bit, byte, gebissen – das computermagazin im zündfunk (1989)

BitByteGebissenBandkarton

das bild oben ist ein 1987er-zuspielband, weiter unten – und darum geht es hier – ist ein mitschnitt der sendung “bit, byte, gebissen – das computermagazin im zündfunk” vom 22. Mai 1989 zu hören: “computertalk II”. er ist aus mehreren gründen interessant. ich erläutere das später.

ich hatte drei junge männer im studio im 7. stockwerk des sendekomplexes von bayern 2, meinen computer über ein modem mit der telefonleitung verbunden, die nummer einer so genannten “mailbox” angewählt und mich in ein chat-forum (das damals noch nicht so hieß) eingeloggt. mein deckname war dort “rost”.

während der sendung tauschten sich meine studiogäste live von rechner zu rechner mit den anderen computernerds aus; diese kommentierten die musik usw. das thema der sendung selbst war der übergang vom heimcomputer commodore 64 zu den windows-PCs sowie den “68000er“-rechnern amiga, atari ST und apple macintosh. dabei sprachen wir auch das btx und das monopol der deutschen bundespost auf jegliche form der datenkommunikation (auch fax!) an. und den frauenmangel unter den mailbox-usern.

alle drei studiogäste – zwischen 18 und ca. 21 jahre alt – hießen michael, zwei davon, insbesondere der heutige krimi-regisseur michael schneider, waren über einige jahre säulen der sendung, vor allem weil sie spiele testeten und mir anregungen aus der szene gaben.

 

ein großteil der sendung ist lockerer plausch. es ging wirklich ziemlich entspannt im studio zu, auch wenn sich manches, insbesondere meine  moderation, im rückblick etwas bemüht locker anhört. signifikant ist die sendung unter anderem deswegen, weil es damals das world wide web noch nicht gab (erst vier jahre später), die bundespost selbst die benutzung unseres 300-baud-modems eigentlich nicht erlaubte (die BR-hierarchen wussten nichts davon), es viele junge menschen massiv in die vernetzung trieb. alles lief damals noch über text, und die einwahl in die mailbox war von den telefongebühren abhängig, die damals happig waren. um von münchen aus in einer hamburger mailbox mit der langsamen datenrate einige nachrichten herunterzuladen, war man schnell einige mark los. deswegen schlossen sich damals einige der 300 mailbox-betreiber zusammen und tauschten nachts ihre datenbestände zu den billigeren telefontarifen nach 1 uhr aus.

auch wie hohl und wegen der kürzelsprache im rundfunk nicht elegant zitierbar die chats waren, ist interessant: da hat sich gegenüber icq und sms wenig geändert.

der mitschnitt befand sich auf einer tonbandcassette. aus rechtlichen gründen musste ich die musik entfernen. die sendung war im original exakt 30 minuten lang. die musik am ende war meine erste selbst komponierte fürs radio. ich wusste damals noch nicht, dass man sie bei der gema hätte anmelden können. auch der jingle zur überleitung zu den zündfunk-nachrichten war von mir; es spricht das wort “nachrichten” der schriftsteller helmut kraußer. helmuts stimme setzte ich gern ein, er selber wollte aber lieber seine eigenen texte lesen. damals schon.