manning job done | twice

schwere geburt war mein so genannter “zwischenruf” heute in WDR 3 / resonanzen, einem mehrstündigen kulturprogramm mit sehr viel musik und einer dreieinhalbminütigen kommentar/glossen-ecke, eben dem zwischenruf. ich hatte der redaktion auf deren wunsch zwei kulturnahe aktuelle themen angeboten, die aber auf kein interesse stießen. stattdessen wurde ich gebeten, etwas über die begnadigung chelsea aka bradley mannings zu schreiben. nun war manning heute in aller munde und in allen zeitungen und in der tagesschau ganz vorn. was will ich dazu noch sagen? eine glosse konnte ich mir wegen des ernsts der lage zunächst nicht vorstellen. die redaktion bat also um einen kommentar, eine einordnung – wie sie heute vermutlich schon x kollegen vollzogen hatten.

ich kam vom mittagessen zurück, als mir ein dreh einfiel, doch eine glosse daraus zu machen, nämlich eine dystopie der fake news. dieser text wurde umgehend abgelehnt:


nicht gesendete fakenews glosse

der text sei unverständlich und ginge nicht ernst genug auf das thema der begnadigung mannings durch obama ein. der nachmittag neigte sich dem sendebeginn zu. ich wurde gebeten, doch einen kommentar zu schreiben, der aspekte aufwirft, die nur ich, der ich die wikileaks sehr gut kenne, aufwerfen kann. mir fielen keine ein, denn inzwischen sind alle kollegen auf dem gleichen stand. aber ich schrieb den kommentar, sicher kein weltwunder an text, und → hier eine zeitlang nachhörbar.

war das nun eun typischer ablauf für ein journalistisches autorenleben? eher nicht. es gibt zwei arten von beiträgen fürs radio (und für print): das alltägliche, was gemacht werden muss. und die etwas höhere kunst, sich etwas zu erfinden, zusammenhänge zu schaffen und an sich normales ins bizarre, komische, skurrile zu drehen, dahin, wo nicht jeder sowieso hindenkt und wo man nicht merkt, wohin die geschichte läuft, bevor sie nach wenigen minuten zu ende ist. ein sehr sensibles produkt. also ein eher unüblicher ablauf im freien autorenleben.