mäntel und ziegenkäse | statistische fingerübung

google trends sind ein verstecktes und damit häufig unterschätztes werkzeug zur analyse von web-anfragen. einen guten anfang kann man machen, indem man begriffe eingibt und sich deren popularität im laufe der zeit (eines jahres, einer woche, von 10 jahren etc.) anzeigen lässt. am besten formuliert man die schlüsselworte auf englisch und wählt dann aus den vorschlägen den passenden aus. bei stiefel = boot bietet google boot (garment), also bekleidung, an.

stiefelMantelSandaleTshirt_statistikgoogle-statistik zwischen sommer 2013 und sommer 2014: suchanfragenmenge für stiefel, mantel, sandalen, t-shirt

hier sieht man die häufigkeit, mit der die suchmaschine nach den worten stiefel, mantel, sandale und t-shirt befragt wurde, und zwar aufgezeichnet vom sommer 2013 bis heute. das ergebnis war wie zu erwarten: die nachfrage nach stiefeln (blau) und mänteln (rot) steigt im herbst an, bleibt über den winter hoch, mit einem peak im dezember (weihnachtsgeschäft), flacht dann direkt wieder ab. die sandalen (orange) haben wesentlich weniger web-anfragen und eine sehr harmonische kurve: sie sind nur im sommer beliebt, die t-shirts (grün) tendenziell auch, aber sie bleiben auch im winter stark, besonders zu weihnachten. die grafik ist interaktiv → hier zu finden (falls der browser google trends unterstützt; der chrome-browser tut’s natürlich — ein produkt von google).

unten eine ganz andere anfrage: ziegenkäse (blau) und hummus, also kichererbsenbrei (rot):

ziegenkäseHummus_statistikmenge der anfragen nach ziegenkäse und hummus: gegenläufige spitzen immer im dezember!

für beide suchbegriffe steigt die häufigkeit seit 2008 an. und sie zeigt eine besonderheit: wenn der ziegenkäse besonders stark nachgefragt wird, wird hummus weniger nachgefragt. und zwar passiert diese umkehrung immer im dezember. warum wohl? ich weiß es nicht. meine erste vermutung war, dass man den überbackenen ziegenkäse gern im winter als warme mahlzeit isst. aber – auch das zeigen die google trends – hummus wird vor allem in israel nachgefragt, wo es im winter nicht so kalt ist und wo ziegenkäse kaum eine rolle spielt. der spielt in den niederlanden die größte rolle. die grafik ist interaktiv → hier zu finden.

nun schränken wir die statistik auf suchanfragen aus deutschland ein und nehmen uns karl-theodor zu guttenberg vor, den aufgrund einer plagiierten doktorarbeit zurückgetretener verteidigungsminister. wenn man die statistik bemüht, sieht man einen singulären ausschlag im märz 2011:

karlTheodorZuGuttenberg_März2011_statistikder sturz des verteidigungsministers k. th. von guttenberg wird hier optisch deutlich.

guttenbergs sturz wird hier als stürzende linie deutlich. 100% interesse bestand anfang märz, nur noch 5% ende märz. man kann daraus ahnen, wann die plagiatsaffaire begann, wann guttenberg zurücktrat und wann er vergessen war.

im dargestellten zeitraum (juli 2010 bis dezember 2011) kamen die meisten suchanfragen übrigens aus den städten bayreuth (guttenberg kommt aus franken), gefolgt von bonn, kiel, nürnberg, göttingen.

als nächstes die statistik für plagiat, seit beginn der google-aufzeichnungen (2004) bis heute. sie korreliert mit der oben (willheißen: “guttenberg” ist fast synonym mit “plagiat”), aber sie flacht nicht so stark ab; es gibt nach der guttenberg-affaire ein eher welliges mittelgebirge:

plagiat_statistikhäufigkeit der googleanfragen aus deutschland nach dem begriff “plagiat” zwischen 2004 und 2014

nach dem massiven guttenberg-peak folgt anfang 2013 ein weiterer. schauen wir genauer hin: februar 2013. wer nicht mehr weiß, was damals war, kann z. b. die wikipedia nach dem februar 2013 befragen und wird dann auf ein interessantes ereignis am 5. februar stoßen.

um das interesse am begriff plagiat im amerikanischen suchbereich anzusehen, also wie stark sich amerikaner für plagiat interessieren, muss man den englischen begriff bemühen: “plagiarism”. da zeigt sich → eine kurve, in der die deutschen affairen keine rolle spielen. übrigens eine kurve, die ihre relativen minima immer im juli hat. vielleicht wegen des geringeren netzzugriffs in den sommerferien. es ist mit vielen begriffen so, mit vielen aber auch nicht.

die nachstehende kurve zeigt in blau die weltweite google-anfrage nach dem begriff “computer” und in rot nach “iPad”. ich glaube, sie spricht für sich selbst:

computer_iPad_statistik_weltweitweltweite google-suchanfrage nach “computer” (blau) und “iPad” von 2004 bis heute

die meisten anfragen nach “computer” kamen aus eritrea, gefolgt von tonga, guyana, swasiland, nigeria, bhutan und äthiopien. die meisten suchanfragen nach “iPad” kamen aus singapur, moskau, new york city, ho-chi-minh-stadt, bangkok, london und kuala lumpur. → hier als interaktive grafik (browserabhängig)