radfahr-apps wie | strava

zu den angeblich meist genutzten bike tracking apps gehört STRAVA, programmiert von einem startup-unternehmen in san francisco. um den weg eines fahrrads und die damit verbundene anstrengung mitzuverfolgen, reicht ein beschleunigungssensor, wie er in allen smartphones verbaut ist, nicht aus. anders als die fürs gehen typischen stöße, wenn der fuß den boden berührt, ist das radfahren eine sehr fließende bewegung ohne markante beschleunigung beim treten. deswegen setzen bike tracking apps auf GPS-daten.

ich habe jetzt paar tage strava genutzt. zunächst musste ich mich (ich mache sowas aus prinzip nicht mit einem realen email-account) registrieren. die app startet und läuft nun immer im hintergrund; man muss sie dazu zwingen, nicht automatisch zu starten. sie zwingt einen fast bei jedem aufrufen, auf premium upzugraden, wo man zahlen muss, oder der community beizutreten, um zu zeigen, wie toll man heute schon rad gefahren ist.

ich wollte nur ausprobieren, wie die app mein radfahren – selbstverständlich mit einem brompton bike – verfolgt. sie tat das äußerst mäßig, sodass ich sie jetzt deinstalliert habe: dauernd stoppte die aufzeichnung, und da, wo die app eigentlich wissen sollte, dass ich das rad im zug habe (keine straße, geschwindigkeit 256 km/h), zeichnet es mir dann trotzdem schnurgerade strecken auf, wie im screenshot unten von köln nach würzburg. dafür fehlen dann dort daten über meine anstrengenden fahrten den berg hoch. auf dem rückweg wird die app dann wieder ungefragt kreaktiv und erfindet die app dann einen weg, den ich nie geradelt und auch nicht mit dem zug gefahren bin, und entschuldigt sich immer wieder mit einer meldung dieser art: “strava hat nach einem problem das tracking wieder aufgenommen.” auch die fahrten innerhalb von köln (unten herausvergrößert) stimmen nur teilweise.

falsch verstandenes fahrrad-tracking

unterm strich: jede beliebige app, die das joggen oder gehen trackt, erkennt locker, wenn jemand sich mal nicht bewegt, weil er auf der bank sitzt oder im bett schläft. wenn diese beliebte bike app nicht merkt, dass ich auf schienen nicht mit 200 km/h radfahren kann, ist für die tonne.

arme | fußgänger

gestern postete jemand in ein fahrradforum auf facebook dieses vide0:

zeitrafferaufnahme einer straßenkreuzung in utrecht. video: → bicycleDutch

szenen wie diese zeigen mehrere dinge. einige können für die stadtplanung, andere fürs verkehrsamt wichtig sein. ich weiß nicht, ob man darüber nachdenkt. auf der positiven seite sehen wir menschen als fußgänger, auf fahrrädern, in autos, trams und bussen in einem quirligen durcheinander. die soziologie würde mit ein bisschen statistik zeigen, wie ein komplexes system ohne viel regelwerk (ampeln) erstaunlich gut funktioniert. die mathematik würde mit mehreren solcher videos vielleicht sogar schließen, wie das system verkehrsmix hochskalierbar ist, und berechnen, ab welcher verkehrsdichte es kollabiert – unfallserien, oder einfach nur stillstand.

auf der negativen seite sieht man etwas, was ich auch aus berlin und münster kenne: die hackordnung sieht so aus. radfahrer dominiert fußgänger. die fußgänger müssen laufend korrekturbewegungen vollziehen, um radfahrern auszuweichen. in der luftfahrt gibt es, wie in jedem sozialstaat, die grundregel, dass den meisten schutz der schwächste braucht. eine cessna muss einen paraglider ausweichen, der paraglider dem ballonfahrer, die boeing, selbst beim landeanflug, der piper zweipropellermaschine. auf den verkehr bezogen ist der rollstuhlfahrer das schwächste und schützenswerteste glied. dann kommen die kinder und die eltern mit kinderwägen. dann kommt lange nichts, und dann erst der radfahrer.

in toronto ging man (zumindest sah ich das vor zwei jahren) einen ganz unguten weg. man zog aus dem fahrraddurcheinander die konsequenz, einige stark befahrene straßen so umzugestalten, dass die radfahrer eine eigene schnell-trasse, parallel zu den autos bekamen. das ist das gegenteil von einer innerstädtischen verlangsamung und des konzepts des→ shared space. es macht den bewohnern des viertels das leben zur qual. ein guter parameter, diese qual zu messen, ist die beobachtung, was passiert, wenn ein fußgänger aus dem haus tritt und zwei meter nach vorn geht. da kann er schon tot sein.