ein paar meiner robotersounds | kostenlos

syntheticSounds

für meine lieben kollegen, und von mir aus auch die weniger lieben, 23 kurze synthetische sounds, wie man sie in der rundfunkproduktion immer mal brauchen kann, wenn’s nach roboter klingen soll. sie sind komplett frei, denn ich habe sie mit wenig aufwand erstellt, meist nur durch drücken einer taste am keyboard. für die erste hälfte benutzte ich absynth (programmierer: brian clevinger), für die zweite hälfte reaktor (stephan schmitt).


23 sehr kurze, oft schrille synthetische klänge

erstellt habe ich diese klänge für die kurzhörspielserie “die autonomen” im deutschlandfunk, und wie immer in solchen fällen, wurde nur ein bruchteil davon verwendet.

weil ich mich bei produktionen ab und an bei → freesound.org bediene, wenn ich bestimmte sounds suche, spende ich dort immer wieder mal bisschen was. diesmal auch einen sound, nämlich → diesen, höher aufgelöst, als wav. enjoy!

DIE AUTONOMEN | minihörspielserie für den DLF

DIE-AUTONOMEN---GRAFIKgrafik: ms. unter verwendung eines fotos von hairygael (wiki commons)


trailer für die serie

DIE-AUTONOMEN-–-Skriptfoto

mehr wird noch nicht verraten, denn die serie ist gerade in produktion und startet erst am übernächsten samstag: “die autonomen”, in computer & kommunikation, jeden adventssamstag, 16.30 uhr.

hier ein wenig spektakulärer outtake:


anja jazeschann vor dem sprechen der dritten episode

ein vorurteilsfreier chor | wdr 5 dramolett

 playingTheOrgandie große orgel am midi-keyboard

trotz der finanzierungslücke bei der produktion von minihörspielen für das laufende aktuelle programm im wdr ist es mir ab und zu möglich, etwas dramolett-artiges umzusetzen. hier ein ganz simpler text, in dem ein frager politisch naive fragen stellt und von einem kleinen chor klischee-antworten bekommt. mein chor bestand aus zwei schauspielern (michael müller, dominik freiberger) und zwei mitgliedern der politikum-redaktion, tamara tischendorf und benjamin imort. hier das am 30. märz 2015 produzierte und kurz darauf gesendete stück:


der vorurteilsfreie chor (wdr 5 politikum)

die orgel brav auf d-moll & verwandte dazugespielt. hier ein outtake, denn wie immer machen solche produktionen spaß, nicht nur mir:


outtakes bei der improvisierten chorprobe

swingin’ horror | minihörspielreihe für SWR 2 jazz

horror-vignetten_hans-jörg brehm

die letzten wochen beschäftigte mich u. a. eine → vierteilige minihörspielreihe für die jazzredaktion im SWR hörfunk. sie kam so zustande, dass die redakteurin julia neupert eine vor einigen jahren in WDR 3 “tonart” gesendete horrorserie von mir gehört (und damals sogar als moderatorin begleitet) hat und sich das, was ich da für die klassische musik durchexerzierte, für den jazz vorstellen konnte. in “tonart” hieß die reihe “der tote ton“. es sprach julia hummer:


WDR 3/tonart – “der tote ton”, anfang von episode 2: blutiges f-moll

für den jazz dachten julia und ich uns “swingin’ horror” als titel aus. grafisch begleitet wird die am 2. januar 2015, von 20.00 bis 24.00 uhr im rahmen einer gefährlichen jazznacht ausgestrahlte reihe von, wie könnte es anders sein, hans-jörg brehm.

ohne zuviel zu verraten, hier ein kleiner blick hinter die produktionskulissen. die vier storys haben eine zentrale stimme, die uns durch das geräusch-feuerwerk ruhig hindurch führt. diese stimme stammt von der schauspielerin und kabarettistin tanja haller. hier ein outtake aus unserer aufnahme im studio des deutschlandfunks in einer einsamen nacht:


tanja haller beim anlegen des haupttexts, episode 2: die sprechende basstrommel

das zweite akustische standbein der horrorgeschichten sind laiensprechern, die ich an einem tag im SWR in baden-baden aufnahm, fast alle sind redaktionsmitglieder in SWR 2. das ist julia im studio, wie sie für episode 3 den soft-jazz haucht:


julia neupert haucht den skat-gesang für episode 3: my favorite things

gestandene redakteure mussten so tun, als stemmten sie klaviere und grunzten wie ein flügel grunzt:


laiensprecher im SWR-studio. der gequälte flügel von episode 1: die qualen des flügels

die kinder von SWR-kollegen spielen die bösen zwillinge in der basstrommel. bei dieser aufnahme war gebannte stille im studio; ich saß mit den kindern (6 und 10) an den mikrofonen; toll, wie sie sprachen:


zwei kinder sprechen die zwillinge in der basstrommel von episode 2

in der mischung aber stellte sich heraus, dass es gar nicht gefährlich klang, sondern sehr lieb und nett. ich habe einen ganzen tag lang herumprobiert, vor allem mit veränderten tonhöhen der kinderstimmen gespielt, um sie für die horrorgeschichten dämonisch klingen zu lassen. zum beispiel mischte ich die originalaufnahme mit sich selbst, aber eine oktave tiefer gestimmt. da war der kinder-effekt weg, es klang wie der teufel persönlich, männlich, erwachsen, mit kindmäßigem oberton. das ging also auch nicht.

am nächsten morgen hatte ich eine idee. griff ich zu melodyne, einer software, mit der ich getrennt tonhöhe und formanten (das ist das tonhöhen-unabhängige merkmal, das eine stimme jung oder älter erscheinen lässt) verstimmen konnte. ich stimmte die kinder ein wenig höher, die formanten aber viel höher. dabei entstanden artefakte, die ich hätte ausbügeln können. ich ließ sie aber stehen. es klang so:


die kinderstimmen, höher und mit artefakten

das sind kinder, definitiv, und irgendetwas stimmt nicht mit ihnen. das macht diese bearbeitung deutlich. bei diesen stimmen gruselt es schon ein bisschen. jetzt ging ich auf die suche nach einem sound effekt, der das unterstreicht.

swinging-horror_absynthkomposition der dramatischen kinderstimmen-musik

als die stimmen standen, ging alles sehr schnell. ich griff zum software-synthesizer absynth und spielte auf dem midi-keyboard, mit massivem einsatz des controlers (also des rädchen links) diesen sound:


mit dem keyboard gespielter effekt

der an die geschlossene psychiatrie erinnernde raumeffekt nennt sich “aetherizer” und ist eine spezialität von absynth. absynth wurde von dem bei paris lebenden amerikaner brian clevinger programmiert. nun legte ich die kinder auf eine andere spur in cubase, dem kompositionsprogramm, spielte den sound effekt quasi synchron dazu. das kam dabei heraus:


ausschnitt: die kinder in der schlussmischung (episode 2)

swinging-horror_wavelab“swingin’ horror”, episode 2, produktionsausschnitt aus der gesamtmontage

julia fotografierte am ende der audio-aufnahmen in baden-baden einen teil des teams. hier der schnappschuss, als alles im kasten war. von links nach rechts: dominik herzog (azubi; er spielt unter anderem tonk, den typen mit der basstrommel in episode 2), michael ostafel (redakteur SWR 2 unterhaltung; er spricht z. b. den jazzflügel in episode 1), reinhard ermen (leitet SWR 2 sinfonie, oper und chor), ich, dann eberhard stett (referenz SWR 2 programmleitung) und rudjard hasel (toningenieur; rudjard spricht in den stücken nichts, denn er bediente das pult):

das schlussteam der aufnahmen im SWR. foto: julia neupert

kurzhörspiel | jobhierarchien 1930 bis heute

 

judith-jakob-copyright-by-yasmine-ghassemijudith jakob. foto: yasmine ghassemi

das ist die schauspielerin → judith jakob. sie spricht in dem stück “handlungsspielräume” (SWR 2 matinée, 16.11.2014) die weiblichen rollen. → daniel berger (unten) spricht die männer, ich ziehe mich auf die rolle des kommentators zurück. es war eine sehr feine aufnahme mit den beiden in einem studio des deutschlandfunks. mein text zeigt die hiearchieverhältnisse und handlungsspielräume zwischen angestellten eines betriebs. wir fangen mit einer “tippse” und ihrem chauvinistischen chef an, gefühlt 1930 und enden in einem von sachzwang dominierten, jegliche handlungsfreiheit ausschließenden 2014. dazwischen, 1970, die spät-68er, und 2008 silicon valley mit weiblichem chef.

in der ersten fassung hatte ich zwischen den einzelnen episoden eine art karneval-tusch komponiert und eingebaut. nach einiger diskussion mit der redaktion (georg brandl) komponierte ich dann was neutraleres. im hinteren teil sind seltsame perkussive geräusche zu vernehmen. die habe ich mit dem größten klavier der welt hergestellt, david klavins‘ (digitalisiertem) modell 370. digital nennt es sich → the giant. der kontrabass kommt von steinberg’s halion.


7-minuten-hörspiel “handlungsspielräume” vom 16. 11 2014, SWR 2

daniel berger. foto: manuel kubitza

die erde spricht | wdr 5 dramolett

graf-de-dion-im-dampfwagen-nach-dem-rennen-1894-in-rouengraf de dion mit seinem heizer im “de dion” dampfwagen – erster in rouen

wir (die redaktion und ich) litten diesmal unter der dünnen, tagesaktuellen nachrichtenlage. die kriege israel/gaza und ostukraine wollten wir nicht aufgreifen; die themen waren überall in anderen medien zu hören. das dramolett soll sich aber, wie die ganze sendung wdr 5/politikum, möglichst stark an den politischen ereignissen des sendetags orientieren. also, was tun?

wir überlegten zusammen, und tamara, meine redakteurin. meinte, das thema “krieg gegen die erde” werde im moment stark diskutiert, nicht zuletzt wegen eines mit “öko-apartheit” titulierten essays der umweltaktivistin vandana shiva. frau shiva schreibt in ihrem ökologisch korrekten aufsatz immer wieder von einer erde, gegen die die menschen krieg führten. als würden sie nicht krieg gegen sich selbst führen! ich baute daraus den text für ein minihörspiel, das bei einem autowettbewerb 1894 startet und dann über die verwendeten fossilen brennstoffe (das dampfauto verbrannte kohle, die eigentlichen sieger des wettbewerbs verbrannten benzin) bei der erde landet.

damit war die aktualität doppelt hergestellt. gestern vor 120 jahren fand das weltweit erste autorennen, zwischen paris und rouen; eigentlich noch kein autorennen im späteren sinn, eher eine zuverlässigkeitsfahrt. der → englische wikipediaartikel dazu ist gut.

elaPaul_HüseyinCirpici_Hörspielaufnahme_2014ela paul (mit erdball) und hüseyn cirpici (als erde, im wasser)

der dreiminüter lief heute, und meine schauspieler waren – wie schon in einem → früheren stückela paul und hüseyin cirpici. im foto oben sind die beiden bei der arbeit an dem stück zu sehen: hüseyin spielt neben der männlichen hauptrolle, dem naiven, umweltbewussten hans, auch die erde. dazu hält er die unterlippe im wasser. im hintergrund hält ela den ball, der einige geräusche der erde unterstreicht. ela spricht die nüchtern-klute weibliche hauptrolle der leni.

hier das stück zum nachhören. die heute gesendete version ist etwa eine minute kürzer.


dramolett “die erde spricht” vom 23. juli 2014

#wen es interessiert – einige details aus der produktion:

für perfekte aufnahmen aller stimmen sorgte die wdr-technikern astrid großmann. sie hatte uns neben den monomikrofonen für die reinen sprachaufnahmen ein stereomikrofon im studio 15  eingerichtet und saß am pult.

so klingt hüseyn cirpici, wenn er mit dem mund in der wasserschüssel die erde spricht. erster versuch:


outtake: die erde spricht (mundgeräusche)

ich nahm, wie immer, die aufnahmen mit in mein büro/studio schnitt und mischte. als nach einigen stunden alles praktisch fertig war, dachte ich: da wäre jetzt zur abrundung eine musik ganz gut. ich habe die musik für eine story meistens im ohr, so auch in diesem fall. warf also cubase an, legte eine spur mit einem stark synthetischen, flächigen sound an (er kam von native instruments’ massive). diese spur hört sich so an:


flächige musik

als ich die musik unter hans’ besorgte monologe legte, funktionierte das bestens. es gab aber einige stellen besonderer dramatik, und für die legte ich eine weitere musikspur an, diesmal mit streichern. sie treten in der schlussmischung stark in den hintergrund, führen aber subtil die melodie. in diesem fall spielte ich im stil richard wagners eine kadenz in f-moll, die sich in halbstönen (von dis über d nach cis) nach unten bewegt. diese streicher klingen solo so:


streicher in f-moll

meine lieblingsstelle in der produktion enthält diese musik. sie klingt ohne musik so:


hans solo; er sorgt sich um die erde.

und so hört sie sich in der schlussmischung an. ich habe den akkordwechsel auf den halbsatz “wenn sie tief aus dem boden ihre kohle sprengen” gelegt; da wird es einem ganz anders vor rührung:


hans sorgt sich um die erde. dramatische musikmischung

musik findet sich an mehreren stellen, auch noch eine etwas dynamischere musik; außerdem vogelzwitschern, um die außenatmosphäre, in der sich das autorennen abspielt, zu unterstreichen. diese atmo ist kaum zu hören, aber sie erdet die schauspieler quasi im “draußen”; denn in der puren studioaufnahme klingen sie so, dass sie überall sein könnten.

ach so: von einem 120 jahre vergangenen auto-happening gibt es natürlich keine tonaufnahmen. deswegen entschied ich mich im studio, dass wir zu dritt (ela, hüseyin und ich) am stereomikrofon die autos, die motoren, die hupen, den wasserdampf mit mundgeräuschen spielen. wir hockten uns dazu auf den boden. es hört sich völlig unprofessionell an, funktoniert aber im kontext der gesamtmischung bestens. hier ein outtake von dieser session:


dramolett outtake: autosounds à la 1884 (mundgeräusche)

worthülse “autismus” | minihörspiel wdr 5

Axonometric_cubes_withChaossymbolbild für die mischung aus chaos der umwelt und innerem verlangen nach ordnung. grafik: m.s.

meine redakteurin in wdr5/politikum tamara und ich überlegten am letzten freitag, was das dramolett, also das tagesaktuelle minihörspiel für den heutigen mittwoch sein könnte. wir müssen uns so früh absprechen, weil sich so ein stück nicht an einem tag herstellen lässt. die schritte sind:

  • themenfindung (freitag)
  • sprecher über die wdr sprecherdispo und den sehr kenntnisreichen jörg kernbach anfragen bzw. bestellen (freitag)
  • plot überlegen (wochenende)
  • manuskript schreiben und besprechen (montag)
  • die sprecher aufnehmen (dienstag)
  • produktion, also schnitt, musikkomposition, mischung (dienstag)

das stück war dienstag nachmittag fertig. ein sehr ernstes stück, das den autistic pride day am mittwoch zum anlass nimmt, aus dem innenleben einer autistin zu berichten, die den gebrauch des worts “autismus” als worthülse zutiefst verurteilt. ausgangspunkt dafür war für mich ein blog der im letzten jahr verstorbenen kölner autistin sabine kiefner. vorn und hinten habe ich das motto ihres blogs zitiert:

Das größte Problem autistischer Menschen ist nicht der Autismus, sondern das Leben und Zurechtfinden in einer nichtautistischen Welt.

außerdem habe ich kernargumente aus ihrem offenen brief an stefan niggemeier paraphrasiert, wo sie dessen leichtfertige benutzung anprangert. der größte teil des texts ist rein fiktiv, von mir; es entsteht eine kleine medienkritik von faz über zeit bis bild. tanja haller spielt beide weiblichen rollen, martin groß spricht die zitate.


dramolett “worthülse autismus” mit tanja haller und martin groß

einiges zur aufnahme- und mischtechnik. die schauspieler nahm ich in einem wdr-studio auf. der kollege am pult musste immer wieder die empfindlichkeit des mikrofons ändern, weil die stimmen meist sehr sehr leise sprechen, manchmal aber sehr laut sind. einige takes hat tanja vom mikrofon weg gesprochen; es klingt dann, als würden zwei personen miteinander sprechen, in verschiedenen räumen, obwohl es derselbe aufnahmeraum war. diese stellen sind am anfang und am schluss zu hören, wo die protagonistin zu tanja sagt, sprich langsam, und tanja sie beruhigt.

im screenshot unten ist das mischfenster zu sehen. die zahl der spuren – hier waren es sieben – schwankt je nach produktion. es können auch mal nur vier sein, in anderen fällen 15. ich finde, einer produktion sollte man die zahl spuren nicht anhören.

montageAutisten_screenshotmisch-fenster für die produktion des minihörspiels (bei klick wird es größer)

im oberen bereich sieht man die gesamte komposition. der große fensterinhalt darunter zeigt die einzelnen aufnahmeschnipsel mit ihren wellenformen. auf der ersten spur sitzt tanja, die nach innen gerichtete hauptstimme. sie ist die leitstimme, sie erzählt die geschichte; ich habe ihr deswegen eine minimale kompression gegeben, was man am “fx” links in dieser spur sieht. auch die zweite spur hat einen fx, nämlich einen hall. es gibt in dem hörspiel einige stellen, wo martin “autisten” ruft; diese befinden sich in dieser spur. spur 3 ist leicht links gepegelt; hier habe ich stimmen untergebracht, die ich räumlich trennen wollte. ebenso in spur 4, leicht rechts gepegelt. auf dieser spur befinden sich auch alle autistenfeindlichen pressezitate, gesprochen sehr nah am mikrofon von martin groß.

spur 5 ist eine von mir eigens dafür komponierte musik. ich habe dafür zunächst politikerreden genommen und auf ihre “ich”s reduziert. dann wählte ich zwei (digitale) musikinstrumente – kirchenorgel und jagdhorn – aus und begleitete die politiker (westerwelle, kohl, merkel, bush, rumsfeld, schavan etc.), wie sie “ich”, “mein”, “mir” sagen, mit orgel und jagdhorn. diese musik entstand in einer so genannten sequencing software, also nicht in diesem programm. die spur ist sehr dominant, wenn man sie durch das hörspiel durchzieht. deswegen habe ich sie nur an bestimmten stellen eingesetzt, und ziemlich leise gepegelt. hier ein isolierter part daraus:


autismus-musik; ausschnitt

spur 6 besteht aus einer aufnahme in der u-bahn, direkt nach der schauspieleraufnahme, vom wdr in mein büro. mir ging im kopf herum, welche atmosphäre ich dem stück geben möchte, viele dinge wären möglich gewesen, und nahm einfach mal die atmo in der u-bahn auf, brummelte selbst dabei leise vor mich hin. hier ein ausschnitt:


summen in der u-bahn; ausschnitt

als ich diese atmo unter den text legte, funktionierte das in etwa. mir fehlte aber die wärme, die tiefe. statt die bässe in der aufnahme anzuheben, entschied ich mich für einen kunstgriff, den ich häufig anwende: ich kopierte die atmo auf die spur 7 und stimmte sie tiefer, in diesem fall um 24 halbtöne, also zwei oktaven. die beiden spuren, leicht rechts und links gepegelt, klingen zusammen fantastisch:


summen in der u-bahn; zweistimmig

das besonderen an diesen elementen auf den spuren 5, 6 und 7 ist, dass sie dem hörer kaum auffallen, weil er sich ja auf den text konzentriert, aber das ganze stück in eine stimmung hineinlenken, der er sich nicht entziehen kann. musik leistet das auch, aber meist platter.

von jungen kollegen werde ich oft gefragt, welche software ich für diese produktionen nutze. ich gebe dann meistens diese antwort: es gibt so viel gute schnitt- und mischsoftware, dass es nicht der rede wert ist, ein produkt beim namen zu nennen. dass ich mit einer älteren version von wavelab (und für die musikkomposition mit cubase) arbeite, ist wirklich nebensächlich; ich kenne dieses programme, denke mir manchmal, sie sind mir zu üppig, manchmal, sie sind mir nicht geradelinig genug, aber ich mag sie beide, und sie tun seit über 10 jahren ihren dienst.

die hit-words des BND | minihörspiel im WDR

Ann-Cathrin-Schaible-und-Jonas-Baeck---by-Maximilian-Schönherrann-cathrin schaible und jonas baeck. sie spielen zwei BND-mitarbeiter. foto: m.s./dpa

auch diese woche wieder ein minihörspiel, in WDR 5 “politikumdramolett genannt. aktueller anlass (in unserer branche “aufhänger” genannt) war ein am tag der sendung gefälltes urteil des bundesverwaltungsgerichts in leipzig: ein rechtsanwalt hatte geklagt, dass der bundesnachrichtendienst durch massenhaftes email-scannen sein anwaltsgeheimnis unzulässig beeinträchtige. ausgangspunkt der klage war, dass der BND 2010 rund 30.000 schlüsselwörter – hit-words – verwendet hat, um aus dem ausland kommende emails nach staatsgefährendenden inhalten zu durchforsten. die klage wurde abgewiesen. in dem dramolett spiele ich die unmöglichkeit durch, als geheimdienst auf bestimmte schlüsselwörter zu verzichten. von gesetzes wegen dürfen zum beispiel keine begriffe aus dem privatleben in die suchliste aufgenommen werden. eimer?

es sprechen ann-cathrin schaible und jonas baeck als BND-mitarbeiter, christina-maria greve zitiert den gesetzestext, und ich spiele den reporter.


dramolett “die hit-words des BND”, 28. mai 2014, wdr 5

hintergrund:

ausgangspunkt des verfahrens ist § 5 Grundgesetz 10, nämlich das Gesetz zur Beschränkung des Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnisses (Artikel 10-Gesetz – G 10). die umstrittenste passage ist diese:

Bei Beschränkungen von Telekommunikationsbeziehungen darf der Bundesnachrichtendienst nur Suchbegriffe verwenden, die zur Aufklärung von Sachverhalten über den in der Anordnung bezeichneten Gefahrenbereich bestimmt und geeignet sind. Es dürfen keine Suchbegriffe verwendet werden, die den Kernbereich der privaten Lebensgestaltung betreffen.

die suchbegriffliste ist selbstverständlich nicht öffentlich, muss aber von einem gremium abgesegnet werden. weil niemand die rechner des BND kontrolliert, ist die selbstbeschränkung aller wahrscheinlichkeit nach rein fiktiv.

hier die pressemitteilung zu dem urteil.

und hier die kernpassage aus der begründung:

Nach der Verwaltungsgerichtsordnung muss die Feststellungsklage sich auf einen konkreten, gerade den Kläger betreffenden Sachverhalt beziehen. Mit der Feststellungsklage kann nicht allgemein, also losgelöst von einer eigenen, konkret feststehenden Betroffenheit die Rechtmäßigkeit behördlicher Maßnahmen einer verwaltungsgerichtlichen Überprüfung zugeführt werden. Die erhobene Feststellungsklage wäre deshalb nur zulässig gewesen, wenn der Telekommunikationsverkehr des Klägers, insbesondere sein E-Mail-Verkehr im Jahre 2010 im Zuge der strategischen Telekommunikationsüberwachung durch den Bundesnachrichtendienst tatsächlich erfasst worden wäre.

im wahlhimmel | minihörspiel (dramolett)

so wird gewählt-1949wahlzettel der 1949er wahl in aachen – der ersten in der gerade gegründeten bundesrepublik

die wdr5-politikum-redaktion bat mich für den mittwoch um ein tagesaktuelles minihörspiel (“dramolett”) zu den inflationär vielen wahlen dieser tage und speziell dieser woche. beim brainstormen mit tamara aus der redaktion am telefon kam mir ein verwirrter wahlwilliger vor der wahlkabine in den sinn, der ruft: “ich möchte detmold wählen”. warum, weiß ich nicht. weißes rauschen. weil ich mir kein ernstes stück zum thema wahlen in deutschland und in der welt vorstellen konnte, bat ich um die freiheit, eine mischung aus kabarett, klamauk und satire herstellen zu dürfen.

manuskript_dramolett_wahlhimmeldeckblatt des produktionsmanuskripts

der text war innerhalb von zwei stunden fertig, aber ich merkte, dass er so nicht funktioniert, weil es stark auf die sprecher ankommt, wie sie damit umgehen und wie frei sie improvisieren können. in diesem von unserem tontechniker michael verhoeven aufgenommen foto sind sie links von mir zu sehen: volker lippmann und celina engelbrecht:

volkerLippmann_celinaEngelbrecht_maximilianSchönherrvolker lippmann, celina engelbrecht und ich im studio 22 des wdr

der erste durchgang, den wir aufnahmen, war mäßig skurril und lustig, was nicht an den schauspielern lag, sondern an meinem text. der zweite durchgang, bei dem ich mehr kindisch-sein bat, war schon einigermaßen rund. dann bat ich die schauspieler, ihre texte wegzulegen und die szene frei zu improvisieren.


outtake aus dem ersten, frei improvisierten durchgang

wir machten das zweimal, und dann hatte ich genug material, zu mischen. ich nahm die datei auf stick in meim büro/studio, und die fertige mischung ist hier:

wdr 5 dramolett: im wahlhimmel

zelt-flug | wdr5 dramolett

die redaktion von wdr5 politikum bittet uns minihörspielschreiber immer, etwas aufwändige tagesaktuell zu produzieren. das geht mit ein bisschen terminvorlauf schon. diesmal waren es zwei messen, die am mittwoch starteten, nämlich in essen und in münchen zum thema freizeit und camping. mir kam dazu die idee, aus der messehalle ein zelt an einen lauschigen touristenort fliegen zu lassen. aber, vorsicht, dies ist eine politische sendung: das zelt verfliegt sich. hier das stück zum nachhören.

vier stimmen sind in den dreiminüter zu hören. elisabeth verhoeven spielt die messeverkäuferin, ela paul und philipp danne (foto unten) spielen das pärchen, das sich im zelt durch die welt transportieren lässt. weil niemand die bösen russen am schluss mimen wollte, musste ich selbst ins studio.

Ela-Paul-und-Philipp-Danneela paul und philipp danne spielen das pärchen im fliegenden zelt.

produktionsnotiz: das stück besteht aus zwei, sich abwechselnden akustiken, nämlich eine stille im zelt und eine laute in der messehalle. meine tontechnikerin (gunnel blendin) bot an, den schauspielern eine messe-atmo schön laut über kopfhörer einzuspielen, sodass sie entsprechend laut dagegen ansprechen mussten. prima! was gunnel auch lieferte, waren hervorragende zeltwand-geräusche aus dem wdr soundarchiv, dieses wunderbare flattern, wenn der wind durchs zelt weht.

ela und philipp mussten am schluss des termins noch “zelt” spielen, also mit den stimmen das starten und landen des zelts comicartig hauchen. weil mir das in der produktion als signal für start und landung nicht eindeutig genug war, habe ich es mit einem schnell komponierten nach oben (bzw. vor der landung nach unten) wandernden ton angereichert.

meine lieblingsstelle ist übrigens die, wo das zelt erstmals fliegt; hätten wir mehr sendezeit, hätte ich hier eine kleine romanze sich entwickeln lassen; aufgenommen haben wir die romanze, aber hören darf sie leider keiner.