texting while | driving

textingWhileDrivingeine frau tippt beim autofahren auf ihrem smartphone herum. foto: ms/dpa

ich weiß, es wirkt moralapostelig, ist es aber nicht. so viele unfälle passieren durch → texting while driving. und von werner herzog gibt es dazu einen → herzzereißenden dokumentarfilm. fotos wie das obige könnte ich jeden tag ein paar machen, aus der straßenbahn heraus. der bmw der frau im bild bewegte sich mit ca. 40 km/h.

to sext or not to sext?

digitale zeitschriften boomen. man findet eMags skurrilster sorte, etwa IS –inside singapore. ich weiß nicht, womit sich das (digitale, kostenlos zu lesende) heft sonst beschäftigt; die aktuelle nummer schmückt sich mit einer kleinen leserstatistik (angeblich 600 teilnehmer) zum thema sex. statistisch völlig irrelevant, langweilig. wäre da nicht die rubrik “what’s your number”? interessant finde ich da die auswahl der fragen: 21% der befragten leser haben sich von ihren mobiltelefonen beim sex unterbrechen lassen. und, weiter unten, 65% have sexted someone. i sext, i sexted?

die beste quelle, um solche kunstworte, solchen slang nachzugucken, ist das urban dictionary.

to-sextin der zeitschrift IS gefunden, beim urban dictionary nachgesehen

der eintrag stammt von einem/einer “s. renee” vom 11. januar 2006, ist aber sicher einige jahre länger im einschlägigen wortschatz. auch die oxforddictionaries sind wach genug, to sext als zweite definition (was wohl ist die erste?) aufzunehmen. das substantiv ist laut dem lexikon gebräuchlicher als das verb, und als beispiel dafür wird genannt:

The majority of sexters are older teens.

SMS im kino –> peng –> tot

SMS-Shooting-Jan-2014

am montag, so die new york times vom 13. januar 2014, gab es streit in einem kino in einem kleinen ort bei tampa, florida, USA. während der vorschau und werbung schrieb ein mann namens chad oulson SMS-nachrichten. neben ihm saß seine frau. mehrere personen im publikum baten ihn, damit aufzuhören. als sich weigerte, warf jemand popcorn auf ihn.

vor allem aber nervte das helle smartphone-display den pensionierten polizisten curtis reeves (71). er eilte wütend aus dem saal, um einen verantwortlichen zu holen, fand aber niemanden. als er zurückkam, erklärte ihm chad oulson, er schriebe nur die ein oder andere SMS an seiner dreijährige tochter zuhause.

dann wurde der streit heftig, curtis reeves zog seine waffe und erschoss chad oulson. oben das aufnahmeprotokoll der polizei.

amerika wäre nicht amerika, wenn die vereinigung der amerikanischen kinobesitzer nicht umgehend bekannt gegeben hätte: unsere kinos sind sicher.

achso, der film, den sie dann alle nicht mehr sahen: lone survivor (ab 18)

aktuellere meldung, tage später: huffington post.

SMS schreiben im auto (werner herzog, ein film)

textingWhileDriving_WernerHerzog

(c) werner herzog 2013

das ist ein bild aus dem neuen film von werner herzog, deutscher filmemacher in den USA: from one second to the next – texting while driving. der halbstünder ist eine dokumentation, die praktisch nur aus interviews besteht. der film dreht sich um vier unfälle mit schwerverletzten und toten, die nur deswegen passierten, weil der fahrer SMS-nachrichten las und tippte. AT&T hat den film gesponsert; vermutlich geht er deswegen besänftigend aus: im vierten dargestellten fall versöhnt sich der fahrer mit der tochter des manns, den er beim “texten” getötet hat.

im oben abgebildeten fall gibt es keine versöhnung. die fahrerin des unglücksfahrzeugs, eine junge frau, wollte nicht vor die kamera. sie schrieb eine SMS, als sie durch das dorf in vermont fuhr, einen briefkasten erwischte, an dem die frau im bild links gerade die post abholen wollte. sie hatte ihren hund dabei. beide wurden von dem wagen erfasst, durch die luft gewirbelt, dutzende meter am straßenrand entlanggeschleift. der hund war tot, die frau fiel ins koma und ist heute schwerstbehindert, mit etwa 1 million dollar krankenhaus- und therapiekosten, von denen die täterin 60.000 dollar zahlte. alle täter in dem film kommen mit kleinen strafen davon.

das problem mit dem film ist, dass er, wenn man den ersten (und am intimsten dargestellten, hervorragend gefilmten) fall gesehen hat, weiß, wie’s weitergeht. was er aber leistet, ist das gesamte spektrum an leid zu transportieren, das eine kleine nachricht wie “I love you.” auslösen kann. angeblich gibt es 100.000 unfälle in den USA pro jahr durch texting and driving, tendenz steigend.

“I love you.” war die letzte nachricht in einer ganzen reihe von SMSn, die ein junger mann beim autofahren an seine frau schickte (und ihre antworten las). dabei überholte er einen pferdewagen mit drei passagieren, alle amischer religion, touchierte den wagen, tötete alle drei, zwei davon kleine kinder. diesen mann mit seiner schuld portraitiert werner herzog als zweiten fall. hervorragend sind dabei die einstellungen mit dem polizisten, der den fall aufnahm (bild unten).

textingWhileDriving2_WernerHerzog(c) werner herzog 2013

der film ist in kompletter länge auf youtube zu sehen: from one second to the next (werner herzog) 2013

das thema ist im grunde schon veraltet, denn das größere problem sind smartphones im auto, die nicht mehr so einfach nebenher bedient werden können, wie alte tastenhandys. zudem sind ihre orientierungssensoren inkompatibel mit den lateralbewegungen des autos bei der fahrt. man bringt beim smartphone-surfen im auto zwei achsen zusammen, die nicht zusammenpassen. die unfälle, nur weil jemand auf dem smartphone eine taste drücken oder den bildschirminhalt drehen will,  dürften weit drastischer sein als die beim reinen SMS-texten.