linkedIn wird | datenkrakig

wahrscheinlich kann man als soziales netzwerk im internet nicht überlegen, ohne fiese methoden der datenspionage anzuwenden. das gängige fies-ding ist, dass das soziale netzwert (allen voran facebook) gerade neulinge penetrant auffordert, das adressbuch öffnen zu dürfen. was als “wir helfen dir, freunde zu finden” verkauft wird, ist in wirklichkeit ein “danke, dass du so blöd bist, uns alle deine privaten und dienstlichen kontakte rüberzureichen!”

weil ich mit der problematik vertraut bin, habe ich meiner erinnerung nach niemals auch nur erwogen, das auslesen meiner kontaktliste zu erlauben, natürlich auch den früher sehr zurückhaltenden, jetzt aber immer datenkrakigeren profidienst → linkedIn. linkedIn, das internationale vorbild für das deutsche xing, fordert seit längerem zum auslesen des adressbuchs auf. es sieht so aus:

linkedIn_unpleasant

linkedIn möchte die adressen auslesen. auf keinen fall “continue” klicken!

ich bekam bei linkedIn jetzt aber vorschläge, leute zu linkedIn einzuladen, die nur in meinem privaten adressbuch waren, jetzt aber hier im portal auftauchten. beim genaueren nachsehen fand ich heraus, dass linkedIn tatsächlich mein adressbuch ohne nachfrage “importiert” hatte. der support, den ich anmailte, sagte mir, das hätte nur mit ausdrücklicher erlaubnis passieren können, und es würde immer im verbund mit den email-anbietern passieren. willheißen: wenn ich, wie oben, meine web.de-emailadresse mit dem web.de-passwort (wie blöd muss man sein, beides an einen dritten, eben linkedIn zu geben!) eingebe, liest linkedIn nur die bei web.de von mir hinterlegten adressen. ich fand aber in meiner linkedIn-adressenliste auch leute, die ich gar nicht mit email-accounts verknüpft habe, sondern die sich nur in meinem adressbuch auf dem smartphone und/oder tablet befanden.

das ist unlauter, vermutlich ein verstoß gegen das gesetz gegen unlauteren wettbewerb, worum sich die verbraucherschutzbehörden kümmern müssten.

literaturagentin | jammert

lianneKolfsWebseite

lianne kolf, nur noch an filmen interessiert

vorhin in deutschlandradio kultur die angeblich erste literaturagentin deutschlands, lianne kolf. ich bezweifle, dass sie die erste ist, kann das gegenteil aber nicht beweisen. würde mich wundern, wenn es hier zu lande erst seit den 1980er jahren agenten für autoren gab.

das gespräch war insofern interessant, als der umbruch im verlagswesen keine rolle spielte. die münchnerin lebt in einer romantischen welt, wo man als wenig erfahrener buchautor bei keinem verlag fuß fassen kann, also einen agenten braucht, der das werk gezielt einspeist und an die richtigen lektoren bringt. klassische lobbyarbeit also, aber in einem geschäftsfeld, was sich so umwälzt wie zuletzt die musikindustrie. es gibt heute für einsteiger wie fortgeschrittene autoren immer weniger argumente, sich mit so geringen tantiemen abspeisen zu lassen: typisch sind lächerliche 10% (oder weniger) vom händlernettopreis, davon gehen dann nochmal 20% agentenhonorar ab. bei einem buch, das im laden 15 € kostet, verdient der autor deutlich unter einem euro. der verlag verdient sich auch nicht dusselig daran. siehe zum beispiel → hier in dieser beispielrechung.

selbst im finanziell extremen fall, dass ein autor ein buch im selbstverlag herausbringt und alles (incl. cover, vielleicht layout, ISBN-nummer, einstellen bei amazon, iBooks etc.) aus der hand gibt, verdient er pro verkauftem buch noch etwa 20% der bruttopreises, den er für sein buch selbst festlegt. bei diesem “book on demand”-verfahren entfällt der agent.

dieses thema scheint lianne kolf nicht zu kennen. auf ihrer webseite feiert sie sowieso keine normalen bücher mehr, sondern die bücher, die zu filmen wurden. und dann beklagt sie sich, dass sie nicht teil des film-glamours ist. in der sendung jammert sie darüber, dass sie keine freikarte für die verleihung des filmpreises bekam, obwohl sie es war, die den autor des buchs “betreut” hat, das dann zum drehbuch und zu welchem film auch immer führte.

weil es auch an kritischen nachfragen fehlte, ist die halbstundensendung eine perle der rückschrittlichkeit des verlagswesens. gewesen.

DAB + | im zug

mitDAB_unterwegsImZug

mit DAB+ im zug; aber es klappt nur mäßig. foto: ms/dpa

ich fuhr silvester mit dem auto von köln nach frankfurt. wir hatten ein kleines DAB+-radio gekauft (76 €) und wollten es auf der fahrt erstmals ausprobieren. wir fuhren mit hervorragendem empfang los. aber etwa 20 minuten später, etwas südlich von königswinter, verließ uns das signal. das gerät empfing rein gar nichts mehr. kurz vor frankfurt kam dann wieder etwas herein, unter anderem die SWR-progamme.

eine ähnliche erfahrung hatte ich letzten donnerstag, als ich mit dem ICE von köln nach baden-baden fuhr (übrigens zu einer besprechung zum → archivradio). um 9.21 uhr hatte ich, wie man am foto oben sieht, noch guten empfang von deutschlandradio kultur. das war etwa bei bonn. ich hatte mich eigens dafür ans fenster gesetzt. wenige minuten später, etwas südlich von bonn, verschwand das signal – und tauchte nur noch sporadisch auf, etwa in mannheim beim umsteigen. in karlsruhe am bahnhof gab es keinen empfang; offenbar schirmte nicht nur der zug ab, sondern auch das bahnhofsgebäude. in baden-baden, aus dem zug ausgestiegen, in den bus gestiegen, war der empfang wieder hervorragend. wobei man sagen muss: DAB+ klingt entweder super oder gar nicht. es gibt kein unentschiedenes rauschen wie bei UKW.

#UKW: der empfang auf der strecke von köln nach süden ist auch mit UKW problematisch. der WDR verlässt einen mit all seinen wellen nach etwa einer halben stunde im auto; im zug hört man ihn auch mit ausgefahrener UKW bei dem kleinen gerät, gar nicht.

reinhardt deuscher von der progammverbreitung im deutschlandradio wies mich auf mehrere details hin, die den DAB+-empfang betreffen. man muss bei der abdeckung von DAB+ zwischen “indoor” und “outdoor” unterschieden. in meinem büro in köln habe ich einen hervorragenden “indoor”-empfang, der sich vom “outdoor”-empfang, wenn ich die straße entlang gehe, nicht unterscheidet. selbst in erdgeschosswohungen mit dicken wänden funktioniert der empfang, von paar ausnahmen abgesehen, hier in der stadt gut. herr deuscher meinte, auf etwa 70% der deutschen autobahnstrecken müsste man deutschlandfunk und seine schwesterprogramme empfangen, sogar 90%, wenn man einen eingebauten DAB+-empfänger (mit einer entsprechend guten außenantenne) hat. bis ende 2016 soll die autobahnabdeckung auf 85% respektive 97% steigen. das bedeutet, es lohnt sich, beim neuwagenkauf einen DAB+-empfänger zu kaufen. das tragbare gerät hatten wir nicht exponiert an die windschutzscheibe gestellt. für den großteil der strecke zwischen köln und frankfurt war es nutzlos.

reinhardt deuscher lieferte auch ein interessantes detail: in längeren tunneln für autos werden DAB+-antennen installiert. das wäre auch für züge reizvoll, zum beispiel für die bahnstrecke köln – frankfurt/flughafen. im zug gibt es übrigens ICE-WLAN. das erweist sich allerdings als weitgehend unbrauchbar: das netz ist meist nicht, und wenn doch, nur zum abschicken einer email zu gebrauchen. streaming von internet-radio klappt in aller regel nicht.

unter digitalradio.de findet sich der aktuelle versorgungsstand. eine seite darunter kann man dann zum beispiel auswählen, → welche gebiete man genauer betrachten möchte und wo die antennen stehen. diese seite könnte etwas besser navigierbar sein: wenn man oben rechts auf bundesland/multiplex klickt, kann man über ein pulldown-menü bundesländer oder deutschlandweit auswählen. über diese option habe ich mir mal angesehen, welche bundesweiten sender dort zu empfangen sind (praktisch keine), und welche NRW-spezifischen. auch da ist münster zurzeit schlecht bedient, wie der screenshot unten zeigt. die drei nächsten antennen sind über 20 km entfernt. noch schlimmer ist es um das sauerland bestellt.

doch geben wir DAB+ eine (zweite) chance.

DAB+-in-münster

DAB+ ist in münster schlecht zu empfangen.

käse | bällchen

käsebällchen

google-bildersuche nach käsebällchen

ich war am samstag in → gymnich. erstmals. wenn man die das östliche nachbardorf balkhausen verlässt, kann man ein paar 100 meter lang 100 fahren. theoretisch. mehr sag ich dazu nicht. achso, ich lernte käsebällchen kennen. kannte ich bisher noch nicht. werden wohl auch nicht zu meinem lieblingssnack. trotzdem danke an die beiden…


mikrofontest – käsebällchen

CES: robert | in der wüste

hansJörgBrehmsHerbertInDerWüste

hans-jörg brehm’s 5-minuten-sketch vom roboter robert in der wüste

seit langem mal wieder ein “digitales logbuch” auf bayerisch aufgenommen. das digitale logbuch ist die glossen-rubrik in der computersendung des deutschlandfunks. bayerische digitale logbücher habe ich in den letzten jahren viele gesprochen. als franke, der 15 jahre in münchen gelebt hat, müsste das ungefähr passen. meine niederbayerische freundin i. jedenfalls segnet sie gelegentlich ab.

die stücke entstehen – anders als meine hochdeutschen texte – ohne vorheriges manuskript. ich plappere einfach ins mikro und schau’, was dabei rauskommt. oft klappt das sofort: in nur zwei, drei durchgängen verfestigt sich die story, die pointe kristallisiert sich heraus. in vielen fällen aber musste ich die idee kippen, weil die geschichte einfach nicht rund wurde. hier, glaube ich schon.

das setting ist immer gleich:

  • ein bayerischer erzähler, der am wochenende in einer roboterfabrik in bayern nach dem rechten sieht.
  • einziges personal außer ihm ist die bodenständige angie.
  • und eben die roboter, die meist am wochenende abgestaubt werden.

in der aktuellen folge beziehe ich mich auf die CES-computermesse in las vegas*. ich bat hans, eine fünfminutenskizze des roboters in der wüste von las vegas anzufertigen, und genau keine sekunde länger hat er für die feine grafik oben gebraucht. eins weiß ich: mein roboter robert sieht in meiner vorstellung völlig anders aus. ich sag aber nicht, wie.

hier das ist die langversion dessen, was am → samstag im deutschlandfunk gut 2 minuten lang lief: das digitale logbuch – robert in der wüste.


digitales logbuch – robert in der wüste (3 minuten fassung)


* die CES in las vegas kenne ich aus den späten 1980er jahren. damals zahlten die sender in deutschland noch für die langen reisen, solange längere berichte dabei heraussprangen. heute wird ein kollege in deutschland darauf angesetzt, die messe übers internet zu beobachten und dann so darüber zu berichten, als sei er da gewesen. selbst wenn diese berichte gut sind, sind sie mit dem vorort-bericht nicht zu vergleichen. diese qualitätseinbuße ist nicht zu unterschätzen.

so ca. 1989 war ich vermutlich der einzige deutsche journalist auf der messe und interviewte unter anderem → jerry pournelle, den kolumnisten des byte magazins. ich bewunderte ihn wegen der kolumne und seines tiefen wissens sehr, aber persönlich kam ich mit diesem cowboy gar nicht zurecht.)

schein | tot

pschoAktuell

psychologie aktuell hat nur eine facebook-seite

in der wikipedia machte um neujahr herum folgender fall → die runde: ein autor mit dem namen oder pseudonym andreas parker hatte sich durch bestimmte änderungen in artikeln über psychologie unbeliebt gemacht. insbesondere schrieb er eine nicht weiter bekannte organisation, die sich “psychologie aktuell” nennt und nur eine an BILD-zeitung erinnernde facebook-seite betreibt, mit vehemenz in die wikipedia hinein, nahm sigmund freud als quelle in bestimmten artikeln heraus, setzte dafür veröffentlichungen von psychologie aktuell-autoren hinein, welche in keinem für die wikipedia-quellenregeln relevanten verlag erschienen sind, sondern nur im selbstverlag.

außerdem erstellte andreas parker einen neuen artikel, der sich “goldenberg institut” nannte und vom selben personal betrieben wird wie psychologie aktuell, unter anderem von einem herrn rexroth (foto oben auf facebook).

dieses vorgehen und insbesondere die penetranz legt den verdacht nahe, dass andreas parker von den psycho-leuten bezahlt oder anderweitig motiviert wurde oder: selbst einer dieser leute ist – eben: pseudonym. er stieß in der wiki-community jedenfalls auf keine gegenliebe. ein autor drohte ihm – was ebenfalls gegen die regularien, nämlich die des persönlichen umgangs miteinander, verstößt – sogar mit “konsequenzen im RL”, wobei RL real life heißt.

angeblich hat andreas parker, der in der blüte seines lebens stand, frau und kinder hat, aufgrund des wikipedianischen “cybermobbings” am 29. dezember einen herzinfarkt erlitten und war anschließend im krankenhaus verstorben. vermutlich waren es die psycho-autoren, die daraufhin schmähartikel gegen die wikipedia-autoren in der huffington post platzierten, die dort aber umgehend wieder verschwanden. außerdem stand im internet eine todesanzeige.

bei solchen interessensgetriebenen autoren ist es meist der fall, dass sie unter pseudonym schreiben. denn das bewusstsein dafür, dass “paid editing” in der wikipedia ein tabu ist, hat sich herumgesprochen.

ich bat einen freund, mal zu gucken, welches verlagshaus sich hinter “psychologie aktuell” verbirgt. er fuhr nach darmstadt und nahm in der kleyserstraße 10 dieses foto auf. rechts das klingelschild, wo nichts von “psychologie aktuell” steht, wohl aber eine person, die im impressum der facebook-seite steht.

nichts von psychologie aktuell, aber ein kleines fitness-center

simulation von grauem | öl

simulation einer zähen flüssigkeit mit maya bifröst. animation: ms

autodesk → maya ist eine software für 3D computeranimation. ich habe vor vielen jahren mehrere bücher über das programm und über computeranimation geschrieben (zuletzt → das hier), kenne das entwicklerteam in santa barbara (kalifornien) und toronto (kanada), insbesondere mark sylvester und → duncan brinsmead. der wikipedia-artikel über duncan in deutsch und englisch ist im wesentlichen von mir. duncans spezialität ist die simulation von natur und natürlichen prozessen. zu den neuesten entwicklungen der software gehört sein simulationsmodul für flüssigkeiten und lufteffekte.

hier nur ein beispiel, wie naturgetreu das abläuft. alles, was ich tat, war, einen kegel und eine fläche in die 3D-szene zu stellen und den kegel als emitter von “bifröst”-partikeln zu definieren. die animation läuft dann von selbst ab, ich habe nur an den parametern der physikalischen simulation gedreht, um das grau und den glanz hinzubekommen. wie sich die flüssigkeit aus dem kegel auf die fläche senkt und dann nach außen verläuft und dabei kleine, zusammenhängende tropfen bildet, unterliegt nicht mehr meiner kontrolle. was ich tun könnte, wäre, die schwerkraft auf null zu reduzieren, um das sprudeln horizontal ablaufen zu lassen usw.

übrigens gibt es zu maya eine kostenlose, voll funktionsfähige testversion, die nach einem monat abläuft. das programm ist allerdings so komplex, dass man länger braucht, um überhaupt die kleine szene mit dem kegel und der schachbrettfläche aufzubauen. eine steile lernkurve also. meine bücher von früher helfen da nicht. das programm hat sich von version zu version sehr stark geändert.

soooo viel | musik

musikWieSandAmMeer

musik wie sand am meer. grafik: ms

aus einem facebook-dialog: zündfunkkollege ralf vermeldete

  • Ich habe in 2015 vermutlich jeden Tag 3 Alben gehört. Das macht ca 1.000 Alben im Jahr bzw ca 10.000 Lieder. Gleich im NACHTMIX / Bayern 2 von 23h05 bis 24h spiele ich meine 15 Lieblinge aus ´15

ein anderer kollege, matt, kommentierte:

  • Welche Nebenwirkungen treten bei diesem Musikkonsum auf?

ich erlaubte mir zu kommentieren:

  • ich hab 2015 vermutlich jeden tag 3 stunden radio und neue bands auf Youtube gehört. das macht ca. 1.000 stunden im jahr bzw. ca 8.000 lieder und 200 stunden moderation/beiträge. nebenwirkung? 90% von dem, was heute auf “alben” herauskommt, kann man knicken. die musik spielt längst woanders.

ralf kommentierte zurück:

  • Da hast du zu 50% recht. Diese Hälfte möchte ich nicht missen. Es gibt immer noch klasse Alben. Aber die Online-Only-Songs hab ich einfach mal nicht mit einberechnet, Max.

worauf ich dann ralf privat schrieb:

  • so seit ende meiner BR-zeit höre ich bei musikbedarf nur noch internetradio. wenn ich mal den zündfunk online einschalte, oder auch ein etwas anspruchsvolleres musikmagazin auf 1live abends, krieg ich kaum mehrwert gegenüber dem, was ich z.b. via youtube und WFMU höre. wenn ein musikmoderator sagt “seit vier jahren endlich wieder ein album von…” oder “der hat schon damals da und da mitgespielt, und endlich kommt das neue album”, denke ich mir: hä? kommt mir vor wie auf einem sandstrand EIN sandkorn aufheben und sagen: super! deswegen knicke ich auch gern charts und bestenlisten. verstehst, was ich meine? es gibt nicht ZU viel musik in der welt, aber SO viel wie sand am meer. und das ist auch gut so. wenn man ein sandkorn in die muffathalle einlädt, bleibt es ein sandkorn. die tage, wo die promo-tanten LPs und CDs in unsere DJ-postfächer legten und alles einigermaßen übersichtlich war, sind, glaube ich, ewig lang vorbei. für mich seit mindestens 15 jahren.

was ich damit unterm strich und durchaus ernst meine (und schon lange meine): musikjournalismus ist beliebigkeitskommentierung. der berufszweig ist weitgehend tot. und zwar seit der digitalen erzeugung und verbreitung von musik.

in der filmindustrie ist es ähnlich, wenn auch anders: ein großer film kostet für einen laien zu viel geld. ein kurzfilm dagegen nicht. deswegen sind die besten kurzfilme (mit oder ohne plot, selbst koch- und unboxingvideos sind kurzfilme) heute inflationär, eben wie sand am meer, auf youtube zu sehen. und was die fotos und literatur angeht, können wir ein ähnliches lied singen. alles, was digitalisierbar ist, hat diese metamorphonse in die public domain der mediendemokratisierung vollzogen und gesamte genres und berufsstände verwandelt bzw. abgeschafft. in 10 jahren wird es niemanden mehr geben, der sich ernsthaft “musikjournalist” nennt, allenfalls dezent “musikscout nach zufall”. oder eben plattenwechsler für gute stimmung, abgekürzt DJ.

teleGene kunst | in bonn


zwei minuten impressionen von der → TeleGen-ausstellung in bonn

sehr humorige und von der menge der künstler her ziemlich umfassende ausstellung über kunst rund ums fernsehen. der schwerpunkt liegt beim frühen fernsehen, als das phänomen der bewegt-bild-übertragung zahllose künstler inspirierte, (un)sinn damit zu treiben. mein kurzes video ist nur teilweise repräsentativ, weil es das zeilenwandern, das flimmern bei 50 Hz bildwechselfrequenz zu stark zeigt. in der ausstellung im kunstmuseum bonn sieht man weniger flimmern. nur bei → nam june paik flimmert’s unentwegt, weil ein starker magnet über dem farbfernseher liegt.

zehrersFernsehschleifen

auch → joseph zehrers farbsekunde von 1990 ist hier ausgestellt.

Günther-Uecker---TV-auf-Tisch---1963

“TV auf Tisch” (1963) von → günther uecker

WFMU 1987 | nachtmoderation


WFMU januar 1987

diesen mitschnitt einer langen moderation fand ich auf meiner cassette “new york → hongkong 3.1. -20.1.1987”. wer spricht, weiß ich nicht, aber es war eine ganz typische moderation gegen ende einer nachtschicht im unabhängigen, werbefreien rundfunksender → WFMU, der damals noch aus einem kleinen nebengebäude des → upsala college in new jersey sendete. dank des station managers → ken freedman, den ich gut kenne, wuchs WFMU zu einem der wichtigsten unabhängigen rundfunksender der USA heran. er strahlte damals schon kräftig auf manhattan rüber und war einer der ersten, die einen internet-stream des live-programms aufbauten. ken sagte mir, dass man von glück sprechen kann, dass die server-/streaming-kosten und die ASCAP-regelungen (musiksendelizenzen) so geklärt wurden, dass nicht alle kleinen sender in den USA kaputt gingen.

newYori1987Tape

ich selbst habe den moderationen und der musikauswahl vieler WFMU-DJs die einsicht zu verdanken, dass radio nicht radikal genug sein kann. meine sendungen nach rückkehr von der weltumrundung hörten sich völlig anders an als zuvor. WFMU stand im völligen kontrast zu allem, was sonst über UKW zu hören war.

la revanche ou | la mort

serbie_WW1

serbie – la revanche ou la mort. vermutlich 1914/15

frankreich und serbien waren schon vor dem ersten weltkrieg enge verbündete. wie allerdings dieses in frankreich erschienene plakat zu deuten ist, verstehe ich nicht. sehen wir eine serbische frau, und gegen wen soll sie kämpfen? gegen österreich? wer ruft zur revanche auf: die franzosen eine serbische frau?

die illustration habe ich via europeana bei der → serbischen nationalbibliothek in belgrad gefunden. publiziert wurde es laut den angaben dort in paris von “A. Noyer”

russland als (bis heute) verbündeter serbiens wurde zu zeiten des 1. weltkriegs gern als bunter schmetterling dargestellt, wie hier. gleiche quelle, diesmal mit paris “H. L. Géligné” ausgewiesen:

russie_WW1

französische darstellung russlands, 2. weltkrieg

bulgarie_WW1

aus derselben serie: bulgarische dolchstoßbiene

japon_WW1

japan aus franzöischer sicht, um 1914/15

strafe für | note 4 von 5

note4

ich hatte kürzlich eine support-anfrage an eine firma, die unter anderem migrationssoftware herstellt. die software (acronis migrate easy) funktionierte nicht, und zwar, wie sich erst beim support-dialog herausstellte, weil sie nicht mit windows 8 und 10 kompatibel ist. eine fehlermeldung gab es nicht; das programm ließ sich problemlos installieren und starten, tat aber einfach nichts.

wie fast immer, wenn eine support-anfrage zu ende ist, kommt vom hersteller eine mail, ob man die zusammenarbeit mit dem berater (einem menschen) okay fand. ich beantworte diese umfragen nicht gern, vor allem weil ich nicht weiß, wie ein einziger negativer punkt auf den mitarbeiter des call-centers oder der support-abteilung zurückfällt; außerdem sind die meisten dieser umfragen zu langwierig. bei dieser hier brach ich gleich nach der ersten seite ab. grund: ich klickte in der zufriedenheitsskala 4 von 5 an, also zufrieden, aber eben nicht sehr zufrieden.* dann tat sich gleich eine mords liste auf, die mir quasi ankreidete, dass ich keine fünf punkte geben wollte. wörtlich:

“…lassen Sie uns bitte wissen, was am meisten zu Ihrer Unzufriedenheit beigetragen hat.”

dreist, denn vier punkte wäre note 1,7 im abi. und punkt 4 sagt ja laut umfrageblatt “zufrieden”. warum sollte ich also unzufrieden gewesen sein?

das thema ist verwandt mit den bewertungsschemata bei ebay, airbnb und anderen. wenn man nicht die volle punktzahl gibt, wird das vom gegenüber als totaler frust oder hass ausgelegt. was das in der tiefe der online-gesellschaft bewirkt, ist eine entwertung der beurteilungswährung.

ein kollege, der in new york lebt und mit dem privat-taxi-dienst UBER erfahrung hat, schreibt dazu: “Uber-Fahrer kriegen Probleme, wenn sie durchschnittlich weniger als 4,6 Sterne bekommen.” außerdem weist er mich auf → diesen zeitungsartikel hin, wo es um genau diese problematik geht.

⚒ noch eine nebenbemerkung: dieser feedback-check beginnt nicht mit der zeile

  • “Umfrage zu Ihrer Support-Anfrage”

sondern mit:

  • “Umfrage zur Interaktion mit dem Acronis Support”

was bitte ist das für ein satz: interaktion mit dem support? ich hatte einen meinungsaustausch mit einem menschen, keine interaktion mit einem ding.

 


* warum nur vier von fünf punkten? weil ich fand, der mitarbeiter hätte mir nicht nur sagen können, woran’s lag (“falsches betriebssystem”), sondern auch: sorry, das letzte betriebsssystem, wofür diese als brandneu annocierte software funktioniert, ist windows vista – und damit drei generationen alt. der mitarbeiter fasste sich aber nicht an die eigene nase, sondern ließ mich mit dieser wenig hilfreichen, aber sicher korrekten info im regen stehen. außerdem bot er keine alternative an, obwohl es womöglich solche gibt. ich las später bei einem anderen, teureren datenmigrationsprodukt von acronis nach, ob das denn für neuere windows-versionen verfügbar ist. dort fehlten jegliche betriebssystemangaben. ich sage also: finger weg von dieser früher mal zuverlässigen backup- und migrations-software!

süßes jesuskind | um 1500

heute besuch im frankfurter städelmuseum. die erste etage, stark beworben mit dem claim dialog der meisterwerke, völlige quatschveranstaltung, nur um leute ins museum zu ziehen, thema verfehlt, thema überhöht, thema an den haaren herbeigezogen. das muss einen ja nicht hindern, die zwei linken füße des goethe-italien-portraits von tischbein und max ernsts mond-spargel von 1935 zu genießen. ich ging dann rasch einen stock höher zu den alten meistern und blieb bei den unsäglich krätzigen jesuskindlein hängen. hier eine handvoll details. weiter unten dann die gemälde in etwas größerem ausschnitt. möchten wir diese frühreifen racker gern als kinder oder enkel haben?

 

babyJesus_StädelMuseum

details aus jesus-portraits um 1500. städel museum

die finger der obenstehenden personen. links der ringfinger der mutter maria, mit brüchigem nagel. mitte: die jesushand, die den kleinen finger der madonna melkt. unten rechts: völlig desinteressiertes stillen.

babyJesus_StädelMuseum_details2

 

nun die gemälde in etwas weiträumigeren ausschnitten. sie stammen alle aus der zeit um 1500.

jesusKind_städel_01

stillschwierigkeiten. und zu hoher busen.

 

jesusKind_städel_02

urbi et orbi von einem jungen herrscher mit hang-over

 

jesusKind_städel_03

jesus spielt mit (glaube es ist) johannes. zwei spaßvögel im debilen innendreh

 

jesusKind_städel_05

“mit den ohren kann ich fliegen.”

 

jesusKind_städel_07

“wie lange soll ich das noch machen?”

 

jesusKind_städel_06

picknick mit riesenzwergin

 

jesusKind_städel_04

die schönste madonna im städel. und der lockerste jesus – rühreif wie sie alle