smartphone-kamera | vs. spiegelreflex

kai-uwe waerner - portrait

kai-uwe waerner. foto: kuw

für den deutschlandfunk habe ich ein interview mit kai-uwe waerner geführt, einem langjährigen fotografen und bildredakteur bei der dpa/picturealliance in frankfurt am main. ich kenne kai-uwe seit einigen jahren. wir hatten unter anderem einmal damit zu tun, das dpa-portal mit videos zu bestücken – ein versuch, der im experimentalstadium steckenblieb. ich muss rückblickend sagen, ich hatte mich getäuscht, was die wichtigkeit von videoclips für die onlineportale von zum beispiel zeitungen oder auch für das fernsehen spielt: das bild (foto und illustration) hat einen boom erlebt, es ist so schön statisch; während jeder filmclip zunächst einmal nach werbung oder zumindest störung aussieht. wer die exquisiten videostrecken der new york times sehen will, klickt explizit auf sie, und die redaktion bemüht sich, alles bildmaterial selbst zu drehen, statt auf stock-videos zurückgreifen zu müssen.

egal. mit kai-uwe wärner sprach ich 20 minuten über digitale fotografie unter dem aspekt, dass die handys eine immer wichtigere stellung einnehmen. in der → sendung gestern lief das interview in einer vierminütigen fassung, kollege wolfgang noelke lieferte im anschluss dann → technische details zu sensoren und datenverabeitung in beiden systemen. hier das ungeschnittene interview (mit zwei, drei detailfehlern, die kein wunder sind, weil wir nichts vorbereitet hatten). kai-uwe ist zurzeit in thailand, wohin ich herzlich grüße!

 


kai-uwe waerner, komplettes interview, dezember 2015

das grandiose 1:1,2 | objektiv

tableTennisConcretebeton-tischtennisplatte, aufgenommen mit dem 85mm 1,2er objektiv. foto: ms/dpa

für die nicht-wissenden: bei hellem tageslicht kann man solche drastischen unschärfen nur mit extremem tele oder riesiger blende herstellen. in diesem fall kam ein tele nicht infrage. ich stand  in dem park direkt vor der platte. das (übrigens sehr schwere) 1:1,2-objektiv wäre vor einigen jahren für technisch unmöglich gehalten worden; eine so große blende ist eine herausforderung und entsprechend mit gewicht verbunden. die aufnahme entstand, wie die untere, bei dieser extremen blende, also 1,2, und entsprechend musste der verschluss schnell schließen, nämlich mit 1/8000 sekunde.

kirmes-bei-8000kirmes bei 1/8000stel sekunde. scharf, trotz extremer bewegung. foto: ms/dpa

wenn jemand, der auf diesem kirmes-bild zu sehen ist, sich selbst erkennt, kann sich bei mir melden. ich schicke gern das foto in hoher auflösung.

oben und unten | zwei fotos

wolken-über-deutschlandüber den wolken. © m.s./dpa

dieses foto ist ein ausschnitt eines viel größeren, aufgenommen beim flug gegen mittag über zentraleuropa. selten sieht man eine wolkenstruktur, die einem berg ähnelt, und schwarzweiß gesetzt wirkt das foto ganz anders als sein prall weiß-blaues farbiges pendant (was ich hier nicht zeige).

unten ein foto, etwa eine halbe stunde später auf der A3 aufgenommen, und zwar vom flughafenbus aus. der bus war leer, also konnte ich mich in der ersten reihe platzieren und durch die große scheibe vorn nach herzenslust fotografieren. dabei sieht man einen vorteil der “großen” kamera gegenüber der kleinen: mit einem smartphone wären die regentropfen und die autos mehr oder weniger scharf abgebildet. mit meinem objektiv an der spiegelreflexkamera dagegen kann ich mit der tiefenschärfe praktisch beliebig spielen. mit der größtmöglichen blende von 1,2 hätte man außer den regentropfen keine struktur mehr erkennen können, nicht einmal, dass es sich um eine autobahn handelt. ich spielte eine weile mit der blende, bis ich eine gute balance hatte: das foto unten entstand mit vorgewählter — immernoch großer — blende 3,2, bei automatisch eingesteller geschwindigkeit. technisch also nicht raffiniert, old school. aber in zeiten der totalen tiefenschärfe immer ein thema zum nachdenken.

beide fotos werden beim draufklicken größer; die originalgröße ist so groß, dass man die lichtbrechungen innerhalb der einzelnen tropfen studieren kann.

nasseAutobahnunter den wolken. © m.s./dpa

warped time

was nach einem digitalen trick (photoshop o.ä.) aussieht, ist pur analog. ich habe das icon der uhr auf dem ipad (seit iOS7 bewegt es sich und zeigt tatsächlich die aktuelle uhrzeit) mit einer spielzeuglupe betrachtet. deren glas vergrößert zwar, vor allem aber verzerrt es. die blende (mein lieblingsfotothema) macht hier aber die eigentliche musik. ziemlich große blende, aber nicht zu groß.

warpedTime© m.s. & dpa/pictureAlliance