dan(ielle) bunten | spieledesigner der ersten stunde

DaniBuntenBerryGameDesignerdan(ielle) bunten, gamedesigner(in) 1949–1998

darf ich vorstellen: das ist danielle bunten aus arkansas, USA, verstorben im alter von 49 jahren. ich lernte sie kennen, als sie noch dan bunten hieß, 1986, und führte ein interview mit ihm für die computersendung im bayerischen rundfunk. ich fand das sendemanuskript auf einer 18 jahre alten, noch funktionierenden atari ST-diskette (über die wiederbelebung von atari ST-disketten → mein blogeintrag zu der technik). dan bunten war ein pionier der spieleprogrammierung, auf ihn gehen u. a.  mule, seven cities of gold und heart of africa zurück. sie waren die ersten adventure- und rollenspiele, die größere popularität erlangten.

dan bunten hat sich nach seiner geschlechtsumwandlung 1992 schwer in der neuen rolle als frau zurechtgefunden. danielle verlor die meisten freunde, die dan hatte, ein teil der familien, darunter zwei brüder und die mutter, wandten sich von ihr ab. mit den drei kindern gab es schwere kontaktschwierigkeiten. und obwohl sie sich sicher war, dass sie schon immer eine frau war, die in einem männlichen körper geboren wurde, schien sie mit den vielen operationen nicht glücklich zu sein und riet anderen zu vorsicht. kein arzt habe sie gewarnt, alle hätten sie nur unterstützt – bei der 30.000 dollar aktion. vermutlich mitte der 1990er jahre ging danielle dann auf die suche nach einen männlichen liebhaber und veröffentlichte eine kontaktanzeige auf ihrer homepage (in der sie ein wenig log: “non smoker”). diese webseite ist bei archive.org gespeichert:

I’m a new woman (chronologic age notwithstanding). In my old life I spent too much time working and fussing. The workaholism is now in remission but it resulted in a secure career that leaves lots of free time. The fussing resulted in failed marriages and three wonderful kids (going about their lives elsewhere). The last 4 years of soul searching (Care of the Soul was one of my guides) have prepared me for whatever comes next. All I can say about my future is that it won’t be like my past. In all other ways I’m wide open to whatever the cosmos has to offer. . . . Specifics . . . ME: I’m footloose and travel a lot. I love nature walks, films (from action to romance), music (jazz, classical, rock, etc.), NPR/PBS, reading (sci-fi, mystery, non-fiction, science and poetry). I’m like a very eclectic museum full of odd bits of this and that. I can knock your socks off in an evening gown and could hit you with a spiral if you ran a down-and-out . . . . YOU: Tall. Over the hump as far as proving yourself. Your friends love you but you don’t quite fit with any group. You live by your own standards. You embrace diversity and tolerate chaos well (probably learned while raising your own kids). You’d love a partner but would maintain your independence and honor hers . . . . US: Getting started. Holding hands. Kissing gently. Sharing easily. . . . Then . . . who knows? . . . . . . Maybe you can help me break out of this chronic earnestness

ich kannte danielle wiegesagt nur als dan und schrieb in den → deutschen wikipedia-artikel über danielle bunten folgenden ausschnitt aus der damaligen sendung:

Interview 1986

Am 7. April 1986 sendete der Bayerische Rundfunk in Bit, byte, gebissen, dem Computermagazin im Zündfunk ein Interview mit (damals) Dan Bunten. Einige Ausschnitte:

Wie würden Sie sich bezeichnen? Als Programmierer?

Ich bin Programmierer von Computerspielen, aber lieber lasse ich mich Software-Künstler nennen.

Wie viel Zeit kostet es, ein Spiel wie Heart of Africa zu schreiben?

Normalerweise ein Jahr. Darin enthalten ist auch die Zeit für Mehrfachversionen, z. B. für den Atari, den Commodore und den Apple. Für die Feinheiten („Nice Touches“) geht am Ende viel Zeit drauf. Aber die Kunden wissen grade sie zu schätzen. Ich denke mir manchmal: Da verwendest du Monate auf das Programmieren der Grundidee, auf die es natürlich ankommt, und am Ende freuen sich die Spieler vor allem darüber, dass die Wellen bei der landnahen Schiffsreise anders klingen als auf hoher See.

Was interessiert Sie als Nordamerikaner die Geschichte Afrikas?

Unser Onkel war Missionar in Südamerika. Eines Tages bekamen mein Bruder Bill und ich ein Buch über die Conquistadores von ihm geschickt, was uns in helle Begeisterung versetzte. Wir haben uns dann immer weiter mit diesen Dingen beschäftigt. Ich besuchte sogar neben meinem naturwissenschaftlichen Studium Geschichtsvorlesungen über das Thema Afrika. Schließlich kamen wir an Computer ran, machten noch ein paar Recherchen und setzten schließlich die Programmierung in Gang. Es ist aber schade dass das Medium Computer so beschränkt ist. Wir hatten so viel Wissen, das wir reinpacken wollten. Aber was sind schon 64 Kilobyte oder der Speicherplatz auf einer Diskette? Wir mussten unsere Vorstellungen ganz schön zurückschrauben!

Geben Sie ein Beispiel für einen Bug.

Bugs gibt es in Massen. Wenn man in dem Spiel Mule seinen Mule in einen Ausstattungsladen führt, fängt plötzlich ein irrsinniger Lärm an. Der war ein Programmierfehler, ein Bug, nie eingeplant. Über diesen Fehler haben wir uns gefreut, jetzt ist der Bug Teil des Spiels, und soweit ich weiß hat sich noch niemand darüber beschwert.

Stellen wir uns Monopoly vor, ein Spiel mit Figuren und Karten, die man anfasst und dreidimensional bewegen kann. Im Unterschied dazu ist ein Film nur zweidimensional, nicht interaktiv, aber auf seine Weise faszinierend. Wo passt sich hier das Computerspiel ein?

Jedes Medium hat seine eigenen Stärken und Beschränkungen. Bücher beziehen dich auf andere Weise in fremde Personen und Handlungen ein als Filme es tun. Theater noch einmal anders. In den USA gibt es ein neues Medium: Bücher auf Cassette. Du fährst im Auto, legst die gekaufte Cassette ein und hörst eine Geschichte. Das ist jetzt sehr beliebt und arbeitet mit theatralischen und radiophonen Mitteln. Manche Bücher haben die Welt verändert. Das alles mit Computern zu vergleichen, klingt anmaßend. Aber eines Tages wird es soweit sein, dass die Computer-Unterhaltung gleichberechtigt neben den anderen Genres stehen wird.