deutschland schachert | 1915

der blick aus dem ausland auf deutschland ist immer lohnenswert. der seattle star berichtete vor genau 100 jahren von zwei kriegsereignissen: österreichische torpedos haben die ancona versenkt, und mit ihr auch einige amerikanische staatsbürger. und: deutschland ist zu friedensgesprächen bereit, aber…

SeattleStar_Nov1915

… wenn man genau liest, ist die kriegsmaschinerie ungebremst am laufen, und deutschland schachert. der deutsche botschafter (von bernstorff) kam gerade aus dem reich zurück nach washington und ließ den präsidenten (wilson) wissen, dass der deutsche kaiser (wilhelm II, ein kriegtreiber, wenn nicht kriegsgeiler) gütig auf belgien verzichte, aber dafür polen haben möchte. die alliierten lehnten ab. johann heinrich von bernstorff muss übrigens ein bemerkenswerter diplomat gewesen sein. als einer der wenigen aus dem umfeld des kaisers nahm er position gegen den kaiser ein. er war ein erklärter gegner des von deutschland vorangetriebenen u-boot-kriegs. und man sagt von bernstorff nach, dass er es war, der woodrow wilson lange davon abhielt, gegen deutschland in den krieg zu ziehen.

hier der artikel aus dem seattle star im detail:

SeattleStar_Nov1915_germanyPeace

der seattle star vom 10. november 1915: deutschlands dreistes friedensangebot

ich ging kurz auch der ersten schlagzeile nach: ein österreichisches u-boot versenkt das passagierschiff ancona. wikipedia klärt hier auf: die ancona (ein ozeandampfer) mit 208 passagieren an bord wurde südlich von sardinien ohne vorwarnung beschossen und versenkt, und zwar von einem deutschen u-boot des typs U-38, unter führung eines deutschen marineoffiziers (max valentiner), aber, warum auch immer, unter österreichischer flagge. die U-38 war eins der modernsten kriegswaffen des kaisers und vandalierte durch mehrere weltmeere.