dagegen klar aufwärts (auch für “Rechner”). Im Französischen nimmt die Häufigkeit von “Computer” zwar ab, aber die Häufigkeit von “ordinateur” steigt seit Internetzeitalterbeginn wieder.


soweit diese wirklich erhellenden statistiken. ich gehe demnächst auf die google books-statistik-tools näher ein. unten schon mal als vorgeschmack die häufigkeit der worte “kant” und “hegel” in der deutschsprachigen literatur; keiner konnte mir bisher sagen, warum beide philosophen ausgerechnet um 1840 herum extrem häufig in der literatur auftauchten.

was die wikipedia-zusammenarbeit angeht: es ist völlig nebensächlich, dass ein anderer wikipedianer einige stunden später meinen satz wieder in den artikel zurückbaute. wichtig ist, dass man sich als autor nicht gleich beleidigt fühlt; gelingt mir auch nicht immer, hier aber schon. oft ist der ton zwischen autoren sehr rau.

kantHegel_1840die häufigkeit der namen kant und hegel in der deutschen literatur zwischen 1800 und 1900: was war 1840 los?

die wikipedia ist ein lebendiges ding, und einige sagen, das arbeiten an der wikipedia ist ihr soziales netz.

harter nachkriegswinter 1947 | zeitschrift HEUTE

nachkriegszeitschrift-HEUTEerste deutschsprachige illustrierte nach dem 2. weltkrieg; hier die ausgabe vom 15. februar 1947

gerade eben recherchiert und in den artikel über die zeitschrift HEUTE in die wikipedia geschrieben. HEUTE war die erste zeitschrift in deutscher sprache nach dem zweiten weltkrieg und wurde – das ist das spannende daran – von den amerikanischen militärs herausgegeben. mein kürzlich bei ebay gefundenes exemplar stammt vom februar 1947:


Typischer Inhalt von 1947

Die Ausgabe von Heute vom 15. Februar 1947 stand im Zeichen des harten Winters, dem zweiten Winter seit Kriegsende. Auf dem Titelbild ist eine ältere Frau zu sehen, die in einem Raum mit Stockwerkbetten einen Sack stopft. Dazu heißt es: „Mit dem breiten, grauen Elendsstrom schlesischer Flüchtlinge kam die alte Frau nach Berlin – allein, von ihren Kindern getrennt, ohne einen Menschen in der großen, fremden Stadt zu kennen.“

Auf der ersten Seite weisen die Herausgeber (die amerikanische Militärregierung) auf Defizite und Vorurteile hin. Sie kritisieren u. a., dass sich viele Deutsche lautstark für unschuldig am Erstarken des Nationalsozialismus halten, „immer behaupten, die anderen waren’s“ und auf ihre „eindeutige antifaschistische Gesinnung hinweisen.“ Auch fiel der Redaktion auf, dass Deutsche gerade in Zeiten des Elends nach dem verlorenen Krieg ihre Kultur hochhalten und den Jazz „Negermusik“ nennen. Deutsche versuchten, die Alliierten gegeneinander auszuspielen und den Besatzern bewusst falsche Auskünfte zu geben, etwa einem Soldaten, der in München nach dem „Red Cross“ fragt, weil er Hilfe braucht, zum Rotkreuzplatz zu schicken. Auch sei häufig zu hören, dass „Deutschland nie den Krieg verloren hätte, wenn die Alliierten nicht über so große materielle Vorteile verfügt hätten.“

Darunter ist, dazu passend, ein Leserbrief eines Adolf Lorenz Müller aus Bad Aibling abgedruckt. Müller bestreitet zwar nicht die Existenz von Konzentrationslagern, hält aber das Elend der Vertriebenen aus Ostpreußen, Schlesien und dem Sudentenland für mindestens so groß. Chefredakteur Heinz Norden weist das aufs Schärfste zurück: „Der Briefeschreiber vermeint, die KZ-Greuel müßten vor dem jetzigen Flüchtlingselend verblassen. Auch die 7 1/2 Millionen, die in den Vernichtungslagern ihr Leben gelassen haben, sind nicht mehr imstande, ihm das zu bestreiten.“

Auf S. 4 portraitiert das Heft den US-General Lucius D. Clay. Er wurde soeben Militärgouverneur der amerikanischen Zone. S. 5 berichtet unter der Überschrift „Totengräber der Republik“ über den Strafprozess gegen den Hitler-Unterstützer Franz von Papen. Papen war in den Nürnberger Prozessen wegen mangelnden Beweisen freigesprochen worden, wurde aber vor der Nürnberger Spruchkammer ein Jahr später zu acht Jahren Arbeitslager verurteilt.

Eine Bildstrecke auf der Doppelseite 6 und 7 beschäftigt sich mit der Kälte des Winters und zeigt das Innenleben eines Berliner Mietshauses in der Sorduer Straße 4, wo ein Rentner im Keller erfroren war. S. 8 berichtet mit an Theaterinszenierung erinnernden Fotos über die Vorführung ehemaliger Aufseher des KZ Dachau vor ihren Opfern, also ehemaligen Lagerinsassen. Im Zentrum des Artikels steht der KZ-Aufseher Emil Euler,[5] genannt „der Umleger“, berüchtigt wegen des Einsatzes scharfer Hunde und großer körperlicher Gewalt gegen die Häftlinge. Das amerikanische Gericht verurteilte den hier auch abgebildeten Euler zu 10 Jahren Gefängnis; wenig später stand er vor einem polnischen Gericht, wurde zum Tode verurteilt und 1950 durch den Strang hingerichtet.

Mit S. 9 beginnt eine mehrseitiger Bericht mit vielen Bildern über die Gründung eines jüdischen Staats in Palästina: „[Der] moderne Zionismus […] strebt die Umwandlung Palästinas in einen selbständigen jüdischen Staat an, unter völliger Anerkennung der Rechte der arabischen Bevölkerung.“

Auf S. 12 portraitiert Heute den amerikanischen Präsidenten Abraham Lincoln und druckt einige Kernzitate seine legendären Ansprache von Gettysburg ab. Es folgen zwei Seiten mit Masken aus aller Welt. Auf S. 16 beginnt ein zweiseitiger Bericht über die Nazi-Widerstandsgruppe um die Studentin Sophie Scholl, die Weiße Rose. Auf den letzten Seiten wird das Blatt leichter: Wir sehen Bildstrecken vom Wiener Musikleben, insbesondere den Wiener Sängerknaben, ein Portrait des Modedesigners Heinz Schulze-Varell. Schulze war für die Amerikaner politisch unproblematisch, weil er die Treueerklärung an den „Führer“ verweigert hatte und als Folge dessen zum Militärdienst eingezogen wurde.[6]

Auf den letzten Seiten druckt die Zeitschrift eine Erzählung von Louis Bromfield ab. Dazu finden sich Bildstrecken über die Premiere von Carl Zuckmayers bei den Nazis verbotenes Stück Des Teufels General im Schauspielhaus Zürich und Fotografien von an einer Berliner Hauswand angeschlagenen Kontaktanzeigen: „…zwecks späterer Heirat“. Vor den Anzeigen sammeln sich vor allem Frauen, die Anzeigen selbst stellten meist ältere Männer aus. Das Heft schließt mit einem ganzseitigen Foto des Lincoln-Memorials in Washington DC, Buchtipps (Thomas Mann, Heinrich Mann, Franz Werfel und Lion Feuchtwanger) und einem Bilder-Quiz, u. a.: „Die Buchstaben WB auf orangerotem Grund auf diesem Autokennzeichen bedeuten: a) Bayern, b) US-Zone, c) US-Sektor Berlin, c) Württemberg-Baden“.

ein neuer wikipediaartikel | ein tag entstörarbeit

heutemorgen las ich von der hinrichtung des arabisch-iranischen dichters und lehrers hashem shaabani. weil es über ihn keinen deutschen wikipediaartikel gab, wohl aber einen, wenn auch etwas inkonsistenten und ausufernden in der englischen wikipedia, überlegte ich kurz, ob ich den deutschen nicht schreiben mag? ich ging von einer halben stunde arbeit aus, um die grundfakten zusammenzurechercherieren und einen text zu schreiben, der dem in wikipedia ratsuchenden eine hilfestellung gibt. um 11.50 uhr war der artikel soweit und ging online. 19 minuten später wurde der artikeltext komplett durch einen anderen ersetzt, nämlich durch die 1:1-übersetzung des englischen artikels über hashem shaabani.

das ist nicht nur dreist gewesen, sondern auch problematisch, was die autorenschaft des englischen artikels angeht; denn die wurde einfach bei der übersetzung beiseite gelassen. ich sah also nach, wer diesen brachial”edit” vollzogen hatte, und sah, es war offensichtlich (wie man sich täuschen kann!) ein wikipedia-neuling, der unter seinem heutemorgen frisch eingerichteten account nur diesen einzigen artikel bearbeitet hat. ich hieß ihn auf seiner benutzerseite willkommen, setzte den artikel selbst in den urzustand zurück und bat, doch an diesem text weiterzuarbeiten, statt ihn durch eine übersetzung zu ersetzen. statt dies zu lesen, lief der neue benutzer nun mit zahllosen neuen anläufen immer wieder gegen die wand. die zahllosen edits und meine “reverts” sind ausschnittsweise in diesem screenshot zu sehen (eingekringelt besonders dicke happen an eingesetztem und dann wieder entferntem material):

Hashem-Shaabani---Wikipediastarteine artikelversionsseite in der wikipedia: viele einträge in kurzer zeit durch einen vermeintlich neuen autor

der screenshot zeigt die artikelversion, die jedermann durch klick auf den entsprechenden reiter in jedem wikipediaartikel sehen kann. hier fanden innerhalb von wenigen stunden so viele einträge durch den neuen user statt, dass ich im grunde den ganzen tag damit beschäftigt war, den artikel unter kontrolle zu halten (denn er findet sich jetzt bereits auf platz 1 der googlesuche nach hashem shaabani). er ist auch jetzt, 7 stunden später, nicht unter kontrolle, weil der neue user einen edit nach dem anderen einfügt, der von menschen, die schon länger in der wikipedia schreiben, mühsam “gesichtet” werden muss.

der neue user kommunizierte inzwischen übrigens zurück: er sei gar kein neuling, er arbeite nur seit heute unter einem offiziellen account. schon 2003 sei er dabei gewesen. damals muss der ton ein anderer gewesen sein, es gab die möglichkeit, einen artikel vor dem online-stellen kritisch zu betrachten noch nicht, und man hatte natürlich noch alle freiheiten ohne widerstand.

wollte eigentlich den ganzen tag über was anderes machen. wo war ich stehengeblieben?

nachtrag, drei stunden später, auch typisch wikipedia-intern: das nagelneue account wurde für immer gesperrt. so sieht ein sperrlogbuch aus: -> der sperrende war ein administrator, also ein von der wikipediagemeinde gewählter freiwilliger, der sich mit oft unappetitlichen dingen auseinandersetzen muss. vorausgegangen war eine so genannte vandalismusmeldung, weil das verhalten des neuen users nicht nur mich massiv beschäftigte. mein eindruck inzwischen ist, dass er unter x accounts und sehr erfahren in der wikipedia arbeitet, bestimmte (durchaus sinnvolle) dinge ziemlich aggressiv durchsetzt und mit einem sehr protzigen auftreten nervt.

ein gärtner und seine wikipedia-statistik

unter den einigen zigtausend regelmäßigen wikipediaautoren weltweit gibt es viele, die sich in bestimmten bereichen ganz besonders verdient gemacht haben. einen möchte ich hier vorstellen: er heißt henrik, lebt in schweden und nennt sich “gärtner der wikipedia”. zu henriks gartenarbeiten gehört, dass er ein kleines werkzeug programmiert hat, das seit langem standard bei der analyse von wikipedia-zugriffen ist. es gibt viele werkzeuge, die die wikipedia unter diversen gesichtspunkten analysieren. henriks “grok”-tool zeigt, wie oft ein wikipediaartikel in einem bestimmten zeitraum besucht wurde, englisch: article traffic statistics.

Sie finden dieses werkzeug hier: stats.grok.se. es erklärt sich quasi von selbst. hier drei beispiele. der deutsche wikipediaartikel über die bundeskanzlerin angela merkel wurde im letzten vierteljahr über 200.000 mal angeklickt. er ist in der rangliste der meist besuchten deutschen wikipediaartikel auf rang 997. (bei 1,6 millionen artikeln nicht schlecht)

wikiStatistik_merkel_de aufrufe des deutschen wikipediaartikels über angela merkel von november bis januar 2014

die grafik zeigt, dass der artikel täglich um die 800 mal aufgerufen wird, mit ausnahme von vier peaks seit november 2013. A: die große koalition unterzeichnete am 27. november 2013 den koalitionsvertrag. B: am 17. dezember wurde sie als kanzlerin der großen koalition vereidigt. C: am 6. januar verletzte sich merkel beim langlaufskifahren. D: am 25. januar betrat sie nach der winterpause den bundestag mit krücken.

die wikipedia gibt es in über 200 sprachen; sehen wir uns die statistik oben aus englischer sicht an:

wikiStatistik_merkel_en aufrufe des englischen wikipediaartikels über angela merkel von november bis januar 2014

kaum ein unterschied zur deutschen statistik. allerdings sind die zugriffszahlen ingesamt höher; der artikel wurde in den drei monaten fast 300.000 (deutsch: 200.000) mal aufgerufen, pro tag etwa 3.000 mal.

sehen wir uns zum schluss den artikel über den mordfall an meridith kercher an. ich hatte den artikel am 03.10.2011 um 23:42 uhr selbst angelegt, als der prozess in perugia erhebliches internationales interesse auf sich zog; ich wollte mit dem artikel nicht skandalisieren (dann hätte ich ihn auch nach der nun wiederholt verurteilten amanda knox benennen können), sondern dem leser eine neutral orientierung bieten, anhand gesicherter fakten. allein gestern wurde dieser von inzwischen etwa 60 autoren erweiterte artikel 40.000 mal aufgerufen, als das italienische gericht nach der revision einen neuen schuldspruch sprach:

wikiStatistik_kercher_de aufrufe des deutschen wikipediaartikels über den mordfall meridith kercher im januar 2014. herausvergrößert: die zugriffszahlen am 31.1.2014

man sieht hier auch, dass der artikel ansonsten kaum jemanden interessiert. probieren Sie das statistik-tool selbst aus: porsche wurde in der ukrainischen wikipedia im januar 500 mal aufgerufen; man muss dazu wissen, dass die ukrainische wikipedia ungleich kleiner ist als die deutsche und viel ukrainer die russische oder englische wikipedia konsultieren.

noch paar beliebige zahlen aus der deutschen wikipedia:

  • den artikel über den tagesthemen-moderator thomas roth sehen sich im schnitt knapp 10 menschen pro tag an,
  • den über den begriff der pseudomorphose aus der mineralogie etwa 20,
  • den über die jungfrau etwa 200,
  • und den über den drehimpuls etwa 400.

neu in der wikipedia: william spooner, der wortverdreher

ich liebe wortspiele, und wenn martin und ich in besonders kreativen phasen sind, gelingen uns ausgesprochen lustige verdrehungen. in der heute-show sind solche wortverdrehungen häufig als bildunterschriften zu sehen, und ich ging während einer solchen sendung mal googeln, ob es dafür einen fachbegriff gibt. gibt es natürlich, und er kommt aus dem englischen und nennt sich spoonerismus. weil ich in der deutschen wikipedia keinen artikel über den mr. spooner fand, der dem begriff seinen namen gab, habe ich bisschen recherchiert; nun gibt es den artikel: William Archibald Spooner. so sah er aus, in einer karikatur um 1900.

William_Archibald_Spooner_Vanity_Fair_1898-04-21

der mordfall travis alexander

Jodi Arias vor Gericht

youtube schlug mir kürzlich aus mir unbekannten gründen vor, ein video mit jodi arias anzusehen (screenshot vom strafprozess in arizona, oben). mir kam das gesicht bekannt vor, vielleicht weil ich es mal in der new york times gesehen hatte. jodi arias hat ihren exfreund travis alexander umgebracht und wartet auf die todesstrafe. das von sex & crime geprägte verfahren ist allein schon wegen des medieninteresses ein ausnahmefall. deswegen schrieb ich gestern den wikipediaartikel über diesen mordfall:

der mordfall travis alexander