erstes großes online-projekt | 1996

erst war ich bei archive.org und sah mir die amerikanischen computer chronicles, episode 1404 aus dem jahr 1996 an, wie immer ein genuss: hier geht es um frühe suchmaschinen, lange vor google. interessant, dass es das wort “crawler” schon gab, aber noch nicht das wort “bot”, dafür stellte ein programmierer einen “agenten” vor, mit dem er das web durchsucht. gleich am anfang steht die frage im raum, was man mit einigen tausend suchergebnissen anfangen soll? der experte von altavista, der suchmaschine #1 damals, sagt: nur die ersten sind wichtig.

computer chronicles, episode 1404, 1996

gegen ende der halbstundensendung wird in einem meldungsblock ein buch vorgestellt: 24 hours in cyberspace. der erste weltweite und 24 stunden lange online-event. dazu schrieb ich dann gleich einen wikipediaartikel. hier der screenshot der webseite von damals. mehr dazu → hier.

24hoursInCyberspace_webseite_1997webseite von cyber24.com aus dem jahr 1997

the cameraman | 1928

auf der suche nach dem kameraschwenk (siehe letzter eintrag, “the goat”) sah ich mir buster keatons letzten stummfilm an, the cameraman von 1928 (regie: ed sedgwick). dagegen wirkt “the goat” von 1921 wie eine sehr frühe fingerübung. zwischen den beiden filmen liegen welten; für keaton bedeutete der aufstieg zur filmproduktionsfirma MGM die karrierekrönung – allerdings widerrief er dies später rückblickend und nannte die verpflichtung bei MGM seinen größten fehler. grund war, dass ihm MGM alle freiheiten nahm. sein erster film bei MGM, in dem er verdeckt regie führte, eben the cameraman, ist davon noch unberührt und ein meisterwerk.

The_cameraman_posteroffizielles MGM-poster für (den schwarzweißfilm) the cameraman von 1928

kameraschwenks fanden sich 1928 bereits in den ersten filmlexika als fester insiderbegriff: “camera pan”. in keatons film nehmen schwenk-szenen etwa 1/4 ein; meistens steht die kamera, fest fixiert, auf ihrem stativ. zu den beeindruckendsten szenenfolgen gehören kamerafahrten (also keine schwenks) von der oberen etage zur unteren etage eines doppeldeckerbusses, während der bus durch manhattan fährt. die filmgeschichtliche premiere einer kamerafahrt in einem gebäude fand vermutlich bei murnaus der letzte mann statt, wo die kamera im aufzug stand; bei keaton fährt sie über mehrere stockwerke hinweg dem hauptdarsteller nach, der die treppenschluchten hinunterrauscht, auch bis in den keller. diese szenenfolge beginnt bei etwa 24 minuten, und der film ist – natürlich – bei archive.org komplett zu sehen, nämlich → hier.

der film galt bis 1968 als verschollen, denn es gab bei MGM keine negative mehr davon. seitdem sind aber zwei positivkopien (also vorführfilme) aufgetaucht, die zweite im jahr 1991. der film, wie wir ihn heute in seiner vollen länge von knapp einer stunde (das galt als langfilm) genießen können, ist fast komplett; vermutlich fehlen zwei szenen. auch hier wieder einige einzelbilder, wegen ihrer feinen ästhetik (legende findet sich darunter):

keaton-cameraman-stills1) keaton im yankee-stadion, aber die yankees spielen diesmal auswärts. 2) mit einem affen auf der schulter und dem kamerastativ unterm arm. 3) traurige geliebte (marceline day). 4) senkrecht durchs bild verlaufende risse des filmpositivs im anfangstitel. 5) hymne auf den pressefotografen im ersten zwischentitel. 6) und 7) aus der anfangssequenz: kameramänn im kriegsgebiet. 8) ebenfalls am anfang des films: ein kameramann filmt aus schwindelerregender höhe über manhattan. 9) keaton und day an seiner kamera. 10) keaton und day. 11) und 12) kameraschwenks: keaton rast durch die stadt, um day zu sehen.