linkskritik an US | vietnamkrieg

die library of congress beherbergt unzählige zeitungsausschnitte, die die CIA gesammelt hat. in → diesem dokument haben CIA-mitarbeiter im juli 1966, zur hoch-zeit des vietnam-kriegs, zwei ausschnitte aus der US- und der deutschen presse nebeneinandergeklebt. sie handeln beide von kriegsverbrechen, der amerikanische vor allem von kriegsverbrechen der vietkongs gegen amerikanische kriegsgefangene, der deutsche in klar anti-amerikanischer diktion vom kriegverbrechen vietnam-krieg. welche deutsche zeitung das abdruckte (es liest sich wie DDR-presse, ist es aber vermutlich nicht), ist nicht bekannt.

in den zwei ausschnitten aus diesem dokument ist folgendes zu lesen. links wird als pervers und gegen jegliche menschenrechte verstoßend dargestellt, dass die vietkongs amerikanische kriegsgefangene nicht kriegsgefangene, sondern piraten nennen, sie zur schau stellen, ihnen komische klamotten überziehen und sie foltern. der irrsinn der politik weist hier direkt auf das gefangenenlager guantanamo 40 jahre später: hier wurden vermeintliche krieger in namenlose staatenlose terroristen eingestuft und ohne gerichtsprozess endlos festgehalten, gedemütigt, gefoltert.

im rechten, dem deutschen textteil, ist zu lesen, wie die bundesregierung mit den amerikanern zusammenarbeiten, um deutsche männer zu US-kampfpiloten auszubilden. einer davon, der auch in dem artikel erwähnt wird, war → dieter dengler (aus dem schwarzwald) war ein in laos und vietnam berüchtigter kampfpilot, der abgeschossen, gefoltert wurde und dem dann die flucht gelang.

zynische selbst | versorgung

das leid, das du anderen antust…*

Am dritten Tag sprach nicht Jesus zu seinen Jüngern …, sondern [und ab hier weitgehend wörtlich übersetzt] fing die verschärfte Verhörphase an. Das Subjekt hatte den letzten Abend in einer großen Box verbracht. Gemäß der aktuellen Verhörstrategie war der Schlaf des Subjekts wie in den Tagen zuvor mehrmals unterbrochen worden. Um 10 Uhr 42 kamen die Wachen sowie 10 Psychologen (Verhörexperten) und holten das Subjekt aus der Kiste. Vorher war besprochen worden, wie man mit der Wunde am Handgelenk des Subjekts umgehen solle, denn das Verhör durfte dadurch nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Handfesseln wurden gegen neue ausgetauscht. Die Verhörexperten würden schließlich immer wieder mit der Wunde in Kontakt kommen.

Das Subjekt wurde an die Spezialwand geführt, und man brachte ein aufgerolltes Handtuch an seinem Hals an. Als das Subjekt auf die Frage, was es an Informationen verberge, sagte, keine, bekam es einen erniedrigenden Schlag ins Gesicht. Als es weiterhin verneinte, Informationen über Aktionen gegen die USA zu haben, wurde es mit Wucht gegen die Wand gestoßen.

Die Verhörenden hatten kein Interesse daran, mit Blut oder anderen Körperflüssigkeiten des Befragten in Kontakt zu kommen und forderten ihn deswegen auf, sich selbst um seine Wunden zu kümmern. Sie überreichten ihm 6 Mullbinden und forderten ihn auf, sich zu beeilen und nicht den Verhörvorgang hinauszuzögern, der in wenigen Minuten weiter ginge. Unmittelbar danach stießen sie ihn wieder gegen die Wand, weil er die Frage nach Informationen wieder verneinte. Daraufhin kam er wieder in die Kiste.

Um 11 Uhr 30 wurde das Subjekt aus der Box geholt und ihm ein Sack über den Kopf gestülpt. Man führte es zur Verhörwand und ließ es da in der Anwesenheit der Wachmänner bis 12 Uhr 9 stehen, um sein Orientierungsvermögen zu stören. Die Sicherheitsleute brachten das Subjekt anschließend in die Kiste zurück, nahmen den Sack ab und wiesen es an, den Eimer zur Kenntnis zu nehmen. Es sollte hier seine Blase entleeren.

Um 12 Uhr 46 brachten die Verhörexperten das Wasserbrett in die Zelle. Die Kiste wurde geöffnet, das Subjekt bekam den Sack über den Kopf. Auf dem Wasserbrett, wo sich das Subjekt widerstandslos hinlegte, wurde ihm der Kopf wieder befreit. Es fing an zu weinen, wiederholte, nichts zu wissen, und stotterte “Helft mir”.

Zwischen 12 Uhr 50 und 13 Uhr 15 wurde die Wasserbrett-Technik zahlreiche Male angewandt. Um 13 Uhr 17 kam das Subjekt zurück in die Kiste, um 13 Uhr 21 wieder heraus musste und in sitzender Position auf dem Wasserbrett Platz nehmen. Es wirkte niedergeschlagen, vorgebeugt und weinte offenbar echte Tränen. Es sagte, es habe nach dem Gebet beschlossen, nun die Wahrheit sagen, um sich selbst und seine Brüder zu retten. Um 13 Uhr 26 kam es in die Kiste zurück.

Um 16 Uhr 29 betrat das Team die Zelle und öffnete die Box. Weil das Subjekt keine Auskunft gab, wurde es wieder zum Wasserbrett geführt. Wieder weinte es und bekundete, alles gesagt zu haben. Man wies das Subjekt darauf hin, dass es mehr Informationen liefern müsse, um den Fluss des Wassers zu stoppen.


9/11 hoax oder | verschwörungstheorie?

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seit dem zusammenfallen der beiden world trade center türme am 11. september 2001 gibt es stimmen, die meinten, flugzeuge, die weit oben in die türme hineinflogen, wären nie und nimmer in der lage gewesen, die hochhäuser bis auf den grund kollabieren zu lassen. die ungeheuerlichkeit der ereignisse ließ gegen diese skeptiker sofort den knüppel #1 für solche fälle heraus: “verschwörungstheorie!” die “verschwörungstheoretiker” hatten immer zwei argumente, die nie entkräftet wurden: a) aus den türmen stoben viele kleine wolken heraus, die eben nach sprengladungen aussahen und durch einen normalen kollaps nicht erklärt werden können. b) warum das nebenan stehende, von keinem flugzeug getroffene schwarze hochhaus namens WTC 7 auch noch zusammenbrach, ist völlig bizarr.

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warum macht es dauernd puff-puff?

hauptargument für den vorwurf der verschwörungstheorie war immer gewesen: wäre das world trade center tatsächlich von menschenhand gesprengt worden, hätte es so viele mitwisser geben müssen, dass die wahrheit irgendwann herausgekommen wäre, sicherlich nicht erst 10 oder 20 jahre später. gutes argument!

andererseits haben die USA mit ihren geheimdiensten schon viel größere, wenn auch technisch nicht so ausgeklügelte und mulitmedial begleitete operationen unternommen (wie den sturz mancher demokratisch gewählter staatsoberhäupter in mittel-, südamerika und asien); der allende-mord am 11. september 1973 galt lange als verschwörungstheorie, weil er so ungeheuerlich schien. viel später regel-veröffentlichte US-regierungsdokumente belegten das dann. es folgte aus dem coups die militärdiktatur pinochets mit zahllosen opfern von verfolgung, folter und mord. die CIA selbst → spricht heute noch von einem suizid allendes, dem die militärs am 11. september doch so nett angeboten hatten, ihn außer landes zu fliegen.

jetzt kam eine → studie heraus, die der world trade center-sache 15 jahre später noch einmal nachging und die “verschwörungstheorie” stützt. hauptautor ist der kernphysiker steven jones, der seit 2005 anzweifelt, dass flugzeuge das WTC zum einsturz brachten, und deswegen von seiner hochschulprofessur entbunden wurde. außerdem der kanadische architekt robert korol, der 2015 das 50-seite (kostenlose e)book → beyond misinformation herausbrachte. → anthony szamboti war luftfahrttechniker bei lockheed, → ted walter ist bürgerrechtler. alle vier autoren sind keine newcomer auf dem feld; und auch keine wissenschaftler, die sich das mal aus frischem blickwinkel angucken, sondern sozusagen alte hasen der these, hier ging vieles nicht mit rechten dingen zu.

das schöne an der neuen veröffentlichung ist, dass sie die these mal wieder auf die agenda bringt.

psychologische | folterlobbyarbeit

sidleyAustinInterrogationReporteins der größten rechtsanwaltsbüros der USA, → sidley austin, hat einen → unabhängigen report veröffentlicht, der sich mit der einfachen frage beschäftigt:

  • wie kamen CIA und US-regierung dazu, für ihr “black site”-folterprogramm im nachgang des 11. september 2001 psychologen heranzuziehen, die das über jahre hinweg absegneten und bei den folterungen dabei waren?

der report kommt zu dem ergebnis, dass manche psychologen vor ort sich durchaus nicht wohl damit fühlten, das waterboarding oder das nackt mit sack auf dem kopf herumstehenlassen von gefangenen als ethisch verantwortungsvolle verhörtechnik anzusehen. aber als sie anfingen, die aktionen kritisch zu sehen, schritten psychologen von außen ein und pfiffen sie zurück. diese personen stammten, und das ist der jetzt aufkommende skandal, aus dem vorstand des dachverbands der psychologen, der american psychological society. die psychologen arbeiteten, ohne den kollegen vor ort zu trauen, der regierung zu und deckten die CIA. heute in der → new york times nachzulesen.

die zusammenarbeit von medizinern mit regierungen und geheimdiensten, um folter zu decken und sogar noch infamere foltertechniken zu ersinnen, hat eine lange tradition. was dieser report bewirken wird, sind vermutlich kleine umbauten in der APS, mehr aber nicht.

[aus den → black sites wurde später das guantanamo bay-gefängnis; auch da waren psychologen anwesend. zu den brutalen zwangsernährungssessions gibt es videos, die ende des monats für die öffentlichkeit freigegeben werden. passt dem pentagon natürlich nicht, aber der freedom of information act will es so. siehe dazu → the intercept von heute.]

nicht nervös sein | lieber CIA-agent

maintainCover_noMatterWhat

ein heute via → wikileaks veröffentlichtes geheimes papier gibt CIA-agenten ratschläge, wie sie unproblematisch grenzkontrollen durchlaufen und insbesondere “secondary screening” durchstehen. das dokument ist nur 15 seiten lang und listet diverse barrieren an internationalen flughäfen auf. sie unterscheiden sich demnach von land zu land.

eine ausführliche passage beschäftigt sich mit kameras und personal an bestimmten flughäfen, die speziell nach nervösen ankommenden passagieren ausschau halten. das papier gibt ratschläge, wie man sich im fall einer genaueren befragung verhalten soll, zum beispiel sich nicht auf die lippen beißen, keine unnötigen pausen oder “ähs” machen und schön konstistent bleiben.

das heißt speziell, dass die einreisebehörden gern namen und orte, die der ankommende nennt, mit seinen computer- und handydaten und mit google-suche im internet abgleichen. unter allen umständen, steht am ende eingerahmt da: egal was passiert, die wahre identität nicht auffliegen lassen!

gute idee. auch angesichts des IQs vieler aufgeflogener CIA-leute.

20 sek. waterboarding | war zu viel

jamesMitchell_FoxNewsjames mitchell, waterboarding-profi, bei fox news

fox news ist der stramm rechte fernsehkanal, dem der senats-report über CIA-folter nicht nur nicht schmeckt, sondern der von den für die folter verantwortlichen gern genutzt wird, um das blatt zu wenden: nicht mehr die CIA ist böse, sondern die, die die CIA mit diesen vorwürfen kompromittieren. beispielhaft dafür war das willfährige interview bei → fox news “insider” am 15. dezember. mitchell beschreibt seine angst, denn er fühlt sich plötzlich zum sündenbock gemacht. er beschreibt seinen patriotismus, denn er hat alles nur gemacht, weil er amerika schützen wollte. er diskreditiert den folter-report mit dem argument, man hätte ihn nicht befragt. und er gibt sich als milder folterer, der manche rahmenbedingungen zu drastisch fand, zum beispiel die des justizministeriums zum waterboarding.

bei diesen vorgaben steht nämlich drin, dass man den gefangenen jeweils 20 sekunden lang wasser auf das tuch über seinem kopf schütten darf. dann atmet der gequälte einmal durch, dann folgen die nächsten 20 sekunden. das geht dann maximal 20 minuten so weiter.

mitchell, von haus aus psychologe, der über solche techniken “geforscht” hat und sie vor ort in den geheimverstecken der CIA so oft anwendete, dass er sich laut interview nicht mehr an einzelheiten erinnert, brüstet sich nun in der sendung, die vorschriften gelockert zu haben: bei 20 sekunden-intervallen ersticke der patient, sagte mitchell, weswegen er zu 10 sekunden-intervallen übergegangen sei. in einer session wimmelte es also von 10 sekunden wasser, durchatmen, 10 sekunden wasser, plus, wie er nach reichlicher überlegung für praktisch gefunden hat, zweimal 20 sekunden und einmal 40 sekunden!

nur bei scheich mohammed, den mitchell als böse und arrogant bezeichnet, nützte das alles nichts. er gehöre, so mitchell, zu den gefangenen, die das talent hätten, beim waterboarding das wasser über die nase aufzunehmen und direkt über den mund auszuspucken.

zu mitchell und seinem 80 millionen dollar-vertrag siehe auch → das hier bei mir.

foltern tun andere | cheney in “meet the press”

meetThePress_NBC_dickCheneyex-vizepräsident dick cheney bei NBC meet the press gestern.

eine der wichtigsten amerikanischen politischen magazine ist “meet the press” von NBC News. sie ist → hier komplett nachzugucken. gestern war da dick cheney gast; er ist, siehe z. b. → hier bei mir, gern gast, und auch hier sagte er wieder dasselbe:

  • der folter-report ist aus dem zusammenhang gerissen und bewusst einseitig angelegt, um die CIA zu diskreditieren, also wertlos. insbesondere hätte das kommittee niemanden aus der CIA befragt. [konnten sie nicht, weil die CIA den report lange blockert hat und die zeit dann drängte, 6 millionen seiten zu lesen. der report vergleicht primär aussagen der CIA mit fakten und deckt zahllose widersprüche auf.]
  • von folter kann keine rede sein. gefoltert haben die attentäter von 9/11 die amerikanische bevölkerung. die vietkongs haben amerikanische piloten gefoltert, die jetzt sagen, waterboarding war keine folter, da gab es schlimmeres. amerikanische behörden foltern nicht. [cheney verweist damit immer auf höhere zwecke, die seiner privaten interpretation gefallen, aber keine menschenrechtliche relevanz haben. man kann nicht einen vorgang mit dem anderen vergleichen. sein parteigenosse mcCain sagte, es sei unmoralisch, menschen zu foltern, auch wenn sie unsere feinde sind.]
  • auf die frage, dass ein viertel der “verhörten” personen unschuldig waren, bleibt cheney dabei: das kann schon mal passieren, wenn es darum geht, diese “bastards” von 9/11 los zu werden. er würde es jederzeit wieder tun, denn “wir sind noch immer im krieg mit denen”. [auch typische cheney-argumentation: er lenkt ab, geht besonders gern auf ISIS ein und sagt, viele, die sie, die CIA, hätte laufen lassen, kämpften heute bei ISIS mit. er rät damit implizit dazu, eine ganze bevölkerungsgruppe zu inhaftieren und auszupressen, nämlich jeden muslim, der gegen die USA vorbehalte habe.]
  • vorstöße von menschenrechtsorganisationen und der UN, die “täter”, also auch ihn, vor gericht zu stellen, wehrt cheney mit einem bemerkenswerten argument ab: man stelle sich vor, heutige CIA-beamte würden, mit rückendeckung des justizministeriums und präsidenten, gefährliche aktionen unternehmen und müssten fürchten, in 10 jahren vor gericht gestellt zu werden, weil irgendwelche leute darauf kämen, sie für diese aktionen anklagen zu wollen. dann, so cheney, könnten sie ja gar nichts mehr tun. [hier vergisst auch der interviewer, chuck todd, die einfache nachfrage zu stellen: wer nichts gesetzeswidriges tut, kann doch nicht vor gericht kommen, solange amerika eine einigermaßen unabhängige justiz hat. mit anderen worten legt cheney nahe, dass die CIA chronisch potenziell kriminelle tut und gern einen freibrief für alle zukunft hätte.] und die UN, so cheney in dem interview, sei sowieso nicht sein freund. [das ist eine typische haltung der neokonservativen, die ein starkes amerika wollen, das durch niemanden eingeschränkt wird. die USA machen ihr völkerrecht selbst.]

den rest der sendung kann man vergessen. bis auf die anmerkung eines der autoren des folterreports, ron wyden, der aktuelle CIA-chef john brennan sei nicht mehr tragbar, wenn er bei seinem statement letzter woche bliebe: brennan, ein vertrauter des präsidenten, hatte gesagt, man wolle das wort folter meiden und darauf achten, dass in zukunft so etwas nicht mehr vorkomme. damit, so wyden, erlaube er der CIA, so weiter zu machen wie bisher. brennans rede war mit obamas wortwahl abgestimmt. obama hatte schon zu beginn seiner ersten amtszeit gesagt, man werde zwar mit den missständen aufräumen, aber mit niemandem abrechnen. und er hatte gesagt, er lehne folter ab, ohne sich aber darauf festzulegen, die CIA habe gefoltert.

CIA saved lives | die täter schlagen zurück

CIA-saved-lives

erst paar tage alt ist die webseite www.ciasavedlives.com. dahinter versteckt sich, anonym, “a group of former CIA officials”. die new york times weiß es genauer und spricht vor allem von einem in jüngster zeit sehr pressescheu gewordenen george tenet und seinem immer pressefreundlicheren nachfolger michael hayden. tenet war bis 2004 CIA-chef und gilt als eine schlüsselfigur bei der einführung von folter gegen vermeintliche al qaida-terroristen. hayden sagte in mehreren interviews letzte woche, dass er zu beginn seiner amtszeit damit beschäftigt war, mit den “fehlern der frühen CIA-aktionen aufzuräumen”. zum beispiel sagt er, der tod eines inhaftierten sei ein problem schlecht ausgebildeter CIA-kollegen unmittelbar nach dem 11. september 2011 gewesen.

aber er deckt tenet. bei den interviews, etwa bei der BBC oder CNN, neigt er dazu, einfache erklärungen zu geben (rektale vergewaltigung = medizinisch sinnvolle zwangsernährung; waterboarding = doch nur bei drei leuten; gefangene gegen die wand schubsen = waren weiche wände, die nur einen mords lärm machten) und von allem anderen nichts zu wissen. haydens hauptargument gegen den folter-report ist, dass der untersuchungsausschuss gar nicht in der lage war, die 6 millionen dokumente durchzukämmen; das kommittee um dianne feinstein habe sich deswegen mit einem vorurteil an die arbeit gemacht und selektiv 6000 seiten verfasst, die mit den republikanern, der ära bush und der CIA abrechnen wollten.

“Authorized & Legal”

… nennt sich der zweite reiter von ciasavedlives.com: wir haben uns bei der CIA immer abgesichert und damit voll legal gehandelt.

die webseite dieser heute (nicht mit dem rücken an der wand, aber bisschen) dumm dastehenden ex-CIA-leute sagt das aus, was man erwarten konnte: alles im folterreport ist falsch, die autoren habe sich die bösen rosinen herausgepickt, um gezielt die CIA zu diskreditieren. das dokument sei damit eine politische waffe und zutiefst unmoralisch.

was aber eigentlich dahinter steckt, ist, die schuld auf den damaligen präsidenten zu schieben, also g. w. bush. auf der seite und den verlinkten dokumenten (zum beispiel dieses, ohne angabe von autoren, ohne überschrift, genannt bush.pdf) spielt das eine zentrale rolle. hier ein memo, das bush am 7. februar 2002 unterschrieben hat und mit dem das ganze debakel begann:

bushUnterschreibtAussetzenDerGenferKonvention

es ging darum, den vermeintlichen terroristen ihren status als kriegsgegner zu entziehen, um sich aus artikel 4 der genfer konvention herauszuschleichen. denn man hatte inzwischen den ersten “hochrangigen” gefangenen gemacht und wollte gern mehr aus ihm herauspressen. das hätte die genfer konvention nicht zugelassen; zudem hätte man dann dem roten kreuz zugang zu dem gefangenen geben müssen, und das war höchst unerwünscht. man wollte mit abu zubaydah (deutsch: abu subaida) ja dinge machen, die dem roten kreuz unappetitlich aufgefallen wären. deswegen unterschrieb bush, man betrachte die verhafteten talibans als gesetzlose kämpfer und nicht kriegsgefangene, weil die USA sich mit al qaeda nicht in einem anständigen krieg befänden.

die geschichte von abu zubaydah ist in dem folter-report besonders grausig zu lesen. ich schreibe in kürze was darüber.

das bush.pdf zeichnet eine einzige rechtfertigung aller jetzt bekannt gewordenen verhör-vorgänge. alles sie von der CIA nach oben abgesichert worden, sowohl übers justizministerium, als auch über bushs nationale sicherheitsberaterin condoleezza rice und den generalstaatsanwalt john ashcroft. rice sprach sich zum beispiel laut einem gesprächsprotokoll vom januar 2003 klar dafür aus, “humane” verhörmethoden beim militär zu lassen, die CIA dagegen könne schön weiter waterboarden.

die argumentation geht sehr ins detail. zum beispiel ist den CIA-leuten jetzt wichtig, einen schon von obama freigegebenen, ehemals streng geheimen brief des generalstaatsanwalts an den chefanwalt der CIA john rizzo vom 1. august 2002 in gänze als faksimile wiederzugeben. das dokument (unten ein ausschnitt) liest sich, als gäbe der generalstaatsanwalt einen freibrief für alle 10 “erweiterten verhörtechniken”. wenn man genauer hinliest, schreibt ashcroft das aber unter dem vorbehalt, dass die von der CIA abgegebenen informationen stimmen. zu diesen informationen gehörte unter anderem, dass der gefangene abu zubaydah eine zentrale figur bei der terrorplanung von al qaida war und garantiert noch für die nationale sicherheit wichtige dinge ausplaudern kann, die man mit bisher angewandten methoden nicht aus ihm herausgebracht hätte. waterboarding, so das memo, sei die letzte stufe in diesem prozess und sollte, wie alle methoden, möglichst nur einmal angewendet werden – weil sich der effekt sonst abnutzt.

ashcroftEITerlaubnisashcroft an rizzo 2002: “du darfst” (wenn alles stimmt, was du mir gesagt hast)

und was macht ashcroft heute? gospel songs singen und komponieren, zum beispiel “let the eagle soar” (lass den adler aufsteigen). rice spielt gern klavier in kammermusikstücken. tenet arbeitet in einer öffentlichkeitsscheuen investmentbank namens allen & company in new york. das gaben weder er, noch die bank bekannt, aber es wurde, wie so vieles heute, geleakt.

dick cheney | “steht nur mist drin”

dick cheney galt als mastermind der g. w. bush-regierungszeit, immerhin acht jahre. der blasse neoliberale, also stramm rechte politiker wäre nie zum präsidenten gewählt worden. er blieb immer im schatten des weniger scharfzüngigen, eher dümmlich anmutenden präsidenten aus der politischen öl-dynastie von texas. cheney bearbeitete bush im dreiklang mit paul wolfowitz und donald rumsfeld.

cheney gab vor wenigen tagen ein exklusiv-interview bei seinem lieblingssender, dem ebenfalls stramm rechten fox news channel. die zuschauer würden selbstverständlich fox news nicht gucken, wenn die moderatoren willfährige schleimer spielten. deswegen ist dieser 13-minüter durchaus illuster, und mit illuster meine ich auch, dass es gewisse dinge erhellt, vor allem: wie die vordenker und abnicker der CIA-folter mit dem letzte woche veröffentlichten senats-folterreport umgehen.

cheney nennt bereits zu beginn des interviews den report “crap”, also mist. später sagt er, er hat diesen mist gar nicht gelesen. er betont, auch auf nachfrage, mehrfach, dass bush von anfang an über jedes detail informiert war, auch wenn heute manche quellen nahelegen, dass man bush eine ganze weile lang heraushielt. cheney verweist, quasi als beweis, auf bushs autobiografie.

der moderator konfrontiert ihn mehrmals mit den brutalen schilderungen des berichts, worauf cheney immer zweierlei sagt: 1) er steht voll dahinter und 2) wie hätte man sonst mit den gefangenen umgehen können, die amerika verhöhnt haben! auch wenn der report zu dem schluss kommt, dass die folterungen falschaussagen oder längst bekanntes aus den gefangenen herauspressten, meinte cheney, ohne die folter, die er natürlich nur “enhanced interrogation” nennt (erweiterte verhöre), lägen die USA heute in trümmern.


dick cheney gesteht hemdsärmlig alles bei fox news.

weitere betrachtungen zu den ungeheuerlichkeiten, die dieser senats-bericht zutage brachten finden sich → hier und → hier bei mir.

whistleblowing bevor’s das wort gab (FBI 1971)

englischsprachiges video der new york times vom januar 2014 über den fall. hier ein FBI-phantombild.

die politischen umstände waren 1971 in den USA anders als nach 2001. damals war der feind innen, nämlich die revoltierenden studenten, die neue amerikanische linke. aber die methoden, menschen durch abhören, verunsichern unter kontrolle zu bekommen, ähneln sich. damals brachen linksgerichtete vietnamgegner in ein kleines FBI-büro bei philadelphia ein, und zwar gezielt an jenem abend, als frazer gegen ali boxte. sie stahlen tausende seiten geheimer dokumente und “leakten” sie an die washington post. der fall war damals ein skandal. in seiner ganzen dimension wird er aber erst jetzt bekannt, seit die damaligen aktivisten offen darüber reden, und die damalige washington post-journalistin medsger darüber jetzt das buch The Burglary veröffentlicht hat.