störung angucken | statt panik kriegen

heute mittag hatte mein mobilfunknetzbetreiber eine störung. das wusste ich nicht. ich habe nur gemerkt, dass ich mich mit martin zum mittagessen verabreden wollte und ich ihn nicht anrufen konnte. auch war, wie ich mit ihm später testete, mein handy nicht erreichbar – besetztzeichen. SMS aber konnte ich senden und empfangen. alles andere an dem smartphone funktionierte auch.

nun denkt man in einem solchen fall: mist, gerät neu starten, support (kostenpflichtig) anrufen usw. ich aß stattdessen in ruhe, wir sprachen übers klassentreffen und den königsforst, und schon kam ein anruf, und alles war okay.

später suchte ich nach “netzstörungen”, und dafür eignet sich eine webseite namens → allestörungen.de, die offenbar nur von meldungen betroffener gespeist wird und für den heutigen tag für mich eine sinnvolle statistik lieferte. das sind die netzprobleme bei meinem provider, mit just einem peak um die mittagszeit. das dürfte meine störung gewesen sein.

netzstörungNachStunden

außerdem gibt es noch die störungskarte. und ja, meine stadt ist mit dabei:

störungsKartenetzstörung eines mobilfunkanbieters. je mehr gelb, umso mehr.

unterm strich: erst mal nichts am system ändern und auch keine panik schieben, bevor man was kaputt macht. störungen gibt es immer mal wieder.

ps: fast hätte ich gesagt “never change a running system”. sag ich aber nicht. → hier steht, warum.

yahoo auf android | datenkrake

schon die airbnb-app auf android (siehe screenshot weiter unten) war unverschämt, und die pressestelle von airbnb gab das implizt auch zu. jetzt toppt yahoo die datenkrakelei. die neue version der app für android smartphones verlangt nicht nur, dass man hemd und hose auszieht, sondern auch die unterhosen runterlässt:

yahooAndroidyahoo will alles von uns wissen, auch aufs mikro zugreifen

airbnbAndroidwarum will airbnb auf meine WLAN-verbindungen zugreifen?

gebührliche | rundfunkgebühr

aus meinem → eintrag im SWR 2 dokublog:

in mehreren publikationen heute geht es um geldverschwendung, content- und existenzvernichtung in öffentlich-rechtlichen sendern. der deutschlandfunk profitiert.

von einem privatwirtschaftlich geführten verlag wie cicero erwartet man einen kritischen blick auf die öffentlich-rechtlichen, gebührenfinanzierten programme. in der → aktuellen ausgabe geht kollege christoph schwennicke mit bekannten argumenten mit der ARD ins gericht: millionen an gottschalk gezahlt und ohne eine einzige sendung sogar nochmal hinterhergeschmissen – und damit versenkt, dreistellige millionen für veranstaltung eines nachweislich korrupten vereins vorab bezahlt, nämlich die FIFA.

die argumente kann man auch als autor der anderen seite, eben der öffentlich-rechtlichen sender gut nachvollziehen; denn da stimmt etwas ganz grundsätzlich nicht, wenn auf der anderen seite unzählige rundfunk- und fernsehkollegen arbeitslos werden, nur weil zum beispiel der WDR eben mal 250.000 € jährlich einsparen muss. (warum eigentlich?) bereits dreistellige einsparvorgaben können ganzen redaktionen das genick brechen.

sympathisch, und auch ganz in meinem sinne, ist dieser satz aus schwennickes kurzkommentar:

“Ich bin großer Anhänger des öffentlich-rechtlichen Systems. Es bietet das beste Fernsehen der Republik. […] Und ohne Deutschlandfunk kann ich mir einen Morgen so wenig vorstellen wie ohne Kaffee.”

der zweite artikel, der das quasi innerbetrieblich verdichtet, macht heute in mehreren medien die runde. hier wäre ein exemplar davon: uwe mantels → blick auf den massiven abbau des wissenschaftsjournalismus im WDR fernsehen und hörfunk. dabei geht es, im vergleich zu den millionen an die busenfreunde gottschalk und jauch, um peanuts, aber eben um existenz- und content-vernichtung. man muss sendungen wie das nicht gerade von eitelkeiten freie “quarks & co.” oder das ultralite gebürstete wissenschaftsmagazin “leonardo” (WDR 5) nicht mögen, aber es sind die einzigen generischen WDR-sendeplätze für populärwissenschaft.

die einsparungen im WDR betreffen übrigens mindestens so stark die im kulturbereich tätigen journalisten und redakteure. die haben aber offenbar keine lobby und sammeln keine unterschriften für → briefe an den intendanten. (wobei tom buhros antwort auch keinem weiterhilft.)

von all dem profitiert der deutschlandfunk. und was die → wissenschaft angeht, profitiert er sowieso. womit ich wieder da wäre, wo ich oben begann. (ich höre nicht den DLF am morgen, aber ich trinke auch keinen kaffee am morgen; ich höre das öffentlich-rechtlich finanzierte → today in der BBC radio 4 am morgen und trinke tee. hier sei ein emotikon erlaubt ;-)

pixar betreibt | hirnforschung

pixarInsideOutPressPosterdie fünf grundgemüter im hirn unserer hauptdarstellerin. foto: pixar

vor unglaublichen 13 jahren (time flies) brachte pixar seinen zweiten computeranimierten kinofilm heraus, die monster AG. pete docter, der dabei seine erste regie führte, kam nach münchen, und ich flog auch dahin, und → wir sprachen eine halbe stunde lang sehr entspannt über diesen film. inside out ist sein neuester film, er kam im juni in die amerikanischen, im oktober kommt er in die deutschen kinos. der deutsche titel ist bisschen arm, mir fiele aber auch kein besserer ein: alles steht kopf.

ich sah den film gestern zusammen mit regina im pressepreview und sage: es ist ein durchaus sehenswerter, skurriler versuch, unseren menschlichen verstand, die seele und den geist in personen zu fassen und mit gedächtniskugeln in riesigen datenspeichern herumagieren zu lassen. was pixar noch nie konnte und auch hier nicht: mal ruhe einkehren lassen, auf die stärke der bilder vertrauen. der komplette film wird zugequatscht, mit zum großen teil durchaus munteren dialogen. aber ich hatte mal wieder das gefühl, ich habe einen sehr dichten, komischen, teilweise tiefsinnigen vortrag ohne verschnaufpause gehört – und keinen film gesehen, mit bildern, die ich mit nach hause nehme.

das heißt, paar bilder nahm ich schon mit nach hause, zum beispiel die schlittschuhfahrt der tochter mit ihren eltern, die reise nach san francisco und die durchaus attraktive (für die filmemacher aber offenbar grausig versiffte) neue unterkunft in san francisco und vor allem den von millionen von schwarzen kugeln geprägten raum des vergessens.

pixar wäre nicht pixar, wenn wir beim betreten des “unterbewusstseins” (ein raum, der von zwei debilen polizisten bewacht wird, die sich über ihre hüte streiten, denn in beiden hüten steht nur “mein hut”) auf tatsächliche traumata stießen. die kindheit des mädchens (riley; oben nicht abgebildet, sie spielt nur eine untergeordnete rolle; wir sehen oben die fünf grundstimmungen ihres charakters, in der mitte “joy, rechts die wunderbare “sadness”) verlief bilderbuchmäßig, sie ist der einkindfamilie von pete docter nachempfunden, und das einzig schlimme, was das mit ungebrochener liebe grundausgestattete kind erlebt, ist der umzug von der provinz minnesotas in die neue stadt. hätte schlimmer kommen können; muss ja nicht unbedingt ein onkel sein, der ein irak-kriegstrauma hat, säuft und ihr auflauert. aber zumindest mal ins wintereis hätte sie beim schlittschuhfahren schon fallen können.

der film wird erfolgreich starten und in wenigen jahren auf langstreckenflügen zu sehen sein, ungekürzt. regina fragte, was wohl die zielgruppe sein mag, mit diesen quietschbunten comicfiguren und diesem teilweise irre wirkenden gehirnkabinett? würde sagen, ein familienfilm eben. ab 4.

noch paar technische details: im bild oben sieht man joy (die mittlere figur) leuchten. dieses innere licht wirft keinen schatten auf die anderen, aber es leuchtet sie an. die rechte figur (sadness) leuchtet in einem kühlen blau. joys leuchten ist, wenn man sie im film agieren sieht, technisch sehr aufwändig, denn um sie herum schweben die ganze zeit winzige leuchtpartikel, die manchmal wie härchen wirken, bei schnellen bewegungen einen leuchtenden partikelschweif hinter sich herziehen. vom standpunkt der computeranimation her ist das kein problem, nur, um es durch den ganzen film zu ziehen und mit dem rest der szenen homogen zu → rendern, musste pixar ein eigenes plug-in für seine render-software (renderman) programmieren. ich habe meine zweifel, ob sich der aufwand lohnt, und ich fand, dass der “glow” der figur keinen wirklich freundlichen mehrwert bringt. es gibt andere stilmittel, joy in die figur zu bringen.

workshop flucht | und vertreibung

workshopFluchtUndVertreibung_Juni2015Dr. Christoph Classen, Zentrum für Zeithistorische Forschung, Potsdam (links); Dr. Jörg-Uwe Fischer, Deutsches Rundfunkarchiv Potsdam; Prof. Dr. Michael Schwartz, Institut für Zeitgeschichte, Berlin; Prof. Dr. Bill Niven, Nottingham Trent University, England; Dr. Stephan Scholz, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. foto: ms

dazu eine kleine sprachanalyse beim → SWR dokublog. mein bericht in DLF/aus kultur- und sozialwissenschaften lief am 25. juli 2015. hier ist die um zwei minuten längere fassung. im interview sind jörg-uwe fischer und maren röger zu hören.


workshop flucht und vertreibung, deutschlandfunk

rundfunk | vertikal durchgegriffen

mein aktueller dokublog-eintrag:

in einigen redaktionen herrschte vor 40 jahren antiautoritäre kreativität. heute ist aus diesen zarten versuchen, hierarchien abzubauen ein system geworden, wo vertikal von oben nach unten durchgegriffen wird. die zeit des sparens ist die zeit der angst ist die zeit der kreativitätsvernichtung.

wir_horizontal

ich stieg mit einer vom konzept her einzigartigen rundfunksendung als autor ein, → pop sunday. avantgardistische rockmusik und freche texte junger, völlig unbekannter autoren. eine insel des glücks im damals stockkonservativen bayerischen rundfunk. wir sprechen vom nachhaltigen nachhall der 1968er-bewegung. pop sunday war vom konzept her basisdemokratisch: jeder autor, der zu einer der monatlichen redaktionssitzungen kam, konnte über andere autoren mitabstimmen und hatte so viel stimmvolumen wie die alt angestammten autoren und die redakteure der sendung. wir haben nicht selten den abteilungsleiter, der die sitzung moderierte, überstimmt, und deswegen wurde wider seinen willen eine sendung draus.

ich erzähle das nicht aus nostalgiegründen; heute würde ein solches konzept aus vielen gründen nicht mehr funktionieren. ich erzähle es, weil pop sunday der inbegriff einer flachen, eben horizontalen struktur im öffentlich-rechtlichen rundfunk war. auch in anderen jugendfunkredaktionen und -sendungen in anderen sendern wie bei der WDR radiothek und dem SFBeat herrschte damals ein ton, der deutliche antiautoritätsmuster zeigte und (ich wähle das wort mit bedacht:) enorme kreativität freisetzte. man hätte denken können, dieser erfolg, dieses klima der offenheit, breite sich auf die ganzen sender aus; tat es aber nicht.

fastforward: heute, 40 jahre später, beherrscht die betreiber der öffentlich-rechtlichen sender ein einziges, damals völlig irrelevantes motiv: sparen! ohne auf die widersprüchlichen bis irrsinnigen motive des sparens angesichts steigender rundfunkgebühren einzugehen: es gibt zwei arten, mit einer vermeintlichen finanzierungslücke umzugehen. man kann sagen, leute, wir müssen das irgendwie schaffen, oder: sorry leute, wir greifen jetzt von oben nach unten durch. letzteres passiert zurzeit – und seit beginn des jahres 2015 besonders verschärft – bei allen öffentlich-rechtlichen sendern. es trifft alle, auch hauptabteilungsleiter, zeitvertragsredakteure, moderatoren, freie autoren. und dabei geht eins völlig kaputt, nämlich das, was ich oben mit bedacht “enorm” nannte.

ihr_vertikal

ramstein | drohnennabel der welt

intercept – deutsches drohnenzentrum in rammsteinvon the intercept verbreitete grafik über den drohnenkrieg made IN germany

glenn greenwald’s webseite the interceptverbreitet eine grafik, die zeigen soll, dass deutschland (speziell ramstein) im zentrum weltweiter drohnensteuerung steht. von der bundesregierung wurde das bislang bestritten. so wie man überhaupt alles, was in den letzten jahren whistleblower in richtung geheimdiensten herausgeblowt haben, tendenziell dementiert oder bewusst diffus lässt. zur transparenz einer demokratie gehört selbstverständlich, dass geheimdienste und militär einer rechtsstaatlichen kontrolle unterliegen und bestimmte fundamentale dinge offen gelegt werden müssen. man sieht an der grafik gut, warum ramstein und nicht zum beispiel island: deutschland ist nicht zu nah und fast gleich weit entfernt von den drei haupteinsatzgebieten völkerrechtlich unerlaubten tötens von menschen aus der luft.

wir haben es julian assange, glenn greenwald, edward snowden und anderen zu verdanken, dass diese thematik überhaupt auf die agenda kam. dass geheimdienste und militär sich kontrollieren lassen, wird jahrzehnte dauern, ähnlich wie der umweltschutzgedanke erst nach langer zeit selbstverständlich wurde. wenn sich – wie in letzter zeit immer wieder barack obama – staatschefs damit brüsten, “terroristen” (stets nach eigener definition) abzuschießen, geht es nicht nur nicht rechtsstaatlich zu, diese akteure müssen für ihr handeln vor gericht gestellt werden; in den haag gibt es genau das richtige dafür. interessant daran ist unter anderem der aspekt, dass praktisch alle US-präsidenten seit reagan fällig (gewesen) wären, ihre chiefs of staff sowieso.

als obama zum präsidenten gewählt wurde, stand die frage im raum, wie man mit seinem vorgänger und dessen frei erfundenem kriegsgrund (afghanistan, irak) umgeht. obama kritisierte diese politik, lehnte aber juristische schritte gegen george walker bush ab.

spy (cooper) | und zündfunk doppelmod.

was haben wir gelacht, thomas, claudia und ich, gestern bei der OV von spy – susan cooper undercover. melissa mcCarthy spielt die unter ihrem hohen körpergewicht wenig leidende, aber das klischee der nicht begehrten frau bedienende rolle des mauerblümchens, das zur super-agentin wird. ihre partnerin bei dem alles durchforstenden deppenverein CIA spielt miranda hart, die in der BBC eine eigene comedy-show hat und mir vor allem als schrille figur in dem historiendrama call the midwife gefällt. der thriller es ist eine reine klamauk-orgie, sie entbehrt jeden tiefsinns, es hagelt comedy-reife gags und derbe minidialoge – und es endet alles gut. mich hat der film an mad max (fury road) erinnert, der auf völlig andere, nämlich total ernste weise sinnfrei ist. spy ist (anders als mad max) filmisch nicht wahnsinnig anspruchsvoll, also wird er sich gut auf den fernsehbildschirmen der welt machen, und jetzt ist schon abzusehen, dass er endlos oft im “free” TV und in flugzeugen laufen wird, einfach weil er so lustig und völlig harmlos ist.

einen abend später, beim backen, hörte ich dann caro matzkos und ralf summers zündfunk nach, weil beide die sendung auf facebook massiv beworben haben.

zündfunk_summerMatzkoich habe seit meinem weggang von münchen 1993 keine einzige zündfunksendung mehr von anfang bis ende gehört, diese aber schon. sie plätscherte so dahin, war also guter hintergrund (ralf hätte gesagt “background”) für die teigarbeit. (fast) alle themen, die nicht mit musik zu tun hatten, handelten von dem, was 1984 ein exot im zündfunk war, nämlich das computermagazin. diesmal: roboter, die journalisten ersetzen; merkel, die keine ahnung von facebook hat; soziale netze, soziale netze; vorratsdatenspeicherung usw.

mir ist nicht klar, welche funktion die doppelmoderation in dieser langen stunde hatte, denn sie macht nur sinn, wenn sie sich als formales grundmotiv durch die sendung zieht. so aber wirkte sie fast autistisch, denn es gab eine scharfe trennung mit kaum (und wenn, dann unkomischen, uninspirierten kurzen) berührungspunkten der beiden moderatoren: ralf gibt den musikjournalisten, aus dessen mund die tief amerikanisch ausgesprochenen fachtermini nur so heraus purzelten (der verstorbene freejazzer ornette coleman heißt bei ihm immer coleman RIP, auch die drei buchstaben R-I-P mit tief amerikanischen zungenschlag). und caro schien irgendwie für den nicht-musikalischen teil, also “sonstiges” zuständig gewesen zu sein. einmal nahm sie eine verkaufsrolle ein, indem sie einen vermeintlich super spannenden beitrag (werden roboter uns journalisten ersetzen?) elaboriert anmoderierte, um dann zu sagen: kommt erst nach der nächsten musik.

in den kulturwellen von WDR 3 und 5 macht sich diese “staubsaugerverkäufer-brückenmoderation” seit einigen jahren enorm breit, die brücken werden immer länger. das hängt mit drastischen einsparmaßnahmen zusammen: viel mehr musik, viel weniger inhalt. dazu sag ich ein ander mal mehr. jedenfalls war der nach der “lästigen” (weil brückenmusik) laufende beitrag dann heiße luft; irgendwer hat offenbar gemeint, software könnte irgendwann mal journalistische texte schreiben, und die redaktion hielt das für ein wichtiges “netzthema”. wir können auch irgendwann einmal mit unseren armen fliegen – sage ich.

dass es bei der doppelmoderation ralf/caro kaum interaktion gab, kann daran liegen, dass zwischen den beiden eine halbe generation leben liegt, oder daran, dass nur einer der beiden schlagfertig ist und humor über den äther bringen kann.

der zündfunk wurde früher immer von einem moderator gefahren. man hörte in den 1970er jahren die sendung von ingeborg schober am freitag, und die von raoul hoffmann am montag. ca. 1990 habe ich mal sabine gietzelt gebeten, als sidekick (das wort kannten wir damals noch nicht) in meine metal-sendung zu kommen. wir beiden haben, wenn ich mich recht erinnere, so viel und so anregend und skurril miteinander gequatscht, dass für musik nur wenig zeit blieb und wir anschließend dem damaligen, leider nicht sehr prickelnden redaktionsleiter anboten, das weiter so zu machen, allerdings müsste sabine dann mehr als ein kleines infohonorar bekommen. das hielt der redaktionsleiter für völligen unsinn. doppelmoderation, so ein quatsch.

heute passiert das beste, was man an doppelmoderationen für ein junges hörerpublikum auf den ARD-radiowellen hören kann, auf WDR 1live – auch wenn das modell schon ewig läuft und man die doppelpacks kennt und sich die witze wiederholen, funktioniert das weiterhin. aber es ist wegen der dummdödelmusik auch nicht spannender, solchen sendungen zuzuhören als einem zündfunk, bei dem der eine moderator schweigt, wenn der andere seine wichtigen ansagen macht, und umgekehrt.

mir fiel noch auf, dass praktisch jeder moderationstext information kommentierte. im journalismus lernt man eigentlich, beides sauber zu trennen. das war allerdings auch in den musikjournalistischen zündfunk-sendungen früher selten der fall, in den politischen zündfunks dagegen war das ein maßstab. caro und ralf moderierten einen hybrid aus musik- und nachrichtenmagazin und entschieden sich offenbar für eine seite.

siri mag| kokain

die besten fehlleistungen von spracherkennungsprogrammen liegen weit zurück. sie waren mitte der 1980er jahre hip, 1990 so öde wie nur was. siri spracherkennung bringt aber kreativen schwung in den laden: vorhin sprach ich in mein iPad: “Monika bräuchte das Rezept mit dem Hokkaido-Kürbis”. siri hat daraus das hier gemacht:

Monika bräuchte das Rezept mit dem Kokain du Kürbis!

 

besser hätte ich es nicht sagen können.

wie langweilig dagegen android:

meinHokkaidoAndroidwo apples siri drogen heraushört, denkt android ans essen.

als das radio nur rund | funkte

RUNDFUNK FUNKT(E) RUND
02.06.2015

via SWR dokublog

das wort rundfunk gibt es schon etwas länger als seit 1924. damals startete in deutschland das, was im angelsächsischen genauso hieß, nämlich broadcast (weit-werfung). auch das wort “radio” enthält das rundherum funken, nämlich als radiation mit sozusagen einem radius – soweit die antenne reicht.

die antenne ist der entscheidende punkt: von ihr geht die “sendung” aus, sie ist im zentrum des radius, in dem der sender herumfunkt. viele menschen hielten das vor 90 jahren für zauberei, aber erst heute, in zeiten des internets, wird klar, was technisch trivial ist: wir können in dem bereich, in dem die antenne die sendungen herumfunkt, beliebig viele empfänger aufstellen, es schwächt weder den empfang der anderen, noch die antenne, von der alles ausgeht.

die rundfunk-betreiber bauten höhere antennen und leistungsfähigere verstärker, um broader zu casten, also mehr radius abzudecken, also mehr hörer zu erreichen.

das verfahren, worüber heute immer mehr menschen rundfunk (und fernsehen) konsumieren, ist völlig gegensätzlich, mit weitreichenden konsequenzen: sie bestellen daten über ihren internet-anbieter und bekommen sie frei haus geliefert. daten können vieles sein, und eben auch radiosendungen. es sind dann keine sendungen mehr, sondern lieferungen. sie werden nicht rund-gefunkt, sondern paketweise individuell zugestellt.

während es der sendeantenne wurscht war, wie viele empfangsantennen ihr entgegenwinkten, wissen die sender beim vertrieb übers internet ganz genau, wohin sie die sendung liefern. es ist enorm teuer, sie jedem einzelnen zu liefern. der betrieb einer leistungsfähigen UKW-sendeantenne kostet viel, aber ein backbone, an dem tausende hörer sendungen saugen, wird mit jedem hörer teurer und teurer. als die sender vor ca. 15 jahren mit dieser verbreitungsmethode anfingen und backbones und datenleitungen viel teurer waren als heute, war in den funkhäusern oft zu hören: “was machen wir um himmels willen, wenn uns mehr leute übers internet, statt über antenne (und kabel) hören?”

trotz des preisverfalls für internet-server wäre z. b. SWR 3 bankrott, wenn von heute auf morgen alle hörer auf online-empfang umschalten würden.

solange das nicht der fall ist und die gemeinde der antennenlosen nerds im rahmen bleibt, überwiegt der vorteil, dass der sender sehr genau weiß, wann wie viele hörer aus welchen regionen wann einschalten, wie lange dabei bleiben und wann abschalten. SWR 3, um diesen populären sender noch einmal zu erwähnen, nutzt zudem die internetseite massiv für eigenwerbung, gewinnspiele, all das, was über antenne gar nicht gut geht und was man “hörerbindung” nennt. beim hören übers internet ist der hörer tatsächlich über seine IP-daten eine zeitlang an den sender gebunden. die antenne spürt diese bindung nicht. sie sendet einfach das radio in die welt hinaus. die betreiber der sender müssen mühsam ermitteln, wer im antennenwald was wann hört, und es stimmt repräsantativ schon, aber eigentlich stimmt es überhaupt nicht. eine währung wie die verweildauer bei einzelnen sendungen, über die stellen, wo signifikant viele hörer den radio-tatort ausschalten, lässt sich mit dem modell des rund-funks nicht herstellen. es ist für amazon von unschätzbarem wert, wenn ihre kindle-bücherleser online sind, zu wissen, wenn sie bestimmte seiten schneller überblättern als andere.

die radiobetreiber sind zur zeit völlig überfordert, die beiden verbreitungswege zu bedienen. endlos lang wird diskutiert, ob man für eine sendung einen blog einrichtet und wer den blog zu welchem honorar redaktionell betreut. es fehlt an rücklaufkanälen für solche blogs, falls ein hörer einmal etwas vernünftiges, weiter führendes da hineinschreibt. wo sollte man ein solches posting weiterführen? in den UKW-rundfunk? nach wie vor ist es für viele hörer die größere ehre, sich über antenne zu hören als ein paar freundliche zeilen im blog zu lesen. es wird diskutiert, welche sendungen die rundfunkmacher im internet nachhörbar machen und für wie lange. wie geht man mit dem verwaltungsaufwand um, der durch hörer entsteht, die ein manuskript online finden und sich beim intendanten über den autor beschweren? über antenne hat sich bis vor wenigen jahren alles “weggesendet”. im nichts vergessenden internet bleibt der rundfunk plötzlich einfach so da.

die verlockungen der online-verbreitung hat viele entscheider in den öffentlich-rechtlichen rundfunkanstalten korrumpierbar gemacht. ich meine damit weniger, dass sie mit dem öffentlich-rechtlichen auftrag brechen, wenn sie schillernde webseiten mit schönen “teaser”-fotos einrichten, statt den inhalt nach vorn zu stellen, so spröde er sein mag. der kommentar eines geschulten auslandskorrespondenten über ein flüchtlingsdrama braucht keinen “webauftritt”.

die korrumpierbarkeit betrifft die grundhaltung der radio-entscheider dem hörer gegenüber: statt ihn wissen zu lassen, dass sie mit viel geld ein hochqualifiziertes team aus freien und festen autoren und redakteuren finanzieren, das tolle sendungen macht, bauen sie die autorenschaft massiv ab und hätscheln den hörer, indem sie “wohfühlprogramme” erfinden und damit – um im bild der online-verbreitung zu bleiben – kundtun: ich spüre dich über deine IP-adresse, geh bitte nicht weg, lass mich dich binden. das ist der reine witz, denn natürlich weiß keiner, wer dieser ominöse hörer ist, der gebunden werden soll; zweitens hat jemand, der produkte (sendungen) herstellt, die sich am gefallen orientieren, eh schon verloren. und schließlich gehört ein system, das kunden binden will, in den bereich der marktwirtschaft. dort sind antenne bayern, mannesmann und wattenscheid zuhause, aber ein von öffentlichen geldern finanzierter rundfunk nicht.

der verlust des bilds eines rundfunks, der kompetent rund herum ohne rücksicht auf verluste in die anonyme weite welt sendet, ist eine indiz für sein baldiges ende