eleanor rigby | haus- und hofpsychologie im film

ER_02_A4jessica chastain und james mcAvoy in ned bensons “eleanor rigby”. foto: proKino filmverleih

ein film, der vielleicht gut für nordamerika ist, aber uns europäern nichts bringt, ist die schmonzette “das verschwinden der eleanor rigby” von ned benson. ursprünglich als trilogie ausgelegt, läuft jetzt nur teil 3 im deutschen kino. teil 1 und 2 (“him” und “her”) zeigten angeblich die unterschiedlichen perspektiven der beiden liebespartner auf die beziehung und ihr scheitern, teil 3, genannt “them”, zeigt nun beide perspektiven zusammen in gut 90 minuten. uns (thomas und mir) fiel keine “him” oder “her”-perspektive besonders auf.

das thema des sehr langsam (ähm, quälend langsam und redundant) erzählten films ist das trauma der eltern durch den tod ihres kinds. die eltern und ihre familien tabuisieren den verlust auf verschiedene weise, und am ende kommt heraus, dass es hilft, wenn man die dinge anspricht und seiner trauer freien lauf lässt, und dass jeder sein eigenes tempo beim trauern hat. geht’s noch trivialer?

wir fragten uns während des films und danach erst recht, kann’s das gewesen sein? ist das die message? uns kamen die zahllosen französischen und auch deutschen autorenfilme der 1960er und 70er jahre in den sinn, wo die menschen schwere psychische dramen durchleben, wo nie gelacht wird, wo (besonders bei den franzosen, ich denke vor allem an éric rohmer und jean eustache) wahnsinnig viel geredet und aneinander vorbei geredet wird. ned benson ist 1977 geboren, hat nur in den USA gelebt und weiß vielleicht nicht, dass sein thema, sein setting, viel viel intensiver immer wieder im europäischen film abgehandelt wurde, sonst könnte er nicht so ungeniert platitüden verbreiten. er garniert sein drehbuch mit einem kleinen versteckspiel, sodass der zuschauer erst in der mitte des films erfährt, was hier eigentlich los ist. wie ostereiersuchen für erwachsene, völlig daneben. nie was von nouvelle vague gehört? für die amerikanischen zuschauer fühlt sich dieser film bestimmt sehr europäisch an, “very deep”.

was man benson, weil’s sein erster langer film ist, nachsehen kann, ist die besessenheit von seiner hauptdarstellerin, jessica chastain. ich verstehe nicht, was in diesem film von der perspektive des mannes, gespielt von james mcEvoy, übrig bleibt, wenn jessica chastan nicht nur praktisch immer im bild, sondern meist in extremer nahaufnahme zu sehen ist. wenn ich mal platt zurückpsychologisieren darf: wer seine hauptdarstellerin so kritiklos verehrt, sollte sich eine andere hauptdarstellerin suchen.

achso, isabelle huppert kommt in dem film vor, schön klischeehaft als in new york gestrandete künstlerin, alkoholabhängig. und in eleanors kinderzimmer hängt ein poster eines französischen films, mit dem schriftzug: jetzt auch auf englisch. passt irgendwie.

benson_rigby_plakatfilmplakat zur schmonzette. proKino filmverleih